Wachsende Geburtenraten und steigende Frauenbeschäftigung bestätigen den Erfolg
Wien (rk) - Im Gegensatz zur gesamtösterreichischen Entwicklung steigen
seit einigen Jahren die Geburten in Wien. Allein im ersten Halbjahr 2005 gab es in Wien ein Plus von 4,3 Prozent.
Auch die Frauenerwerbsquote lag mit 79,3 Prozent weit über dem Österreichdurchschnitt. Diese positive
Bilanz ist letztendlich auch ein Produkt der flächendeckenden Kinderbetreuung in der Bundeshauptstadt. "Die
wachsenden Geburtenzahlen und die steigende Frauenbeschäftigung - die Mehrheit der erwerbstätigen Frauen
mit Kindern in Wien, nämlich 59 Prozent, ist vollzeitbeschäftigt - zeigen, dass unsere Strategie in Sachen
Kinderbetreuung die richtige war und ist. Insbesondere für AlleinerzieherInnen wäre eine existenzsichernde
Berufstätigkeit ohne derartige Einrichtungen unmöglich", zeigt sich Vizebürgermeisterin Grete
Laska am Dienstag (13. 09.) im Mediengespräch des Bürgermeisters überzeugt von Wiens Kinderbetreuungsangebot.
"Gerade, was die pädagogische Qualität betrifft, ist Wien ungeschlagen.
2.000 Kinder- und Nachmittagsbetreuungseinrichtungen in Wien
Die Bilanz kann sich sehen lassen: "Wien hat sukzessive das Kinderbetreuungs-angebot erweitert und
investiert dafür auch insgesamt 315 Millionen Euro jährlich. In diesem Bereich darf nicht gespart werden,
denn Kinderbetreuung ist eine volks- wirtschaftliche Notwendigkeit", stellt Laska klar. 97 Prozent aller Kinder
zwischen drei und sechs Jahren besuchen in Wien den Kindergarten. 74.000 Plätze werden - in der Regel in ganztägig
geöffneten Krippen, Kindergarten und Horten angeboten, weitere 25.000 Plätze in Nachmittagsbetreuungseinrichtungen
wie Ganztagesschulen oder Lernklubs sowie 1.872 Kindergruppenplätze und 1.000 Plätze bei Tageseltern.
Das sind zusammen rund 102.000 Kinderbetreuungsplätze für Wien.
"Alle Mütter und Väter, die Betreuung für ihre Kinder benötigen, bekommen diese in Wien
auch. Hochwertige und leistbare Kinderbetreuung in allen Altersstufen ist eine wichtige Voraussetzung, um Eltern
eine flexible Berufstätigkeit zu ermöglichen", erklärt Bildungsstadträtin Laska und verweist
auf knapp 2.000 Kinder- und Nachmittagsbetreuungseinrichtungen in Wien: 549 Krippen, 1.472 Kindergartengruppen,
798 Hortgruppen, 458 altersgemischte Gruppen, aber auch 123 ganztägig geführte Schulen sowie Lern- und
Freizeitklubs an 18 Standorten gehören zu dem überdurchschnittlichen Angebot. Wien stellt somit allein
im Bereich der Nachmittagsbetreuung 36 Prozent aller Ganztagesschulen und 39 Prozent aller Hortplätze Österreichs
zur Verfügung. Bundesländer mit vergleichbaren Bevölkerungszahlen wie Niederösterreich oder
Oberösterreich bieten nur halb so viele Plätze an. Alle Planungen und Schulneubauten sind in der Bundeshauptstadt
so konzipiert, dass Betreuungs- und Freizeitbereiche inkludiert sind.
Wien hat die längsten Öffnungszeiten und die wenigsten Schließtage
Auch bei den Kleinsten braucht Wien keine Vergleiche zu scheuen - drei Viertel aller österreichischen
Krippenbetreuungsplätze befinden sich in der Bundeshauptstadt. "Sämtliche Studien beweisen, dass
Wien bei der Kinderbetreuung die Nase vorne hat - egal, ob wir jetzt von unseren flächendeckenden Einrichtungen
oder von den flexiblen Öffnungszeiten, wie etwa auch an schulfreien Tagen, sprechen", betont Grete Laska.
So zeigt die neueste Kindertagesheimstatistik 2004/2005 deutlich, dass Wien im Bundesländervergleich die längsten
Öffnungszeiten anbietet und mit gerade einmal zehn Tagen pro Jahr mit Abstand die wenigsten Schließtage
vorweisen kann. Ein Vergleich: Vorarlberg schließt durchschnittlich 56,5 Tage pro Jahr die Pforten seiner
Kinderbetreuungseinrichtungen.
Besuchsbeiträge in Wiens Kinderbetreuungseinrichtungen
Nicht nur die letzte Studie der Arbeiterkammer stellte der Bundeshauptstadt ein gutes Zeugnis in Sachen
Kinderbetreuung aus, auch Statistik Austria hat die (tatsächlichen) monatlichen Ausgaben für ganztägige
Kinderbetreuung inklusive der Ermäßigungen verglichen und kam schon 2002 zu dem Ergebnis, dass Wien
unter Berücksichtigung der sozialen Staffelung exakt in der Mitte aller Bundesländer liegt.
Derzeit zahlen rund ein Drittel der Eltern keine Betreuungsbeiträge für den Kindergartenbesuch (davon
viele auch keinen Essensbeitrag), ein Drittel erhält Ermäßigungen und ein Drittel gehört zu
den Vollzahlern. Hier haben sich die Zahlen im letzten Jahrzehnt deutlich verschoben. Blieb etwa die Zahl der Vollzahler
nahezu gleich, so hat es vor allem bei den Nullzahlern massive Veränderungen gegeben. Waren es 1994 noch 4.482
Kinder, für die keine Beiträge bezahlt werden mussten, so ist deren Zahl auf mehr als das Doppelte angewachsen.
Bei den ermäßigten Beiträgen ist hingegen die Zahl von 56 auf 38 Prozent gesunken. Das zeigt ganz
klar, dass die Einkommensschere sukzessive größer wird, Wien darauf aber im Sinne der Eltern durch eine
soziale Staffelung der Kinderbetreuungsbeiträge reagiert.
690 neue Kinderbetreuungsplätze in Wien
Bis Ende 2006 wird es in Wien 690 Kinderbetreuungsplätze mehr geben als heute. Vor allem Favoriten,
Simmering, Brigittenau, Floridsdorf und die Donaustadt können sich über "Zuwachs" freuen. So
wird beispielsweise der Kindergarten am Franz-Mika-Weg (10. Bezirk) erweitert und 65 zusätzliche Plätze
geschaffen. In der Schukowitzgasse (22. Bezirk) wird es ebenfalls mehr Platz für 6 Kindergarten-Gruppen -
das sind insgesamt 140 Plätze - geben. Zuwachs ist auch im 20. Bezirk am Höchstädtplatz und in der
Treustraße geplant. 130 Kinder mehr können dort ab 2006 aufgenommen werden. Insgesamt werden dafür
7, 6 Millionen Euro investiert. "Um auch die Räumlichkeiten den Erfordernissen unserer pädagogischen
Standards anpassen zu können, werden auch bestehende Krippen, Kindergärten und Horte laufend saniert",
betont Bildungsstadträtin Laska. So werden heuer beispielsweise sechs Generalsanierungen in innerstädtischen
Kindergärten durchgeführt.
Bildungspläne, Sportkindergarten & Integrationsprojekte
Als erstes Bundesland arbeitet Wien zur Zeit an einem Bildungsplan für den Kindergarten - nicht zuletzt als
Konsequenz aus PISA. "Die Nahtstelle zwischen Kindergarten und Schule muss viel enger werden - wie in anderen
europäischen Ländern auch", wünscht sich Vizebürgermeisterin Grete Laska. Der Startschuss
fiel im Juni.
Derzeit feilen zahlreiche Fachleute wie etwa PsychologInnen, IntegrationsexpertInnen, Schul- und KindergartenpädagogInnen
und ExpertInnen für geschlechtersensibles Arbeiten an den Standards für eine Qualitätssicherung
im frühkindlichen Bereich. Dazu gehört z. B. das Thema "Bildungspartnerschaft", wo regelmäßig
Entwicklungsgespräche mit Eltern geführt werden. Diese verbindlichen Richtlinien sollen Wiens Kindergärten
weiter in Richtung Professionalisierung führen und mehr Transparenz für die Eltern ermöglichen.
Bis Weihnachten soll die Rohfassung des Bildungsplanes fertig sein, danach wird gemeinsam mit anderen Institutionen
an der Endfassung gearbeitet. Ein anderes Projekt reift ebenfalls derzeit heran - in Wien soll es erstmals einen
Sportkindergarten geben, in dem ein fixes Bewegungsangebot mit motopädagogischen Elementen auf dem Tagesplan
steht. Ein weiteres Pilotprojekt für Kinder mit heilpädagogischen Betreuungsbedarf läuft derzeit
im 11. Bezirk. In einer Familienintegrationsgruppe für 3 bis 10-jährige Kinder soll schwerstbehinderten
Kindern die Chance gegeben werden, in ihrer vertrauten Umgebung auch über die Phase des Schuleintrittsalters
hinaus betreut zu werden. |