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erstellt am
03. 10. 05

Direktinvestitionsstatistik im 1.Halbjahr 2005
Wien (oenb) - Auch wenn die Statistik der Direktinvestitionen für das laufende Jahr keine neuen Rekorde erwarten lässt, stehen grenzüberschreitende Firmenbeteiligungen weiter auf der Tagesordnung inländischer wie ausländischer Unternehmen. Betragsmäßig überwiegen die hereinkommenden Kapitalströme, anzahlmäßig jedoch liegen die aktiven Direktinvestitionen klar voran. Das Interesse der inländischen Investoren richtete sich 2005, anders als in jüngster Vergangenheit, auf Deutschland, die Schweiz und die EU-Kandidatenländer Bulgarien, Kroatien und Rumänien, während die bestehenden Tochterunternehmen in den neuen Mitgliedsländern vorwiegend durch reinvestierte Gewinne zulegen konnten und keine frischen Mittel zugeschossen wurden. Auf der Passivseite bestätigt Deutschland seine Position als dominierender Investor, wobei das anhaltend starke Interesse an Immobilien erwähnenswert ist.

Die aktiven Direktinvestitionen erreichten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen Wert von 2,8 Mrd Euro (+670 Mio. bzw. +31% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2004). Die darin enthaltenen privaten Liegenschaftskäufe beliefen sich auf netto 220 Mio Euro. Bruttoinvestitionen von 2.560 Mio Euro an Eigenkapital standen Desinvestitionen von 600 Mio Euro gegenüber. Trotz hoher Gewinn­ausschüttungen bleiben die reinvestierten Gewinne dank der erwarteten guten Ertragslage mit 870 Mio Euro hoch. Konzerninterne Kreditbeziehungen spielten im Berichtszeitraum netto keine Rolle.

Die Regionalgliederung der aktiven Direktinvestitionen weicht vom Muster der vergangenen Jahre deutlich ab. Wichtigstes Investitionsziel war im ersten Halbjahr 2005 nämlich Deutschland (830 Mio Euro) vor der Schweiz und dem Vereinigten Königreich (jeweils mehr als 200 Mio Euro). In Mittel- und OstEuroopa konzentrieren sich die Investitionen auf die EU-Kandidatenländer. Spitzenreiter ist zwar Russland mit 190 Mio Euro, es folgen aber Rumänien (140 Mio) und nach dem EU-Mitglied Slowenien (130 Mio), die Kandidaten Bulgarien (120 Mio) und Kroatien (90 Mio Euro). In den traditionellen Zielländern Österreichs (Ungarn, Polen, Tschechische und Slowakische Republik) gab es im Jahresverlauf 2005 noch keine neuen Großprojekte, die Erweiterungen wurden vorwiegend über die Reinvestition erzielter Gewinne vorgenommen.

Die Investitionen des ersten Halbjahres waren sehr vielfältig. 200 Investoren haben jeweils mehr als 1 Mio Euro an Beteiligungskapital für Auslandsprojekte bereitgestellt. Gemessen am veranlagten Kapital dominiert weiterhin der Finanzsektor das Geschehen, wobei sowohl Banken als auch Versicherungen ihr Engagement ausgeweitet haben.

Die passiven Direktinvestitionen erreichten mit 3,1 Mrd Euro beinahe den Rekordwert des ersten Semesters 2003. Im Vergleich zum Vorjahressemester ergibt sich eine Zunahme um 1,4 Mrd Euro bzw. +79%. Ausschlaggebend war der hohe Eigenkapitalzustrom von nahezu 3 Mrd Euro, dem kaum Desinvestitionen entgegenstanden. Anhaltend hoch ist dabei das Interesse des Auslands an österreichischen Liegenschaften (210 Mio Euro). Ein wichtiges Finanzierungsinstrument ausländischer Direktinvestitionen sind weiterhin die reinvestierten Gewinne, die 620 Mio Euro zum Ergebnis beitrugen. Die Finanzierung mittels konzerninterner Kredite ist um 190 Mio Euro zurückgegangen, was die Direktinvestitionsbestände reduziert.

Der wichtigste Investor war wie fast immer Deutschland. Mit einem Volumen von 2,4 Mrd Euro bzw. einem Anteil von 77% war die deutsche Dominanz in der Berichtsperiode jedoch außerordentlich stark. Mit sehr großem Abstand folgen die Vereinigten Staaten (290 Mio.Euro) und das Vereinigte Königreich (160 Mio Euro). Auf diese drei Herkunftsländer entfallen im ersten Halbjahr 2005 mehr als 90% des Kapitalzustroms. Die stärkere Konzentration der passiven Direktinvestitionen lässt sich auch an der geringeren Zahl an Projekten ablesen. Trotz des höheren investierten Gesamtvolumens war die Anzahl der Investitionen über jeweils 1 Mio Euro mit 100 etwa nur halb so hoch wie auf der Aktivseite. Die in den Medien ausführlich behandelte Übernahme der HVB, der Mutter der BA-CA, durch die italienische UniCredit hat sich erwartungsgemäß in der österreichischen Zahlungsbilanzstatistik bislang nicht niedergeschlagen, da österreichische Firmen nicht unmittelbar betroffen sind. Erst im Zuge allfälliger Umstrukturierungen bzw. in einer künftigen Bestandsstatistik könnten sich Verschiebungen ergeben.
     
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