Biotopkartierung für Traun-Donau-Auen  

erstellt am
19. 09. 05

Unvergleichlicher Artenreichtum im Linzer Stadtgebiet nachgewiesen
Linz (stadt) - Die Ergebnisse der Biotopkartierung für die Linzer Traun-Donau-Auen, eines der hochwertigsten und artenreichsten Gebiete Oberösterreichs, liegen vor. Die von der Stadt Linz in Auftrag gegebene Untersuchung wurde in zwei Etappen zwischen 2001 bis 2004 durchgeführt. Insgesamt wurde dabei ein 633 Hektar großes Areal unter die Lupe genommen und 503 Biotopflächen mit 970 Biotop-Teilflächen kartiert. Finanziert hat die Studie die Naturschutz- abteilung des Landes Oberösterreich im Rahmen des Natura-2000-Programmes.

Das Kartierungsgebiet
Die Kartierung erstreckte sich im Detail auf 244 Biotopflächen in den östlichen Donauauen – vom Großen Weikerlsee bis zur östlichen Stadtgrenze. Ebenso wurden 259 Biotopflächen in den westlichen Donauauen und Traunauen im Bereich zwischen Großem Weikerlsee und der westlichen Stadtgrenze untersucht. Die kartierte Gesamtfläche von 633 Hektar macht übrigens rund 9,5 Prozent des gesamten Linzer Stadtgebietes aus.

Hochwertige Biotope
Die Linzer Traun-Donau-Auen sind als landesweit bedeutender und äußerst artenreicher Raum einzustufen, weisen sie doch einen einzigartig hohen Anteil an seltenen und gefährdeten Arten auf.

Insgesamt konnten mehr als 55 Prozent der kartierten Biotope den höchsten Wertkategorien zugeordnet werden:

- Wertstufe 1 (besonders hochwertige Biotope): 89 Biotopflächen mit rund 150 Hektar
- Wertstufe 2 (hochwertige Biotope): 156 Biotopflächen mit rund 217 Hektar

Die Bedeutung der Auwälder für seltene, vom Aussterben bedrohte Arten ist somit als überdurchschnittlich hoch einzustufen.

Reiche Vegetation
Die naturnahen Auwälder nehmen mit rund 50 Prozent oder 293 Hektar den größten Teil der Biotopflächen ein, gefolgt von den Forsten mit rund 25 Prozent. Vergleicht man die aktuellen Ergebnisse mit denen der Erstkartierung im Jahr 1987 fällt positiv auf, dass die Qualität der Auwälder heute annähernd unverändert ist: Es wurden kaum naturnahe Flächen geschlägert und in Forste umgewandelt. Generell ist der Anteil der Schlagflächen als relativ gering zu bezeichnen.

Während in den Traunauen die Eschen dominieren, ist in den Donauauen die Grauerle am häufigsten zu finden. Weiden kommen nur kleinflächig an wassernahen Standorten vor. Eine Besonderheit ist der Weißdorn-Buschwald auf der so genannten Dornbloach, mitten in den Donauauen. Es ist dies ein sehr seltener Waldtyp, der trockene, warme Standorte bevorzugt.

Trotz des allgemein guten Zustandes der Traun-Donau-Auen gibt es aus Sicht des Naturschutzes einige Aspekte die verbesserungswürdig sind: So sollte, um den Weißdorn-Buschwald nicht zu gefährden, die angrenzende standortfremde Rotkiefern- und Schwarzkiefern-Aufforstung entfernt werden. Das Vorhandensein dieser Aufforstung hat mittlerweile auch dazu geführt, dass seltene Orchideenarten in diesem Bereich verschwunden sind. Ebenso wäre eine Bestandsumwandlung der großflächigen Pappelforste wünschenswert, die sich vor allem in den Traunauen westlich der A7 und den Auwäldern in Nähe der Donau finden.

Artenreiche Wiesen
Im Kartierungsgebiet scheinen insgesamt 29 Magerwiesen und Magerweiden auf. Die Magerwiesen sind von großer Bedeutung, da hier der größte Anteil an Arten der Roten Liste beheimatet sind. Zudem kommen in den Auwäldern noch einige wenige Feucht- und Sumpfwiesen vor. Eine Besonderheit ist westlich des Kleinen Weikerlsees zu finden: Auf einer ehemaligen Schotterdeponie hat sich eine blumenreiche Fläche entwickelt, auf der unter anderem die seltene Sumpf-Stendelwurz vorkommt. Dieser Bereich gilt generell als der orchideenreichste des Untersuchungsgebietes.

Grundsätzlich erscheinen die Wiesenflächen in den Auen gefährdet, da sie großteils nicht mehr gemäht beziehungsweise gepflegt werden und dann – auf Kosten der Artenvielfalt – verbrachen. Manche werden auch in Wildäcker umgewandelt. Eine zentrale Aufgabe wird sein, diese Wiesen zu schützen. Es hat sich auch gezeigt, dass es nicht erforderlich ist, Wildäcker anzulegen, da die Rehe in den Auen genügend Futter finden.

Naturnahe Gewässer
In den Gewässern, die sich vor allem auf die Donauauen konzentrieren, konnten 45 verschiedene Vegetationstypen nachgewiesen werden. Das lässt auf besondere Naturnähe schließen. 40 Arten der Roten Liste kommen schwerpunktmäßig in den Au-Gewässern vor. Darunter die Krebsschere, eine österreichweit vom Aussterben bedrohte Pflanzenart, oder die Wasserfeder, die ebenfalls sehr selten ist.

Die Traun ist trotz Regulierung für die Auen noch immer von zentraler Bedeutung. Die regelmäßigen Überschwemmungen wirken sich nämlich positiv auf die Artenvielfalt aus. Auch die Krems spielt eine wesentliche Rolle. Bei ihrer Einmündung in die Traun oberhalb von Ebelsberg befindet sich das einzige dynamische Flussbett mit mächtigen Schotterbänken. Hier gibt es unter anderem die größten Flussröhrichtbestände des Gebietes.

Besonders hervorzuheben ist aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes noch das Mitterwasser mit seinen naturbelassenen Seitenarmen. Ebenso wie bei verschiedenen Autümpeln droht hier jedoch die Gefahr der Verlandung. Daher wäre eine abschnittsweise Räumung der Gewässer beziehungsweise das Entfernen des Schlamms zielführend.

675 Pflanzenarten
Das Untersuchungsgebiet kann als außerordentlich artenreich eingestuft werden. Ist es doch im Rahmen der Biotopkartierung gelungen, in den Traun-Donau-Auen neben sechs Moos-Arten und drei Armleuchteralgen-Arten 675 unterschiedliche wild wachsende Gefäßpflanzen nachzuweisen. Davon sind 122 laut der Roten Liste Oberösterreichs gefährdet, weitere 28 sind in der Roten Liste Österreichs angeführt. Somit sind 27, 7 Prozent der vorkommenden Arten überregional selten und gefährdet.

Geplante Maßnahmen
Von der Naturschutzabteilung der Landesregierung wird ein Managementplan für das Natura-2000-Gebiet Traun-Donau-Auen erstellt. Er enthält eine Handlungsanleitung für die künftige Entwicklung beziehungsweise Pflege einzelner Flächen. Auch die Frage von Entschädigungszahlungen an GrundbesitzerInnen wird hier geregelt.

Schon im Laufen ist die Umsetzung eines Besucherlenkungskonzeptes. In den unteren Traun-Donau-Auen wurden bereits Wanderwege markiert. Ein Teil des Auwald-Ökoparks kann öffentlich genutzt werden. Außerhalb der Au wurden durch die Erweiterung des Kleinen Weikerlsees als Badesee, die Revitalisierung des Aumühlbaches und die Anlage eines Freizeitparks nördlich der solarCity attraktive Naherholungsmöglichkeiten geschaffen.

Hochwertige Auwaldbiotope auf städtischem Grund sollen teilweise wieder aus der Nutzung genommen werden beziehungsweise auf ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden. Die großflächig vorhandenen Hybrid-Pappelforste sollen schonend und sukzessive in naturnahe Auwälder umgewandelt werden. Weiters ist geplant, standortfremde Baumarten zu entfernen sowie seltene Baumarten zu forcieren.
     
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