Paris (esa) - Die neue Antenne der ESA für interplanetare Missionen im spanischen
Cebreros (Avila) wird am 28. September offiziell eingeweiht. Die 35-m-Schüssel ist die zweite Anlage der ESA
für Verbindungen zu Raumfahrzeugen auf interplanetaren Flügen bzw. auf weit entfernten Umlaufbahnen.
Ihre erste Aufgabe wird die Bahnverfolgung der ESA-Sonde Venus Express sein, deren Start für Oktober geplant
ist.
Bis vor drei Jahren war die ESA für die Durchführung von interplanetaren Missionen auf das „Deep Space
Network“ der NASA angewiesen. Das wissenschaftliche Programm der ESA für das kommende Jahrzehnt umfasst eine
Vielzahl solcher Missionen, weshalb eigenständige Verbindungen zu den betreffenden Raumfahrzeugen als Notwendigkeit
eingestuft wurden. 2002 nahm die erste Antenne der ESA für interplanetare Missionen in New Norcia, Australien,
ihren Betrieb auf.
An der Zeremonie zur Einweihung dieser neuen Anlage der ESA in Cebreros werden die ESA-Direktoren für Betrieb
und Infrastruktur und für das Wissenschaftsprogramm, Gaele Winters und David Southwood, teilnehmen. Für
11.30 Uhr ist eine Pressekonferenz angesetzt.
Für die Wahl von Cebreros als Standort für die Errichtung der zweiten ESA-Antenne für interplanetare
Missionen gab es mehrere Gründe. Da die Antenne 120° westlich oder östlich von der Antenne in Australien
errichtet werden musste, wäre das Europäische Weltraumastronomiezentrum (ESAC) der ESA in Villafranca
bei Madrid ein idealer Standort gewesen. Da jedoch aufgrund des Baubooms in der Umgebung des ESAC Interferenzen
zu befürchten waren, fiel die Wahl auf Cebreros, wo sich bereits eine ausgediente Bodenstation der NASA befand;
Cebreros bietet als Standort dieselben Vorzüge und hat außerdem den Vorteil, in einiger Entfernung von
dicht besiedelten Gebieten zu liegen.
Die Antenne in Cebreros hat einen Durchmesser von 35 m. Die gesamte Struktur ist 40 m hoch und wiegt etwa 630 t.
Sie wurde in knapp unter zwei Jahren von einem Industriekonsortium unter der Leitung des kanadischen Unternehmens
SED Systems gebaut. Für die Infrastruktur des Antennenturms zeichnen die spanischen Firmen Esteyco und Necso,
für die Gebäuderenovierung das Unternehmen LV Salamanca verantwortlich. Die Gesamtkosten der neuen Station
belaufen sich auf 30 Mio Euro, wovon 22 Mio auf die Antenne entfallen.
Dank hochmoderner Technologie bietet die Antenne in Cebreros Vorteile gegenüber ihrem Pendant in New Norcia:
Da sie im Ka-Band (31,8-32,3 GHz) arbeiten wird, verfügt sie über eine größere Datenempfangskapazität,
und mit einer Maximalabweichung von 6,0 Milligrad ist auch ihre Zeigegenauigkeit höher.
Unter normalen Voraussetzungen soll die Antenne vom Raumflugkontrollzentrum (ESOC) der ESA in Darmstadt aus fernbetrieben
werden.
Der Standort Cebreros soll mit dem Start der ESA-Sonde Venus Express im Oktober erstmals zum Einsatz kommen. In
naher Zukunft wird die Antenne auch die Bahnen anderer Raumfahrzeuge wie des Kometenjägers Rosetta, der Mission
BepiColombo zum Merkur und der Weltraumteleskope Herschel/Planck und GAIA verfolgen. |