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Parlamentsdebatte über Eurofighter-Beschaffung |
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erstellt am
29. 09. 05
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Dringlicher Antrag der Sozialdemokraten an den
Bundeskanzler
Wien (pk) - Am Nachmittag des Mittwoch (28. 09.) unterbrach der Nationalrat seine Debatte zur
Diskussion über einen Dringlichen Antrag der SPÖ an den Bundeskanzler zur Eurofighter-Beschaffung. Abgeordneter
Dr. CAP (S) wies in seiner Begründung des Antrags auf die unterschiedlichen Auffassungen zu der Frage hin,
ob Österreich die Eurofighter-Kampfbomber braucht oder nicht. Kürzlich sei der Tageszeitung "Die
Presse" eine Beilage beigefügt gewesen, in der die Aufgaben beschrieben wurden, die über die Luftraumüberwachung
hinausgehen; auf der letzten Seite wurde für die Eurofighter geworben, was seiner Ansicht nach bedeutet, dass
diese Beilage von Eurofighter bezahlt wurde. In dieser Beilage durfte auch der Verteidigungsminister im Interesse
von Eurofighter werben. Cap wies auch darauf hin, dass die Regierungsparteien, die immer wieder Vorträge u.a.
über den ordentlichen Umgang mit Steuergeld gehalten haben, die Möglichkeit hätten, aus diesem "sündteuren"
Vertrag auszusteigen, aber sie tun es nicht.
Cap rollte abermals den Kauf und die weiteren Vorkommnisse rund um diese Anschaffung auf und zitierte letztendlich
eine Aussendung des V-Abgeordneten Murauer, in der es heißt, es bestehe der Unterschied zwischen den Flugzeugen
der Tranche 1 und der Tranche 2 in einem Rechner. Um welchen Rechner handelt es sich, fragte Cap, immerhin sei
dieser 50 Mill. € wert. Murauer habe in seiner Pressemitteilung den Eurofighter-Vertrag verteidigt und schließlich
behauptet, der Vertrag sei Gegenstand einer Rechnungshofprüfung gewesen und sei im Parlament beschlossen worden.
Der Redner warf dem ÖVP-Mandatar vor, das Plenum mit dem ÖVP-Klub zu verwechseln, weil der Forderung
der SPÖ nach Vorlage des Vertrages bis heute nicht nachgekommen wurde. Besonders interessiert zeigte sich
Cap an der Beantwortung der Frage, warum die Regierungsparteien diesen Kauf "so sehr wollen", sei doch
Österreich der einzige Exportkunde für die Eurofighter. Er sprach seine Vermutung aus, dass von Anfang
an alles "manipuliert" wurde, damit dieses Flugzeug gekauft wird. Das wahre Motiv für den Kauf des
Eurofighters wollte Cap wissen, denn im so genannten "Sachstandsbericht Eurofighter" werde zugegeben,
es könne nicht geliefert werden, es könne der Vertrag nicht eingehalten werden.
Staatssekretär MORAK betonte abermals, dass die Luftraumüberwachung für einen souveränen Staat
unverzichtbar ist. Im Zusammenhang mit der Offenlegung des Vertrages verwies das Regierungsmitglied auf das Gutachten
des Verfassungsdienstes vom 3. April 1987, in dem er sich ausführlich mit der Frage der Offenlegung des Draken-Kaufvertrages
auseinandergesetzt hat. Schon damals wurden seitens des Verfassungsdienstes hinsichtlich der Übermittlung
des Kaufvertrages an ein Organ des Nationalrates verfassungsrechtliche Einwendungen erhoben. Diese Einwendungen
bestanden damals und bestehen auch heute, so Morak. Es sei die Verpflichtung des Landesverteidigungsministers,
gegenüber den parlamentarischen Organen in einer solchen Angelegenheit die Amtsverschwiegenheit im Sinne des
Art. 20 Abs. 3 B-VG zu wahren. Da der Vertrag mit der Eurofighter GmbH in all seinen Teilen durchgehend Inhalte
aufweist, die die Voraussetzungen des Art.20 Abs. 3 erfüllen, sei eine Offenlegung von Vertragsinhalten verfassungsrechtlich
nicht zulässig. Damit stehen dem Entschließungsantrag der SPÖ schwere verfassungsrechtliche Bedenken
entgegen.
Abgeordneter Dr. KRÄUTER (S) stellte die Frage in den Raum, wie viele Länder weltweit außer die
Herstellerländer noch auf den Eurofighter setzen. Singapur sei wegen Lieferschwierigkeiten ausgestiegen und
Griechenland habe auf Grund von finanziellen Engpässen storniert. Nur mehr Österreich müsse auf
Grund der "sturen und verantwortungslosen" Haltung der Regierung den Eurofighter importieren. Kräuter
erinnerte daran, dass bis Mitte 2005 die Anlieferung von sieben neuen Abfangjägern fällig war und bis
Ende 2005 die Anlieferung von fünf weiteren neuen Abfangjägern sowie bis 2007 die Lieferung der restlichen
zwölf Abfangjäger erfolgen soll. 2007 soll nach jetzigem Stand aber etwas ganz Anderes geliefert werden,
als man bestellt hat. Da "eine Unwahrheit die andere jage", sei es logisch, dass die Vertragvorlage im
Parlament eingefordert wird. Sollte das nicht geschehen, dann gibt es für Kräuter nur eine einzige plausible
Erklärung dafür: Es muss illegale Zahlungen gegeben haben.
Abgeordneter MURAUER (V) unterstrich, dass es der Bundesregierung gelungen sei, nicht nur Sicherheitspolitik zu
finanzieren, sondern Österreich als "Staat der sozialen Wärme" zu erhalten. Murauer erinnerte
sodann an die Haltung der SPÖ, die, seit es keine SPÖ-Bundesregierung mehr gibt, den Kauf von Flugzeugen
ablehnt. Mittlerweile sei sie für die Luftraumüberwachung, aber jetzt werde kritisiert, dass man diese
Flugzeuge 2007 vielleicht nicht mehr erhält. Es geht um kein Tranchenproblem, wir bekommen, so Murauer, das
Fluggerät mit entsprechender Ausstattung und die Gegengeschäfte laufen.
Abgeordneter SCHEIBNER (F) meinte zu der Frage von Cap, warum Großbritannien wesentlich weniger als Österreich
für die Maschinen bezahlt, Milliarden Euro wurden von den Betreiberländern in die Entwicklung des Fluggerätes
investiert. Er, Scheibner, hätte nichts dagegen gehabt, hätte sich Österreich an einem solchen Hochtechnologieprojekt
beteiligt, weil eine solche Beteiligung viele Arbeitsplätze gebracht hätte, doch die damalige Regierung
habe kein Interesse daran gehabt. Zu der Frage Tranche 1 oder Tranche 2 hob Scheibner hervor, auch ihm wäre
es lieber, würde man von Haus aus die Tranche 2 bekommen, zumal man sich damit Umrüstungen ersparen würde.
Sechs Flugzeuge werden nur "das zweitbeste Flugzeug der Welt" sein und erst nach einem Jahr das "beste"
Flugzeug der Welt. Es wurde kein "Bomber", wie Cap meinte, angeschafft, sondern ein Luftraumüberwachungsflugzeug,
das nur die Sicherheit in der Luft organisiert und keine Bodenunterstützung unternimmt. |
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Die Verweigerung der Herausgabe des Vertrages und der Beitexte an den Nationalrat ist laut Abgeordnetem Dr. PILZ
(G) eine Verletzung sämtlicher einschlägiger Gesetze inklusive der Geschäftsordnung des Nationalrates.
Wenn in diesem Fall die Amtsverschwiegenheit gilt, dann habe der Minister dutzende Male durch die Beantwortung
von Anfragen die Amtsverschwiegenheit gebrochen und damit einen wichtigen Paragraphen des Strafgesetzbuches verletzt.
Warum dürfen Sie in diesem einzigen Fall nichts bekannt geben? Warum tut ein "persönlich anständiger
und seriöser" Verteidigungsminister wie Platter so etwas? Pilz versuchte diese Frage zu beantworten,
erinnerte an den Mai 2003, als der Vertrag geschlossen wurde, Ende November 2003 sei die Firma Magna wieder der
Industriellenvereinigung beigetreten, und es wurde ein hoher Beitrag von Magna an die Industriellenvereinigung
bezahlt. Die Industriellenvereinigung, die eine freiwillige Interessenvertretung ist, muss laut Parteiengesetz
ihre Spenden nicht deklarieren, erläuterte Pilz. Über die Industriellenvereinigung werden völlig
legal Spenden gewaschen, weil das österreichische Parteiengesetz diese Lücke bewusst eingebaut bekommen
hat. Seine Frage an Platter lautete, ob er Kenntnis davon habe, dass die Firma Magna im Zusammenhang mit dem Eurofighter-Geschäft
der Industriellenvereinigung einen hohen Euro-Betrag gegeben habe, der an die ÖVP weiter überwiesen wurde.
Die ÖVP habe im Jahr 2003 314.000 € erhalten. Von welchen Firmen habe die ÖVP, fragte Pilz, gewaschen
über die Industriellenvereinigung, diese 314.000 € erhalten und wieviel habe sie im Jahr 2004 erhalten? Warum
konnten sich die Spender aus der Industrie nicht zu ihren Spenden bekennen? Diese Fragen hat man sich laut Pilz
heute im Zusammenhang mit dem Eurofighter zu stellen. Das klare Motiv heißt für ihn Daimler-Benz, heißt
Interesse Magna, heißt Industriellenvereinigung, heißt legale Geldwäsche und heißt Finanzierung
der ÖVP.
Bundesminister PLATTER distanzierte sich von den Aussagen des Abgeordneten Pilz und zeigte sich durch dessen Anschuldigungen
persönlich beleidigt. Die Notwendigkeit einer aktiven und lückenlosen Luftraumüberwachung sei unbestritten,
ein Ausstieg aus dem Eurofighter-Kaufvertrag würde einen Stopp der Luftraumüberwachung bedeuten, dem
könnten er und die Bundesregierung nicht zustimmen.
Eurofighter der Tranche I werden vertragskonform dann geliefert, wenn Tranche II nicht lieferbar sei, dies sei
im Kaufvertrag so vorgesehen. In diesem Fall übernehme die Lieferfirma die Adaptierung der Flugzeuge an den
technischen Standard der Tranche II. Diese Regelung habe auch der Rechnungshof nicht kritisiert, hielt der Minister
fest. Platter fügte hinzu, dass 58 Flugzeuge der Tranche I in mehreren Ländern in militärischer
Verwendung stehen und die Betreiberländer mit diesem Flugzeug sehr zufrieden seien.
Die Geheimhaltung des Vertrages begründete der Minister einmal mehr mit der notwendigen Geheimhaltung technischer
Details im Interesse der Landesverteidigung und mit wirtschaftlichen Interessen des Vertragspartners. Die Veröffentlichung
eines Verkaufsvertrages sei nicht machbar, sagte Minister Platter.
Abgeordneter GAAL (S) bestritt die Notwendigkeit der sündteuren Eurofighter. Dieses Kriegsgerät sei nicht
erforderlich, um eine Luftraumüberwachung zu gewährleisten, und es sei nicht finanzierbar. Die Bundesregierung
habe diese Beschaffung gegen den Willen der Opposition durchgezogen. Europa befinde sich auf dem Weg zu einer Sicherheits-
und Verteidigungsgemeinschaft, daher brauche Österreich diese Kampfflugzeuge nicht, zeigte sich der Wehrsprecher
der SPÖ überzeugt. Der einzige Ausweg aus dem Eurofighter-Debakel sei der schnellstmögliche Ausstieg
aus dem Kaufvertrag. "Machen Sie von Ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch", lautete Gaals Aufforderung
an Bundesminister Platter!
Abgeordneter AMON (V) wandte sich gegen die Kriminalisierung von Mitgliedern der Bundesregierung durch Redner der
Opposition. Er erinnerte die Grünen an deren Polemiken gegen das Konkurrenzprodukt Saab-Gripen sowie daran,
dass die Opposition auch die Anschaffung von Hubschraubern für den Katastropheneinsatz kritisiert habe. An
der Stationierung des Eurofighters in Zeltweg hingen überdies tausende Arbeitsplätze für die Region
Obersteiermark. Für Arbeitsplatzvernichtung stehe die Bundesregierung nicht zur Verfügung, schloss Amon.
Abgeordneter FAULAND (F) mahnte die SPÖ, sich ihrer sicherheitspolitischen Verantwortung bewusst zu werden
und zur Kenntnis zu nehmen, dass der technische Unterschied zwischen Tranche I und Tranche II-Eurofightern sehr
gering sei. Deutschland kaufe 180 Eurofighter mit Zustimmung der SPD. Die SPÖ betreibe dagegen sicherheitspolitische
Trittbrettfahrerei und versuche, die trügerische Hoffnung zu verbreiten, Nachbarländer würden die
Sicherheit des österreichischen Luftraums garantieren. Ein neutrales Land sei für die Überwachung
seines Luftraumes verantwortlich, betonte Fauland.
Abgeordneter Mag. KOGLER (G) nannte die Offenlegung des Kaufvertrags als Voraussetzung, um darlegen zu können,
wie widersprüchlich die Bundesregierung die rechtlichen Bedingungen dieser Beschaffung interpretiere. Das
Ende des Interpretationsmonopols der Regierung sei die Voraussetzung für einen Vertragsausstieg. Bemerkenswert
sei, dass sich die Regierung weigere, kaufmännische Bedingungen dieses Geschäfts offen zu legen, aber
mit militärischer Geheimhaltung zu argumentiere. Es gehe auch um die Offenlegung der Parteifinanzen der ÖVP
und um den dringenden Verdacht der Schiebung bei der Typenentscheidung. Dies werde ein Untersuchungsausschuss klären,
den eine andere parlamentarische Mehrheit nicht mehr verhindern werde können.
Abgeordnete STADLBAUER (S) machte darauf aufmerksam, dass ein Großteil der österreichischen Bevölkerung
dafür eintrete, aus dem Kaufvertrag für das Kriegsgerät Eurofighter auszusteigen. Stadlbauer wies
auf technische Probleme dieses Flugzeugs hin, die dessen Funktionsfähigkeit beeinträchtigten. Diese Mängel
würden bei der Tranche II behoben, habe der Verteidigungsminister einst auf eine diesbezügliche Anfrage
erklärt. Jetzt aber sehe er kein Problem darin, dass Österreich doch Flugzeuge der technisch problematischen
Tranche I bekommen soll. Die SPÖ verlange die Offenlegung dieses Vertrags, um zu klären, unter welchen
Bedingungen man aus diesem Vertrag aussteigen könne. Zu fragen sei auch, wem die Geheimhaltung des Vertrages
nütze.
Nationalratspräsident Khol gab bekannt, dass die SPÖ einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
zum Thema "Beschaffung von Kampfflugzeugen" vorgelegt habe. - Abgestimmt wird nach Erledigung der Tagesordnung.
Abgeordneter NEUDECK (F) wies auf Widersprüche in den Argumenten der Oppositionsredner hin, die einmal von
einem übermäßig ausgestatteten Kampfbomber sprechen, zugleich aber bekrittelten, der Eurofighter
sei nicht funktionsfähig genug. Außerdem wies Neudeck die Verschwörungstheorien der Abgeordneten
Cap und Kogler zurück, die beim Thema Parteienfinanzierung "so reden, wie der Schelm denkt". In
diesem Zusammenhang wandte sich Neudeck gegen die Skandalisierungsversuche der Sozialdemokraten und erinnerte sie
an die zahlreichen Skandale in ihrer Parteigeschichte.
Bei der Abstimmung wurde der Dringliche Antrag der SPÖ betreffen Offenlegung der Verträge zur Beschaffung
von Kampfflugzeugen mangels Mehrheit abgelehnt. |
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