Wien (rk) - Ludwig Steiner, Botschafter i. R. und Staatssekretär a.
D., erhielt am Montag (26. 09.) im Wiener Rathaus das "Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste
um das Land Wien".
Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bezeichnete Ludwig Steiner als eine Persönlichkeit, die sehr
viel für die res publica getan hat. "Ludwig Steiner hat sich mit Leben, Herz und Seele für das Wiedererstehen
Österreichs eingesetzt", würdigte Mailath Ludwig Steiner als Widerstandskämpfer, der sich gegen
Kriegsende der Tiroler Widerstandsgruppe 05 anschloss. Ludwig Steiner verkörpere mit seinem ganzen Lebensweg
die Haltung des Erinnerns, indem er vor allem auch als Leiter des Versöhnungsfonds an die Menschen, ihr Schicksal
und ihr Leiden erinnere.
Ludwig Steiner sei ein großer Österreicher, eine Persönlichkeit, die in die Geschichte eingegriffen
hat, so Laudator Kurt Scholz, Bereichsleiter für Restitutionsangelegenheiten der Stadt Wien. Nach dem Krieg
wurde Ludwig Steiner zum "Anwalt des sozialen und politischen Ausgleichs", er habe am Staatsvertrag mitgewirkt
und sich der Südtirol-Politik gewidmet. Heute spräche man von Ludwig Steiner achtungsvoll als "Grandseigneur
der österreichischen Außenpolitik".
Biographie Ludwig Steiner
Ludwig Steiner wurde 1922 in Innsbruck geboren. Steiner besuchte die Handelsakademie in Innsbruck, gründete
eine katholische Jugendorganisation und schloss sich gegen Ende des Krieges der Widerstandsgruppe um Karl Gruber
an. An deren Übernahme der politischen Gewalt in Innsbruck noch vor dem Eintreffen der US-Armee war er wesentlich
beteiligt.
1945 begann er an der Universität Innsbruck Volkswirtschaftslehre zu studieren und schloss das Studium 1948
mit dem Doktorat ab. Im November 1948 trat er in den diplomatischen Dienst ein und wurde Sekretär an der österreichischen
Botschaft in Paris. Die Südtirol-Verhandlungen führten ihn 1952 wieder nach Innsbruck, wo er Leiter der
Außenstelle des Bundeskanzleramtes - Auswärtige Angelegenheiten wurde. Noch im gleichen Jahr holte ihn
Außenminister Gruber als Sekretär nach Wien. 1953-1958 war er Kabinettschef von Bundeskanzler Julius
Raab. In dieser Funktion war er auch Mitglied der österreichischen Regierungsdelegation bei den entscheidenden
Verhandlungen im April 1955 in Moskau, die zum Moskauer Memorandum und in weiterer Folge zum Abschluss des österreichischen
Staatsvertrags im Mai 1955 führten.
Anschließend übernahm er wieder diplomatische Aufgaben als Charge d'Affairs in Sofia (1958-1961), in
Griechenland und Zypern (1964-1972). Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit als Staatssekretär im Bundesministerium
für Auswärtige Angelegenheiten standen die Verhandlungen Österreichs mit Italien zur Lösung
des Südtirol- Problems.
1979 bis 1990 war er Abgeordneter zum Nationalrat und außenpolitischer Sprecher der ÖVP. Außerdem
bekleidete er von 1990 bis 1996 jene eines Präsidenten der Politischen Akademie der ÖVP.
Seit Dezember 2000 leitet Ludwig Steiner den Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und
Zusammenarbeit. Aufgabe des Fonds ist es, Entschädigungen für Zwangsarbeit unter dem NS-Regime auszuzahlen.
Bereits seit 1994 ist er Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW).
Weiters ist er Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Beobachtungsstelle von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Ludwig Steiner wurde während seiner langen diplomatischen Karriere mit zahlreichen in- und ausländischen
Orden ausgezeichnet. |