Geschwindigkeitsmessungen im ersten Halbjahr 2005 des KfV zeigen: Dort,
wo am meisten passieren kann, wird am häufigsten das Tempolimit missachtet
Wien (kfv) - Dass überhöhte Geschwindigkeit mit rund 36 Prozent den größten
Anteil an den Unfallursachen hat, ist mittlerweile eine bekannte Tatsache. "Das scheint aber für die
meisten Autofahrer nicht unbedingt ein Grund zu sein, ihr Verhalten zu ändern", bedauert Dr. Othmar Thann,
Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Dort wo am meisten los ist und sich die meisten schwachen
Verkehrsteilnehmer bewegen, werden Tempolimits am häufigsten übertreten - nämlich im Ortsgebiet.
Das zeigen jene Geschwindigkeitsmessungen, die das KfV im ersten Halbjahr an 135 Messstellen im österreichischen
Bundesgebiet an 36.365 Fahrzeugen vorgenommen hat.
Nur 23 Prozent halten sich an das 30km/h-Limit
Tempo 30-Zonen werden von der Bevölkerung im Allgemeinen gut angenommen. Das heißt aber noch
lange nicht, dass sich Fahrzeuglenker auch wirklich daran halten. Rund 77,4 Prozent der Fahrzeuge überschritten
dieses Limit - gegenüber 2004 ist das eine "Verbesserung" von lediglich 0,2 Prozentpunkten. 15 Prozent
fuhren sogar schneller als 41 km/h. Absoluter Spitzenreiter war ein Pkw-Lenker, der mit 65 km/h durch die 30er-Beschränkung
raste. Geht es um Tempo 50, sieht die Situation kaum besser aus: Über die Hälfte der beobachteten Fahrzeuglenker
(52,6%) fuhren schneller als 50 km/h. Die meisten Fahrzeuge bewegten sich mit 59 bis 63 km/h durch das Ortsgebiet.
Zweifelhafte Lorbeeren erntete ein Pkw-Fahrer, der 129 km/h für angemessen hielt.
Im Freiland braver - aber schneller als 2004
Je höher die erlaubten Geschwindigkeiten werden, desto kleiner scheint die Bereitschaft zum Gas geben
zu sein. Trotzdem zeigt sich im Freiland, dass die Autofahrer im Vergleich zum letzten Jahr schneller geworden
sind. Bei einem Limit von 70 km/h fuhren 44,2 Prozent der Pkw zu schnell, was gegenüber 2004 aber einen Anstieg
von über sieben Prozent bedeutet. Die auf Autobahnen erlaubten 130 km/h wurden hingegen "nur" von
etwa jedem vierten beobachteten Pkw-Lenker überschritten (2004: 23,2%, 2005: 23,6%). Tempo 160 wurde bereits
von jenem Autofahrer gelebt, der mit 178 Stundenkilometern gemessen wurde.
Lkw - schneller als die Polizei erlaubt
Unfälle, in die ein Lkw verwickelt ist, enden für den schwächeren Unfallbeteiligten meistens
tödlich. So wurden 2004 bei 4.337 Unfällen mit Lkw 196 Menschen getötet, nur 43 davon starben allerdings
im Lkw selbst. Seit 1.1.2005 ist für Lkw und Busse ein Tempobegrenzer vorgeschrieben, der die Kraftstoffzufuhr
zum Motor regelt und auf diese Weise eine Geschwindigkeit von maximal 90 km/h bei Lkw bzw. 100 km/h bei Bussen
zulässt. Bei jedem dritten Lkw oder Sattelfahrzeug scheint dieser Tempobegrenzer aber aus den unterschiedlichsten
Gründen nicht zu "funktionieren", denn sie überschreiten die maximale Höchstgeschwindigkeit
um bis zu 17 km/h! Nicht viel besser sieht es bei den Autobussen aus: Auch hier fahren 21 Prozent schneller, als
es der Tempobegrenzer eigentlich zulassen würde. "Gerade bei Fahrzeugen, die bei einem Unfall eine katastrophale
Kraft entwickeln und viele Menschen in den Tod reißen können, sollte uns dieses Geschwindigkeitsverhalten
zu denken geben", betont Thann. |