Medizinische Universität Innsbruck entwickelt Biosensor mit
Innsbruck (universität) - Biosensoren bilden die Schnittstelle zwischen Elektronik und Biologie
und finden derzeit größtes Interesse bei Wissenschaft und Industrie. Die Firma Siemens AG hat nun Wissenschaftler
der Medizinischen Universität Innsbruck ausgewählt, um im Rahmen eines EU-Projekts einen völlig
neuartigen Sensortyp zu entwickeln. Mit dem neuen Chip sollen schon in wenigen Jahren DNA- und Proteinanalysen
sehr einfach und kostengünstig durchgeführt werden.
Die Siemens AG hat in den letzten Jahren einen neuen Biosensortyp entwickelt, der gravimetrisch arbeitet. Dort
wo sich bestimmte Biomoleküle anbinden, verändern sich die Masse und damit die Resonanzfrequenzen. Elektronisch
kann daraus auf die Art und Menge der gebundenen Moleküle geschlossen werden. "Die Firma Siemens ist
an uns herangetreten und hat uns zur Mitarbeit eingeladen", erklärt Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber, Direktor
des Biozentrums Innsbruck und Proteomik-Experte. "Wir waren zunächst skeptisch, was die Analyse von Proteinen
mit diesem Verfahren angeht. Das technologische Konzept von Siemens hat uns letztlich aber überzeugt."
Prof. Huber und Prof. Martin Widschwendter von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde werden die
Entwicklungen mit DNA-Markern und Proteinproben von Brustkrebspatientinnen unterstützen. "Wir stellen
hier Know-how zur Verfügung, das die Medizinische Universität Innsbruck und das Tiroler Krebsforschungsinstitut
im Rahmen des Krebsforschungsschwerpunktes erworben haben", so Prof. Widschwendter. In dem gemeinsamen Projekt
geht es jetzt darum, das Chipsystem soweit zu verkleinern, dass es als einfache und kostengünstige Alternative
für die Analyse von DNA- und Proteinproben eingesetzt werden kann. Partnerschaft zwischen Industrie und Wissenschaft
Vor kurzem kamen die Projektpartner im Biozentrum Innsbruck zusammen und tauschten erste Erfahrungen aus. Siemens-Projektkoordinator
Dr. Wolfgang Rossner: "Dabei ging es auch darum, eine gemeinsame Sprache zu finden, denn wir arbeiten hier
genau an der Schnittstelle von Elektronik und Biologie. " An dem EU-Projekt sind neben der Siemens AG und
der Medizinischen Universität Innsbruck industrielle und universitäre Partner aus Finnland, Schweden
und Großbritannien beteiligt. Die EU stellt 3,8 Millionen Euro für das auf drei Jahre anberaumte Vorhaben
zur Verfügung. "Siemens wird bereits in den kommenden Jahren erste Chipsysteme auf den Markt bringen",
betont Dr. Rossner. "Gemeinsam mit den Innsbrucker Wissenschaftlern arbeiten wir hier aber bereits am Nachfolgemodell,
das wesentlich leistungsfähiger sein wird. " Prof. Lukas Huber zeigt sich sehr erfreut über die
neue Kooperation: "Für uns ist das eine sehr große Auszeichnung, und es ist eine Bestätigung
für den Forschungsstandort Tirol." |