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Wirtschaftspolitik / Arbeitsmarkt |
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erstellt am
13. 10. 05
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Gusenbauer:
Bei Öffnung des Arbeitmarkts droht Winterarbeitslosigkeit von 400.000 Menschen
Vöcklabruck (sk) - SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer sprach sich am Mittwoch (12. 10.) bei einem
Pressegespräch im Rahmen der Startklar-Tour in Vöcklabruck entschieden gegen die von der Regierung geplante
stärkere Öffnung des Arbeitsmarkts für ausländische Saisonarbeitskräfte und vor allem
Scheinselbständige aus. "Nach Schätzung der Arbeiterkammer ist mit 20.000 zusätzlichen Arbeitskräften
zu rechnen; die Winterarbeitslosigkeit geht damit in Richtung 400.000 Menschen." Gusenbauer hielt das Pressegespräch
gemeinsam mit der SPÖ-Nationalratsabgeordneten Rosemarie Schönpass und der stv. Bürgermeisterin
von Vöcklabruck, Hermi Kraler.
Mit der zusätzlichen Öffnung des Arbeitsmarkts würde die Regierung die "völlig falsche
Maßnahme setzen", sagte Gusenbauer. Belaste man den ohnehin äußerst angespannten österreichischen
Arbeitsmarkt mit zusätzlichen 20.000 Arbeitskräften, würden die derzeitigen Maßnahmen zur
Verbesserung der prekären Situation am Arbeitsmarkt "im negativen Sinn kompensiert". Denn es käme
zu einem "Verdrängungswettbewerb, bei dem schlecht bezahlte ausländische Arbeitskräfte gegen
gut bezahlte inländische Arbeitskräfte antreten würden". Die Folge davon, dass der international
zu beobachtende Lohnwettbewerb direkt nach Österreich herein getragen wird, sei, dass "Kollektiv-Verträge
ausgehebelt werden und Lohndumping betrieben wird", warnte Gusenbauer.
Gusenbauer kritisierte die Kaltschnäuzigkeit der Regierung, die die Alltagssorgen der Menschen nicht erst
nehme. Immer wieder werde er, Gusenbauer, bei seinen Gesprächen mit der Bevölkerung, wie auch hier in
Vöcklabruck, auf die Beschäftigungsproblematik angesprochen. "Es gibt kaum eine Familie in Österreich,
die nicht in einer Form von der derzeitigen Beschäftigungslage betroffen ist; sei es, dass Eltern für
ihre Kinder keinen geeigneten Ausbildungsplatz finden, sei es, dass ältere Arbeitnehmer oder Wiedereinsteigerinnen
keine Beschäftigung finden", so Gusenbauer.
"Die Regierung, darauf deutet alles hin, ist außer Rand und Band", sagte Gusenbauer. Ähnlich
abgehoben wie bei der Beschäftigungsfrage werde von Seiten der Regierung auch in der Frage der Pensionen und
der Universitäten agiert. Die Menschen, so Gusenbauers Resümee, wünschen sich zutiefst einen Wechsel
der Regierung und einen Kurswechsel. |
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Stummvoll: Effizienz statt Bürokratie Bundesregierung hat Reduktion der Saisoniers-Quote vorgeschlagen
Wien (övp-pk) - "Die Einschätzung von SPÖ-Chef Gusenbauer über die Auswirkungen
der geplanten Ergänzungen zum Fremdenrechtspaket sind schlichtweg falsch", so ÖVP-Finanzsprecher
Dr. Günter Stummvoll am Mittwoch (12. 10.) zu den Ausführungen Gusenbauers. Es handle sich vielmehr
um sinnvolle administrative Verbesserungen der bereits beschlossenen Regelungen, die zu keiner stärkeren Öffnung
des Arbeitsmarktes führen würden. "Im Gegenteil, die Bundesregierung hat in der vor kurzem zur Begutachtung
ausgesandten Niederlassungsverordnung 2006 eine Reduktion der Quote für Saisoniers vorgeschlagen", betonte
der ÖVP-Finanzsprecher.
Wirtschaftsminister Bartenstein habe bereits angekündigt, die Kontingente für die Zulassung von Saisoniers
schon in den kommenden Saisonen entsprechend zu reduzieren. "An den strengen materiellen Zulassungsvoraussetzungen
wird sich überhaupt nichts ändern", so Stummvoll. Das AMS werde wie bisher vor jeder Saisonbewilligung
eine Arbeitsmarktprüfung durchführen und primär versuchen, alle offenen Stellen aus dem vorhandenen
Arbeitskräftepotential abzudecken. "Auch die Einhaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen und die Anmeldung
der Sozialversicherung ist weiterhin unabdingbare Voraussetzung für eine Saisonbewilligung", sagte der
ÖVP- Finanzsprecher.
Auch die Behauptung, die geplante Regelung für die Zulassung selbständiger Erwerbstätiger würde
der Scheinselbständigkeit Vorschub leisten und die Arbeitslosigkeit erhöhen, sei völlig unbegründet.
"Die beabsichtigte Änderung gilt nämlich von vornhinein nicht für Selbständige, die sich
dauernd in Österreich niederlassen, sondern nur für solche, die kurzfristig selbständig Aufträge
für bestimmte eingegrenzte Auftraggeber erfüllen wollen", betonte Stummvoll. Bisher wäre das
AMS überhaupt nicht in die Visa- Verfahren für diese kurzfristig Erwerbstätigen mit einbezogen worden.
"Es handelt sich also nicht um eine Entschärfung, sondern vielmehr um eine Ausdehnung der Kontrolle durch
die Einführung einer gesetzlichen Begutachtungspflicht durch das AMS", so der ÖVP- Finanzsprecher.
Diese Begutachtung solle aber sinnvoller Weise nicht in jedem Einzelfall notwendig sein, sondern auf die Fälle
beschränkt werden, wo begründete Zweifel an der Absicht des Antragstellers bestünden, eine rechtmäßige
und arbeitsmarktpolitisch im Interesse Österreichs gelegene selbständige Tätigkeit aufzunehmen.
Die durchgehende Befassung des AMS in jedem Einzelfall wäre ein unnötiger Bürokratismus und hielte
das AMS nur von seinen eigentlichen Aufgaben, in Zeiten der steigenden Arbeitslosigkeit für einen geordneten
Arbeitsmarkt Sorge zu tragen, ab. "Auf diese Weise soll vor allem verhindert werden, dass das AMS in Dutzenden
gleich gelagerten Fällen gleich lautende Gutachten abgeben muss", so Stummvoll. In klaren Umgehungsfällen
solle die Aufenthaltsbehörde von vornherein die Möglichkeit haben, die Aufenthaltsbewilligung sofort
abzulehnen. Das liege im Sinne einer effizienten Kontrolle. "Das AMS hatte und hat auch weiterhin arbeitsmarktpolitische
Gutachten in jedem Einzelfall für diejenigen abzugeben, die eine dauerhafte Erwerbstätigkeit in Österreich
beabsichtigen", betonte Stummvoll abschließend. |
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