Versorgungssicherheit wird zentrales Thema der österreichischen EU-Präsidentschaft
Fuschl (bmwa) - „Die Versorgungssicherheit mit Energie ist in Österreich gesichert, sowohl
in der Stromerzeugung, als auch in der Versorgung mit Erdöl und Erdgas“, sagte Bundesminister Martin Bartenstein
am Donnerstag (22. 09.) anlässlich des Energiekongresses „Energy 2020“ in Fuschl bei Salzburg. Dennoch seien
weitere Investitionen in die Energieversorgung notwendig, so Bartenstein: „Dies soll in erster Linie im Bereich
Wasserkraft erfolgen, und dann im Bereich Biomasse“.
Die Liberalisierung der Energiemärkte, so Bartenstein weiter, habe in Österreich bisher 1 Milliarde Euro
an Einsparungen gebracht, 45 Prozent davon stammen aus Senkungen der Netztarife. „Wir werden in den nächsten
Jahren die Netztarife weiter in Richtung EU-Durchschnitt senken, und das im Konsens zwischen der E-Wirtschaft und
dem Regulator“, so Bartenstein. Er betonte, dass die Strom- und Gasversorger im liberalisierten Energiemarkt in
den nächsten Jahren massiv investieren werden. Bartenstein: „Diese Investitionen brauchen wir auch, um die
hohe Qualität der Versorgung aufrecht zu erhalten“.
„Wir können uns nicht von der internationalen Entwicklung der Rohölpreise abkoppeln, aber die Abweichung
der österreichischen Netto-Preise vom EU-Durchschnitt bei Treibstoffen ist nicht mehr länger akzeptabel“,
sagt Bundesminister Bartenstein zu den heute vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit veröffentlichten
Erhebung zu den europaweiten Treibstoffpreisen. Die österreichischen Nettopreise weichen in der Erhebung vom
19. 9. 2005 vom EU-Durchschnitt bei Euro Super um 2,49 Cent/l und bei Diesel 1,88 Cent/l ab. Auf Grund der Entwicklungen
der letzen Tage hofft Bartenstein aber auf eine Entspannung bei den Erdölpreisen: „Die Internationale Energieagentur
hat 2 Millionen Barrel pro Tag von den Notstandsreserven freigegeben, die OPEC hat bei Bedarf weitere 2 Millionen
Barrel an Ölförderung angekündigt. 4 Millionen Barrel werden den Markt wohl beeinflussen.“
Wirtschafts- und Arbeitsminister Bartenstein betonte weiter, dass "die sichere Versorgung mit Energie eine
der zentralen globalen Herausforderung ist". Österreich werde daher die Frage der Energie-Versorgungssicherheit
zu einem zentralen Anliegen im Rahmen EU-Präsidentschaft im nächsten Jahr machen. Dabei werde Österreich,
so Bartenstein, drei Schwerpunkte setzen: Verringerung der Nachfrage nach Energie durch Effizienzsteigerung, Verringerung
der Abhängigkeit von Öl und Gas durch Nutzung anderer Energieformen sowie Forcierung von Wettbewerb,
um zusätzliche Investitionen zu erreichen.
Im Bereich Energieeffizient werde sich Österreich für die rasche Verabschiedung der EU-Richtlinie „Endenergieeffizienz
und Energiedienstleistungen“ einsetzen, die eine jährliche Einsparung von 1 Prozent des Energieverbrauchs
über einen Zeitraum von 6 Jahren vorsieht. Mit dieser Richtlinie könnten die gemeinschaftlichen Rahmenbedingungen
durch sinnvolle Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz und Marktentwicklung verbessert werden. Insgesamt,
so Bartenstein, sei in Europa laut Prognosen ein Einsparungspotential von 20 Prozent des Energieverbrauchs vorhanden.
Um die Abhängigkeit von Öl und Gas durch Nutzung anderer Energieformen zu verringern, müsse Europa
in Zukunft noch weiter auf alternativen, wettbewerbsfähigen und - soweit möglich - umweltfreundlicheren
Energiequellen setzen. Daher müsse das Energiepotenzial von Biomasse in der EU weiterentwickelt werden. Österreich
nehme dabei eine Vorreiterrolle ein, werde es doch 2010 seinen Strom zu 9% aus Kleinwasserkraft, zu 8% aus Ökostrom
wie Biomasse, Wind und Biogas und zu 45% aus Großwasserkraft beziehen.
Drittens gelte es schließlich, das Investitionsklima durch mehr Wettbewerb zu begünstigen, um den vermehrten
Bedarf an elektrischer Energie durch den Bau neuer Kraftwerke zu decken. Die EU werde nämlich bis 2030 einen
Leistungsbedarf von 750 Gigawatt durch Kraftwerksbauten zu decken haben. Während der EU-Präsidentschaft
werde Österreich daher zu beurteilen haben, ob die Rahmenbedingungen für Wettbewerb in Europa ausreichend
sind, damit in Erzeugung investiert werden kann, und weitere Liberalisierungsschritte auf europäischer Ebene
unterstützen. Auch hier gebe Österreich ein gutes Beispiel, seien doch derzeit Kraftwerksprojekte in
der Größenordnung von etwa 2.600 MW (etwa 50% Wasserkraft und 50% Wärmekraftwerke) mit Investitionen
von mindestens 2 Milliarden Euro in Bau bis 2010 geplant. Gleichzeitig hätten die Netzbetreiber vor, bis 2010
insgesamt 2,5 Mrd. Euro zu investieren. Auch die Investitionsbereitschaft der Gaswirtschaft zeigt das Funktionieren
der Liberalisierung im Gasmarkt
Versorgungssicherheit in Österreich
Bartenstein wies darauf hin, dass sich in den letzten Wochen die in Österreich vorhandenen Instrumentarien
- das Energielenkungsgesetz und das Erdölbevorratungs- und Meldegesetz - als ausreichend erwiesen haben. Allerdings
laufe deren Gültigkeit mit Ende 2006 aus, weshalb noch in dieser Legislaturperiode eine Fortsetzung dieser
Kriseninstrumentarien sowie eine Verbesserung der weiteren gesetzlichen Instrumente im Rahmen eines „Versorgungssicherheits-Gesetzes“
geplant sind. Zusätzlich seien die Erdgasversorgungs- Richtlinie sowie Details der Kraft-Wärme-Kopplungs-Richtlinie
umzusetzen. Außerdem seien im Elektrizitätsbereich Verbesserungen zur Netz- und Kraftwerkssteuerung
nötig, um in Ausnahmesituationen wie die Klimabedingten Versorgungsengpässe in Südeuropa im Jahr
2003 oder die Überschwemmungen an der Donau rascher reagieren zu können.
Um die Versorgungssicherheit in Österreich und in Europa insgesamt stehe es sehr gut, betonte Bartenstein:
Im Jahr 2004 sei die Verfügbarkeit der Stromversorgung in Österreich bei 99,99% gelegen. Ausfälle
durch Störungen hätten im Vorjahr ein Ausmaß von lediglich 30,33 Minuten erreicht. Damit liege
Österreich nach den Niederlanden international an zweiter Stelle. Mit den angeführten Maßnahmen
werde es gelingen, auch in Zukunft die Energieversorgung der österreichischen Bevölkerung zu sichern |