Wien (wifo) - Neben der laufenden Quartalsrechnung führt das WIFO seit kurzem im Auftrag des Bundesministeriums
für Finanzen auch Schnellschätzungen zum BIP durch. Die Berechnungen ergaben für das II. Quartal
2005 ein Wirtschaftswachstum von 0,3%. Gegenüber dem I. Quartal (revidiert + 0,1%) bedeutete dies eine leichte
Beschleunigung.
Nach einem revidierten Wachstum von 0,1% im I. Quartal 2005 stieg das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte
reale BIP im II. Quartal um 0,3%. Den größten Beitrag zum Wachstum lieferte der gesamtwirtschaftliche
Export, der sich nach dem Rückgang in den zwei Quartalen zuvor erholte (+0,7%). Auch der öffentliche
Konsum belebte sich (I. Quartal +0,1%, II. Quartal +0,3%), während der private Konsum sich leicht abschwächte
(I. Quartal +0,3%, II. Quartal +0,1%). Die gesamtwirtschaftlichen Investitionen waren im II. Quartal neuerlich
rückläufig, allerdings verringerte sich die Rate von –1,2% auf –0,1% gegenüber der Vorperiode. Der
deutliche Rückgang der Investitionsnachfrage im 1. Halbjahr 2005 ist aber nicht auf die Konjunkturlage zurückzuführen,
sondern entspricht einer plausiblen Reaktion auf den Wegfall der Steuerbegünstigung (Investitionszuwachsprämie).
Auf der Entstehungsseite des BIP war der stärkste Anstieg mit jeweils +0,6% in der Sachgütererzeugung
(einschließlich Bergbau und Energieversorgung) sowie im Finanz- und Realitätenwesen zu verzeichnen.
Überdurchschnittliche Wachstumsraten wiesen auch die Wirtschaftsbereiche Handel, Beherbergungs- und Gaststättenwesen,
Verkehrs- und Nachrichtenwesen (+0,5%) sowie das Bauwesen (+0,4%) auf.
Rasche Bereitstellung von gesamtwirtschaftlichen Daten
Die rasche Bereitstellung von gesamtwirtschaftlichen Daten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Aus diesem
Grund bieten mittlerweile viele Länder zu einem recht frühen Zeitpunkt vorläufige Ergebnisse zum
Bruttoinlandsprodukt auf Vierteljahresbasis an. Um diesem Bedarf der wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger
und Unternehmen auch national gerecht zu werden, hat das Bundesministerium für Finanzen das WIFO beauftragt,
Schnellschätzungen zum BIP-Wachstum durchzuführen. Diese auch als "Flash Estimates" bezeichneten
Berechnungen sollen künftig bereits rund 40 Tage nach Ablauf eines Quartals einen Überblick über
die aktuelle gesamtwirtschaftliche Entwicklung geben.
Da die wirtschaftsstatistische Datenbasis zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht den für die Erstellung
einer vollständigen Quartalsrechnung notwendigen Umfang aufweist, muss sie mit statistischen Methoden vervollständigt
werden. Daraus ergibt sich ein etwas höherer Revisionsbedarf. Auch sind die Flash Estimates nicht so detailliert
wie die laufende Quartalsrechnung, und sie können, da sie unmittelbar auf den Veröffentlichungstermin
der neuen Jahreszahlen durch Statistik Austria folgen, diese noch nicht berücksichtigen.
"Flash Estimates": Ergebnisse der Schnellschätzung der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung
Quelle: WIFO, Autor: Marcus Scheiblecker |