Innsbruck (universität) - Vom 5. bis zum 7. September 2005 war das Innsbrucker Congresshaus Schauplatz
des 41. Symposiums für Theoretische Chemie. Über 200 Teilnehmer aus 17 Ländern erörterten die
neuesten Erkenntnisse und Anwendungsmöglichkeiten in den Bereichen der Theoretischen und der Computer-Chemie.
„Was als eher kleines und familiäres jährliches Treffen von Theoretischen Chemikern des deutschsprachigen
Raumes begonnen hat, entwickelte sich stetig zu einem international besetzten Symposium höchstem Niveaus“,
freut sich Univ.-Prof. Dr. Bernd Rode über die diesjährige Veranstaltung. Von Elfenbeinturm könne
aber keine Rede sein, so Prof. Rode: „Fast 50% der Symposiumsteilnehmer sind Studierende, welche die Gelegenheit
nutzen, mit Professoren und Forschern zu diskutieren und ihre eigenen Forschungsergebnisse zu präsentieren.“
Der Bereich der Computer-Chemie hat laut Prof. Rode die Theoretische Chemie revolutioniert: Während das experimentelle
Arbeiten mit hohen Kosten verbunden ist, wird die Rechenleistung immer schneller und billiger. „Viele Reaktionen
spielen sich im Zeitraum von Femto- und Picosekunden ab. Experimentelle Methoden haben hier noch kaum Zugang, sehr
wohl aber die Theoretische Chemie mit ihren quantentheoretischen Simulationsmethoden“, so Prof. Rode. Besonders
für die Industrie liegen die Vorteile auf der Hand: Binnen Tagen können unter Millionen von Verbindungen
jene herausgefiltert werden, welche zum Beispiel für medizinische Zwecke, etwa für die Herstellung von
Enzymhemmern, die besten Voraussetzungen haben.
„Die Chemie des 21. Jahrhunderts befindet sich in einer ähnlichen Situation wie die Physik des 20. Jahrhunderts:
Die Theorie wird dem Experiment ebenbürtig. Bisher konnten wir viele Vorgänge beobachten, sie aber nicht
theoretisch untermauern oder vorhersagen, wir wussten, was passiert, aber nicht, warum“, so Prof. Rode. Jedes experimentelle
Ergebnis ist aber bestenfalls so gut wie das theoretische Modell zu seiner Interpretation. „Nunmehr scheint ein
Paradigmenwechsel vollzogen, die theoretische Chemie läuft der experimentellen teilweise schon voraus“, so
Prof. Rode.
Beeindruckt von den Leistungen der Forscher zeigte sich auch Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach, die die
Symposiumsteilnehmer herzlich in Innsbruck willkommen hieß. |