Hohe Auszeichnung des Landes Wien für Ludwig Steiner  

erstellt am
27. 09. 05

Wien (rk) - Ludwig Steiner, Botschafter i. R. und Staatssekretär a. D., erhielt am Montag (26. 09.) im Wiener Rathaus das "Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien".

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bezeichnete Ludwig Steiner als eine Persönlichkeit, die sehr viel für die res publica getan hat. "Ludwig Steiner hat sich mit Leben, Herz und Seele für das Wiedererstehen Österreichs eingesetzt", würdigte Mailath Ludwig Steiner als Widerstandskämpfer, der sich gegen Kriegsende der Tiroler Widerstandsgruppe 05 anschloss. Ludwig Steiner verkörpere mit seinem ganzen Lebensweg die Haltung des Erinnerns, indem er vor allem auch als Leiter des Versöhnungsfonds an die Menschen, ihr Schicksal und ihr Leiden erinnere.

Ludwig Steiner sei ein großer Österreicher, eine Persönlichkeit, die in die Geschichte eingegriffen hat, so Laudator Kurt Scholz, Bereichsleiter für Restitutionsangelegenheiten der Stadt Wien. Nach dem Krieg wurde Ludwig Steiner zum "Anwalt des sozialen und politischen Ausgleichs", er habe am Staatsvertrag mitgewirkt und sich der Südtirol-Politik gewidmet. Heute spräche man von Ludwig Steiner achtungsvoll als "Grandseigneur der österreichischen Außenpolitik".

Biographie Ludwig Steiner
Ludwig Steiner wurde 1922 in Innsbruck geboren. Steiner besuchte die Handelsakademie in Innsbruck, gründete eine katholische Jugendorganisation und schloss sich gegen Ende des Krieges der Widerstandsgruppe um Karl Gruber an. An deren Übernahme der politischen Gewalt in Innsbruck noch vor dem Eintreffen der US-Armee war er wesentlich beteiligt.

1945 begann er an der Universität Innsbruck Volkswirtschaftslehre zu studieren und schloss das Studium 1948 mit dem Doktorat ab. Im November 1948 trat er in den diplomatischen Dienst ein und wurde Sekretär an der österreichischen Botschaft in Paris. Die Südtirol-Verhandlungen führten ihn 1952 wieder nach Innsbruck, wo er Leiter der Außenstelle des Bundeskanzleramtes - Auswärtige Angelegenheiten wurde. Noch im gleichen Jahr holte ihn Außenminister Gruber als Sekretär nach Wien. 1953-1958 war er Kabinettschef von Bundeskanzler Julius Raab. In dieser Funktion war er auch Mitglied der österreichischen Regierungsdelegation bei den entscheidenden Verhandlungen im April 1955 in Moskau, die zum Moskauer Memorandum und in weiterer Folge zum Abschluss des österreichischen Staatsvertrags im Mai 1955 führten.

Anschließend übernahm er wieder diplomatische Aufgaben als Charge d'Affairs in Sofia (1958-1961), in Griechenland und Zypern (1964-1972). Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit als Staatssekretär im Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten standen die Verhandlungen Österreichs mit Italien zur Lösung des Südtirol- Problems.

1979 bis 1990 war er Abgeordneter zum Nationalrat und außenpolitischer Sprecher der ÖVP. Außerdem bekleidete er von 1990 bis 1996 jene eines Präsidenten der Politischen Akademie der ÖVP.

Seit Dezember 2000 leitet Ludwig Steiner den Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit. Aufgabe des Fonds ist es, Entschädigungen für Zwangsarbeit unter dem NS-Regime auszuzahlen. Bereits seit 1994 ist er Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW). Weiters ist er Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Beobachtungsstelle von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Ludwig Steiner wurde während seiner langen diplomatischen Karriere mit zahlreichen in- und ausländischen Orden ausgezeichnet.
     
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