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Wirtschaftspolitik / Kompromissvorschlag bei Chemikalien |
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erstellt am
12. 10. 05
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Bartenstein:
Politische Einigung bei REACH ist möglich
Rat für Wettbewerb behandelte neue Chemikalienpolitik REACH - Auch Initiative für
weniger europäische Gesetze wird vorangetrieben
Wien (bmwa) - Der von der britischen EU-Präsidentschaft vorgelegte neue Kompromiss- Vorschlag
für die Europäische Chemikalienpolitik REACH könnte noch im November zu einer politischen Einigung
führen. Dies wurde am Mittwoch (11. 10.) bei einer ersten Debatte am europäischen Ministerrat für
Wettbewerb in Luxemburg deutlich. Kern des britischen Vorschlages sind bürokratische Erleichterungen, die
zu einer deutlichen Reduktion der Kosten führen können. „Mit gutem Willen ist eine politische Einigung
im Sinne der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und einem verbessertem Gesundheits- und Konsumenteschutz möglich",
hält Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein fest.
Kernpunkte des britischen Kompromissvorschlags sind das Prinzip „Ein Stoff, eine Registrierung" sowie die
Reduktion der Datenanforderungen für Stoffe, die nicht risikoreich sind und von denen jährlich nur 1
- 10 Tonnen produziert werden. Ein großer Teil der Stoffe in dieser Mengenschwelle (rund 17.500 Stoffe) soll
damit Erleichterungen in der neuen Chemikalienbürokratie unterliegen. Von den rund 100.000 insgesamt derzeit
bekannten Chemikalien sind etwa zwei Drittel am Markt vorhanden, etwa ein Drittel wird von REACH erfasst.
Für jene Stoffe, die als risikoreich gelten, wird sichergestellt, dass umfangreiche Daten über die Stoffe
vom Unternehmer zur Verfügung gestellt werden müssen. Für die unbedenklichen Stoffe müssen
jene Daten gesammelt werden, die bereits vorhanden und zur Einstufung und Risikobeschreibung des Stoffes notwendig
sind. Die Kosten für Testverfahren und für die bürokratischen Aufwendungen (Registrierung, etc.)
können dadurch pro Chemikalie um bis zu 80 % gesenkt werden. „Damit liegt ein guter Kompromiss vor, der unnötige
Bürokratie vermeidet, aber gleichzeitig maximalen Gesundheitsschutz für die Konsumenten gewährleistet",
sagt Bundesminister Dr. Bartenstein: „Das Prinzip dahinter: Je gefährlicher die Substanz, desto strenger sollen
die Sicherheitsvorschriften sein. Zum Schutz der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und zur Erhaltung
der Arbeitsplätze müssen überzogene Regelungen bei voller Wahrung des Konsumentenschutzes vermieden
werden. REACH darf nicht zur Abwanderung von Arbeitsplätzen in Länder mit niedrigeren Sicherheitsstandards
führen. Wir müssen Arbeitsplätze in Europa halten - auch die in der chemischen Industrie."
Europäische Kommission will weniger Gesetze vorlegen
Positiv begrüßt wurde am Rat weiters die Initiative der Europäischen Kommission, weniger
Gesetze vorzulegen bzw. die Rechtsvorschriften besser vorzubereiten. „Dies ist ein wichtiger Beitrag für Wachstum
und Arbeitsplätze in der Europäischen Union", betont Bundesminister Bartenstein. Weniger, dafür
klarere Rechtsvorschriften sollen die Wettbewerbsfähigkeit der EU steigern.
Konkret hat die Europäische Kommission 183 von 489 Vorschlägen im Gesetzgebungs- prozess näher untersucht.
31 % aller sich unterwegs befindenden Vorschläge aus der Zeit vor dem 1.1.2004 werden jetzt zurückgezogen,
für weitere 5 Vorschläge werden zusätzliche wirtschaftliche Analysen durchgeführt. Weiters
hat sich die Europäische Kommission vorgenommen, bestehende Rechtsvorschriften zu vereinfachen, die wirtschaftlichen
Folgen von Rechtsvorschriften besser abzuschätzen und generell einen „Bürokratie-Test" einzuführen.
Damit soll EU-weit der bürokratische Aufwand von Gesetzen gemessen und gesenkt werden. |
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Krainer: Wie erwartet stellt Bartenstein Wirtschafts- vor Gesundheitsinteressen
Wann wird REACH-Impact-Studie präsentiert?
Wien (sk) - "Wie befürchtet, hat Minister Bartenstein im EU-Wettbewerbsrat
für mehr Wettbewerb und weniger Gesundheit gestimmt", stellte SPÖ-Umweltsprecher Kai Jan Krainer
fest. Heftig kritisiert Krainer die Aussage, dass es ausreichend wäre, wenn nur ein Drittel der derzeit vorhandenen
Chemikalien von REACH betroffen wären. "Es reicht nicht aus, wenn wir nur von einem Drittel der vorhandenen
Chemikalien wissen, welche Auswirkungen diese auf unsere Gesundheit haben. Ich will es von allen Chemikalien wissen",
betonte Krainer gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Verwundert zeigte sich Krainer auch über die Aussage, dass Unternehmer nur von den als risikoreich geltenden
Stoffen Informationen abgeben müssen. "Man kann doch nicht ohne zu testen wissen, ob der Stoff gefährlich
oder ungefährlich ist", so der Umweltsprecher. Bei ihrer Geburt haben Babys heute bereits bis zu 45 verschiedene
Chemikalien im Blut, die dort nichts verloren haben. Grund genug, alle Chemikalien auf ihre Auswirkungen zu testen
und sie bei besonderer Gefahr zu verbieten.
In diesem Zusammenhang fordert der SPÖ-Umweltsprecher endlich die zu REACH geplante Impact-Studie zu veröffentlichen.
Diese Studie stellt klar, dass die positiven Auswirkungen auf Österreichs Volkswirtschaft größer
sind als angenommen. "Die Studie sollte bereits im letzten Monat präsentiert werden. Warum Minister Bartenstein
keine Zeit findet, weder die Impact-Studie zu veröffentlichen, noch eine parlamentarische Anfrage zu beantworten,
ist völlig unverständlich", so Krainer abschließend. |
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