Getreide: Erzeugerpreise lassen weiter auf sich warten  

erstellt am
13. 08. 05

Testphase am Brotweizenmarkt - Futterweizen soll trotz Drucks Lager für Maisernte frei machen
Brüssel/Wien (aiz.info) - Die Wiener Produktenbörse notiert auf Großhandelsstufe immer mehr Produkte aus der Ernte 2005 - diese Woche war es Durum mit EUR 165,- bis 170,- pro t. Dagegen lässt die Nennung von Erzeugerpreisen in Österreich weiterhin auf sich warten, so will etwa der größte Übernehmer von Getreide, die RWA-Lagerhausgruppe, Akontopreise Ende August bekannt geben. Am Brotweizenmarkt ist zurzeit offensichtlich eine intensive Testphase mit der Auslieferung von Kontrakten an heimische Mühlen im Gange; das Italiengeschäft sei über Interesse dort ansässiger Mühlen und Probelieferungen noch nicht viel weiter hinausgekommen, heißt es. Dies habe aber seine Ursache darin, dass ganz Italien jetzt seine August-Ferien zelebriert.

An der Wiener Produktenbörse zog diese Woche die Notierung für Futtergerste etwas an und die von Industriehafer gab etwas nach. Futtergerste allerdings, stehe, nach wie vor unter starkem Marktdruck aus dem Osten, zeigen sich Branchenkreise etwas verwundert. Ebenso ergehe es dem Futterweizen, der immerhin den ungewöhnlich hohen Anteil von rund einem Drittel der österreichischen Weizenernte 2005 ausmacht. Dem Vernehmen nach sollen dafür ab Station zurzeit bestenfalls EUR 80,- pro t zu erlösen sein, für Lieferungen nach Italien sogar noch weniger und das bei sinkender Tendenz. Dennoch wollen aber Händler den Warenstrom nicht versiegen lassen. Sie argumentieren, dieser Weizen könne ja nicht einmal interveniert werden. Außerdem nehme die Trennung und Mischung der Weizenpartien für die Vermahlung im Sinne der Zusammenstellung optimal vermarktbarer Partien heuer sehr viel Lagerraum in Anspruch. Daher wolle man zur Vermeidung von Lagerraumdruck noch zeitgerecht vor der Maisernte im Herbst so viel Platz wie möglich frei bekommen. Dem Vernehmen nach sollen auch Gespräche über alternative Verwertungen von Futterweizen mit Energieerzeugern geführt werden.

Maiszuschlag aus österreichischer Intervention hilft bei Lagerräumung
Froh zeigt man sich bei der AMA daher auch im Hinblick auf die Maisernte und die Konkurrenz am Markt durch neuerntige Futtergerste und Weizen, neuerlich mit Zuschlägen für alle Angebote in der Ausschreibung von Interventionsmais für den Binnenmarkt Lagerraum räumen zu können. Diese Woche waren es 29.440 t, für die mit EUR 104,53 pro t zumindest etwa der derzeit aktuelle Mais-Interventionspreis geboten worden war. In 14 Tagen können wieder Gebote für österreichischen Interventionsmais abgegeben werden.

EU-Export aus Markt und Intervention - Interventionsmais für Binnenmarkt
Die EU setzte diese Woche im während der Sommermonate nur 14-tägig abgehaltenen Verwaltungsausschuss Getreide den Export von Weizen aus dem freien Markt und aus der Intervention fort. In der heuer wegen des Marktdrucks schon von Beginn des Wirtschaftsjahres eröffneten Exportausschreibung für Weichweizen vom freien Markt schlug die Kommission bei unveränderten EUR 4,- pro t Höchsterstattung 98.100 t zu. Weitere 60.783 t Weizen verlassen die EU demnächst in Drittländer aus Interventionsbeständen in Tschechien und der Slowakei und 6.221 t Gerste aus deutschen Interventionslagern.

Aus der Ausschreibung von Interventionsmais für den Binnenmarkt gingen einschließlich der 29.440 t aus Österreich zusammen 56.033 t über den Tisch, wobei sich die restlichen Zuschläge Polen, Ungarn und Frankreich teilen.

Versorgung Spaniens und Portugals aus Intervention steht - dennoch Hoffnung
Deutsche Gerste und ungarischer Weizen aus der Intervention sowie Interventionsmais aus der Slowakei und Ungarn für die Versorgung Spaniens und Portugals, die wegen der Dürre ein Getreidedefizit von bis zu 17 Mio. t ausfüllen müssen, wurden diesmal entweder gar nicht beboten oder erhielten keine Zuschläge.

Wie bekannt wurde, habe aber Spanien im Verwaltungsausschuss neue Forderungen nach EU-Interventionsgetreide gestellt. So sei etwa von 2 Mio. t deutschem Interventionsroggen und weiterem Interventionsgetreide aus Deutschland, aber auch aus Frankreich die Rede gewesen. Die Kommission hat sich offenbar noch keine eindeutige Meinung gebildet und noch nichts zur Entscheidung gestellt. Sie soll allerdings darüber nachdenken, die Versorgung der iberischen Halbinsel mit Interventionsgetreide eher aus Frankreich und Deutschland in Erwägung zu ziehen. Dies hat seinen Grund in den geringeren Transportkosten als aus dem zentraleuropäischen Überschussgebiet. Dennoch verbindet man in Österreich auch mit dieser Variante gewisse Hoffnungen: Konzentrieren sich nämlich Frankreich und Deutschland auf die Versorgung Spaniens und Portugals, könnten sie dem Mitbewerb mehr Platz am italienischen Zuschussmarkt überlassen. Dieser hochpreisige Markt könnte dann von Österreich und anderen Mitteleuropäern stärker besetzt werden und auch für Mengenabsatz und Linderung des Marktdrucks sorgen.
     
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