Internationale Vermögensposition Österreichs im Jahr 2004
Wien (oenb) - Der Höhenflug heimischer Aktien im Jahr 2004 trug maßgeblich zur Ausweitung
des österreichischen Verpflichtungsbestandes im Ausland bei. Internationale Anleger investierten knapp 6 Mrd
Euro in inländische Anteilsscheine und verbuchten Kursgewinne von 6,8 Mrd Euro. Die österreichische Volkswirtschaft
trat gegenüber dem Rest der Welt als Nettoschuldner im Umfang von rund 34 Mrd Euro auf.
Mit einer Jahresperformance von +57% zählte der ATX 2004 zu den erfolgreichsten Aktienindizes und hatte -
bedingt durch das starke Engagement ausländischer Investoren an der Wiener Börse - entscheidenden Einfluss
auf die Entwicklung der Internationalen Vermögensposition: Österreichs Nettoverpflichtungen lagen mit
33,9 Mrd Euro um 4,4 Mrd Euro über dem Vergleichswert 2003, wobei alleine aus Aktien und Investmentzertifikaten
ein Nettoeffekt von rund -7 Mrd Euro resultierte, da die Passiva einen deutlich höheren Zuwachs zeigten als
die Forderungen. Ausländische Anleger, deren Vermögen aus Anteilsscheinen zum Berichtsstichtag 33,2 Mrd
Euro ausmachte, erwarben heimische Aktien und Investmentzertifikate im Umfang von 5,9 Mrd Euro und erzielten gleichzeitig
6,8 Mrd Euro aus Kursgewinnen. Somit stammten 70% der von ausländischen Investoren im Inland lukrierten Kursgewinne
aus Anteilsscheinen, obwohl diese nur für 13% des gesamten Wertpapiervolumens stehen. Österreichs Verpflichtungen
aus festverzinslichen Wertpapieren, die zur Hälfte auf den Staat und zu 39% auf Banken entfielen, lagen mit
222,9 Mrd EUR um etwa 10% über dem Vergleichswert 2003, wobei 20,7 Mrd Euro aus dem Absatz und 2,6 Mrd Euro
aus Kursgewinnen resultierten. Fremdwährungsemissionen (vor allem in US-Dollar und Japanischen Yen) reduzierten
die Verpflichtungsposition aus Rentenwerten wechselkursbedingt um 2,1 Mrd Euro.
Insgesamt wies die österreichische Volkswirtschaft zum 31.12.2004 marktbewertete Auslandsforderungen von 402,6
Mrd Euro sowie Bruttoverbindlichkeiten von 436,5 Mrd Euro auf. Die Internationalisierungsquote, die den Wert der
österreichischen Vermögens- und Verpflichtungsbestände relativ zum BIP ausweist und als Kenngröße
für die finanzwirtschaftliche Integration einer Volkswirtschaft interpretiert wird, erreichte 354% und damit
um rund 32 Prozentpunkte mehr als 2003.
Österreichs Finanzvermögen im Ausland war zu knapp 48% in Wertpapiere, zu 13% in Direktinvestitionen
und zu 37% in Kredite und Einlagen investiert. Wertpapiere gewannen damit innerhalb der vergangenen fünf Jahre
spürbar an Bedeutung (1999: 40%). Das Vermögen an ausländischen Aktien und Investmentzertifikaten,
das zum Berichtsstichtag mit 40,2 Mrd Euro um 5,3 Mrd Euro über jenem des vorangegangenen Jahres lag, reflektiert
die durchwegs positive Entwicklung der internationalen Finanzmärkte im Jahr 2004. Etwa die Hälfte dieses
Zuwachses ist Kursgewinnen zuzurechnen. Gleichzeitig hatte der Wechselkurseffekt – ein knappes Drittel der Anteilsscheine
wurde in US-Dollar gehalten - bewertungsbedingte Einbußen im Ausmaß von etwa 0,9 Mrd Euro zur Folge.
Der Aufbau des festverzinslichen Wertpapiervermögens erfolgte zu 23,6 Mrd Euro transaktionsbedingt und zu
knapp einer Milliarde Euro aus Bewertungseffekten.
Der Bereich Sonstige Investitionen zeigte zum Berichtsstichtag 31.12.2004 Forderungen aus Krediten in Höhe
von 86,6 Mrd Euro (2003: 80,2 Mrd Euro) sowie aus Einlagen in Höhe von 48,6 Mrd Euro (2003: 39,1 Mrd Euro).
Heimische Banken vergaben grenzüberschreitende Kredite in Höhe von rund 5 Mrd Euro und verzeichneten
wechselkursbedingte Bewertungsverluste von rund einer Milliarde Euro. Das Einlagengeschäft der Banken war
neben dem Euro, dessen Anteil zwei Drittel ausmachte, auf den US-Dollar konzentriert (13%). Diese Währungsdiversifikation,
die auch den Schweizer Franken (6%), den Japanischen Yen (4%) sowie das Britische Pfund (3%) umfasste, ergab Wechselkursverluste
von 0,4 Mrd Euro oder 1% des Vermögensbestandes 2004.
Österreichs Auslandsverpflichtungen entfielen zu rund 60% auf Wertpapiere, zu knapp einem Drittel auf Kredite
und Einlagen sowie zu 11% auf ausländische Direktinvestitionen. Die Hereinnahme von Einlagen erhöhte
den Verpflichtungsbestand, der sich bei diesem Finanzierungsinstrument auf 91,6 Mrd Euro belief, im Ausmaß
von 17,8 Mrd Euro. Der hohe Fremdwährungsanteil an den Einlagenverpflichtungen des Bankensektors - knapp ein
Drittel wurde in US-Dollar sowie 14% in Schweizer Franken gehalten - führte zu einer wechselkursbedingten
Abwertung um 2,1 Mrd Euro.
Gemäß internationaler Konvention enthält das Aggregat „Direktinvestitionen“ in der IVP sowohl strategische
Unternehmensbeteiligungen als auch Grundstücksbesitz. Ausländische Anleger hielten Ende 2004 österreichische
Unternehmensbeteiligungen in Höhe von 46,0 Mrd Euro und Grundstücke im Wert von 2,7 Mrd Euro.
Eine ausführliche Analyse der Internationalen Vermögensposition Österreichs im Jahr 2004 wird im
November in einem Sonderheft der Reihe „Statistiken – Daten & Analysen“ publiziert. |