Text der Bundeshymne soll angepasst werden  

erstellt am
27. 09. 05

 Rauch-Kallat: Österreichs Bundeshymne soll Frauen gerecht werden
Wien (bgf) - "Frauen in Österreich leisteten und leisten Großartiges in allen Bereichen und auf allen Ebenen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur. Das Engagement der Frauen in ihren Familien und ihrem Umfeld ist unverzichtbar für die Gesellschaft. Im heurigen Gedankenjahr wollen wir diese Arbeit der Frauen nicht nur gebührend anerkennen, sondern ihre Leistungen auch sichtbar machen", sagte Frauenministerin Maria Rauch-Kallat am Montag (26. 09.). Sie wolle daher eine entsprechende textliche Anpassung der Bundeshymne erwirken. So solle in Zukunft nicht mehr nur von den "großen Söhnen", sondern auch von den "großen Töchtern" Österreichs gesungen werden.

Rauch-Kallat sieht in einer geschlechtergerechten Textierung der Bundeshymne einen weiteren Schritt auf den Weg zur tatsächlichen Gleichstellung von Frau und Mann. Dazu gehört auch das Bewusstmachen geschlechtsstereotyper Diskriminierungen.

"Vieles konnten wir in den vergangenen Jahren bereits umsetzen. Mit der erhöhten Anrechnung der Kindererziehungszeiten und das in die Pensionsberechnungen einbezogene Medianeinkommen von 1.350,-- Euro pro Monat kommen viele Frauen erstmals in den Genuss einer eigenständigen Pension. Das Kinderbetreuungsgeld für alle Mütter und Väter verbessert wesentlich die Wahlfreiheit für Frauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf", so Rauch-Kallat.

In der neuen Gesundenuntersuchung habe die Ministerin besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung frauenspezifischer Gesundheitsaspekte gelegt und die Vorsorgeuntersuchung geschlechts- und alterspezifisch strukturiert. Weiters habe sie die Gleichbehandlungsgesetze und damit die rechtliche Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt verbessert, im Frauenministerium eine eigene Abteilung zur Unterstützung von Migrantinnen geschaffen, den Schutz der Frauen vor Gewalt verstärkt, den Frauenanteil in verschiedenen Gremien erhöht - wie zum Beispiel im Obersten Sanitätsrat vervierfacht -, die Reihungskriterienverordnung für Gynäkologinnen erlassen und das österreichweite Business-Mentoring für Frauen im Berufsleben initiiert, wo heuer schon zum zweiten Mal bei der Mentora-Preisverleihung die besten Mentoring-Paare und die besten Firmen-Mentoring-Projekte prämiert wurden. Mentoring, gezieltes Netzwerken und die Frauenbildungsoffensive seien auch wirkungsvolle Strategien zur Schließung der Einkommensschere.

"Wir sind auf einem guten Weg und diesen werden wir kontinuierlich fortsetzen. Der männerbezogene Text der Bundeshymne ist nicht mehr zeitgemäß und repräsentiert in keinster Weise das gesellschaftliche Bild der Frauen von heute. Wir werden daher alles daran setzen, die "großen Töchter"in der Bundeshymne zu verankern", schloss die Frauenministerin.

 

 Prammer für zügige Änderung und rasche Rückkehr zu wichtigen frauenpolitischen Themen
Wien (sk) - "Wir erwarten von den Ministerinnen, dass sie alle vier Parlamentsparteien in die Textfindung für die geänderte Bundeshymne einbinden", sagte die Zweite Nationalrats- präsidentin, SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer zum Ergebnis des Ministerrates, bei dem die sechs Ministerinnen beauftragt worden sind, bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober den neuen Text für die Hymne zu finden. "Wir stehen bereit und wollen zügig arbeiten, damit wir uns wieder den wichtigen frauenpolitischen Themen zuwenden können", sagte Prammer.

"Denn noch immer fehlen Frauenarbeitsplätze, ist gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit ein Wunschtraum und müssen etwa die Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg nach der Babypause beseitigt werden", führte Prammer dazu aus. Eine Veränderung der Bundeshymne sei ein wichtiges Signal, das nicht im Alleingang gesetzt werden solle, doch darüber dürfe auf die politische Arbeit für Frauen nicht vergessen werden.

 

 Scheuch: Diskussion zur Bundeshymne ist sinnlos
Rauch-Kallat soll sich lieber um die wirklichen Frauenthemen kümmern
Wien (bzö) - "Rauch-Kallat zettelt mit ihrem Vorschlag die gleiche schwachsinnige Diskussion wie schon bei der steirischen Landeshymne an. Eine Hymne ist ein Zeichen der Identität, der Tradition und des Bewusstseins zur eigenen Geschichte. Wir lernen aus der Geschichte und tragen die Tradition, aber verantwortungsvolle Menschen sollten sich lieber für die Zukunft interessieren, denn dort werden wir leben", so BZÖ-Bündnissprecher NRAbg. Uwe Scheuch in einer Reaktion.

"Ich würde mir wünschen, dass Frauen- und Gesundheitsministerin Rauch-Kallat die finanzielle Förderungen für Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen erhöht, die Frauenbeschäftigung endlich forciert und das leidige Debakel um die E-Card in den Griff bekommt, anstatt sich auf Nebenschauplätzen zu bewegen", so BZÖ-Bündnissprecher Scheuch abschließend.

 

 Strache zu Rauch-Kallat: "Ihre Sorgen möchten wir haben"
Anstelle symbolischer Akte soll Regierung konkrete Lebenssituation der Frauen verbessern
Wien (fpd) - FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache gratulierte Ministerin Rauch-Kallat, mit der von ihr losgetretenen Debatte um die Bundeshymne die Prioritäten wirklich klar erkannt zu haben. "Um den Spruch einer Versicherung zu bemühen: Ihre Sorgen möchten wir haben."

Dieses Vorhaben löse sicherlich ähnliche Begeisterungsstürme aus wie seinerzeit die Rechtschreibreform, bei der man auch mit sicherem Instinkt an dem vorbei entschieden habe, was die Menschen tatsächlich wollten. Strache forderte die Regierung auf, anstelle symbolischer Akte die konkrete Lebenssituation der Frauen zu verbessern, etwa durch mehr Kinderbetreuungsplätze, Beseitigung der Unterschiede beim Einkommen oder durch Leistungen für die Wiederaufbaugeneration, anstatt diese mit Almosen abzuspeisen.

Wenn es außerdem so weiter gehe, sei einer Entwicklung Tür und Tor geöffnet, die letztlich ins Absurde führen würde. Dann stehe am nächsten Theaterspielplan "Der/Die Bauer/Bäuerin als MillionärIn", "Der/Die ZigeunerInnenbaronIn" oder "Die/Der lustige Witwe/r".

 

 Weinzinger: Besser spät als nie
Rauch-Kallat und Klasnic müssen Amtstiteln ändern
Wien (grüne) - "Nach langjähriger Verzögerung bemerkt auch Ministerin Rauch-Kallat die Missachtung und Ausgrenzung der Leistungen von Frauen in der österreichischen Bundeshymne. Seit vielen, vielen Jahren fordern die Grünen eine diesbezügliche Änderung, aber ich möchte nicht kleinlich sein: besser spät als nie", erklärt die Frauensprecherin der Grünen, Brigid Weinzinger zu den Aussagen von Rauch-Kallat.

"Der derzeitig gültige Text fußt auf einem Ministerratsbeschluss aus dem Jahr 1947. Es sollte für die Regierung ein Leichtes sein dies zu ändern, wenn sie es tatsächlich will", so Weinzinger weiter. Nach den bisherigen Erfahrungen mit Aussagen der Frauenministerin zeigt sich Weinzinger jedoch skeptisch über ihre tatsächliche Durchsetzungskraft. "Bisher sind ihren Ankündigungen keinerlei Taten oder konkrete Verbesserungen gefolgt. Leider besteht wenig Anlass darauf zu vertrauen, dass es diesmal anders sein könnte", ergänzt Weinzinger.

Weinzinger verweist darüber hinaus darauf, dass neben einer Hymnenreformierung beispielsweise auch Verbesserungen für Frauen bei den Amtstiteln lange überfällig seien. "Rauch-Kallat kann im Gleichschritt mit LandeshauptMANN Klasnic voran gehen und dieser inhaltlichen und sprachlichen Ausgrenzung von Frauen schleunigst ein Ende bereiten", so Weinzinger.
     
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