Finanzvermögen privater Haushalte auf 345 Mrd Euro angestiegen  

erstellt am
24. 10. 05

OeNB präsentiert die aktuellen Ergebnisse aus der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung für das erste Halbjahr 2005
Wien (oenb) - „Die hohe Ersparnisbildung im ersten Halbjahr 2005 ist ein Spiegelbild der geringen Konsumnachfrage der Österreicher“, erläuterte Mag. Dr. Peter Zöllner, Mitglied des Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank, am Montag (24. 10.) bei einer Pressekonferenz zum Finanzvermögen der Österreicher. Anlässlich des Weltspartags präsentierte er die aktuellen Daten zur Vermögensentwicklung und Verschuldung der privaten Haushalte.

Die privaten Haushalte veranlagten im ersten Halbjahr 2005 rund 11,5 Mrd Euro und verschuldeten sich gleichzeitig um 3,9 Mrd Euro. Die Neuveranlagungen fielen damit um rund 1,8 Mrd Euro höher aus als im ersten Halbjahr 2004, während die Neuverschuldung nur marginal stieg. Zur Jahresmitte 2005 hatten die Österreicher ein Geldvermögen in Höhe von 345,3 Mrd Euro und Schulden von 123,5 Mrd Euro.

„Wir beobachten, dass die Österreicher weiterhin mehr sparen, aber dabei verstärkt auch andere Finanzierungsinstrumente als das Sparbuch verwenden“, stellte Direktor Zöllner fest. Rund 70% der gesamten Geldvermögensbildung waren entweder auf Wertpapierkäufe oder auf eine Erhöhung der Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionskassen zurück zu führen.

Anleihen, Aktien und Investmentzertifikate wurden im ersten Halbjahr 2005 um rund 4,0 Mrd Euro gekauft. Dies dokumentiert, so Direktor Zöllner, das anhaltend starke Interesse der Privatanleger an Wertpapieren.

Besonders hoch war das Interesse der Österreicher in den ersten sechs Monaten an Aktien. Das Kaufvolumen von 1,6 Mrd Euro lag über den Aktienkäufen des Gesamtjahres 2004. Die rege Emissionstätigkeit, insbesondere von Unternehmen der Immobilien- und Finanzholdingbranchen sowie das stimulierende Börsenumfeld waren dabei die Motoren.

Darüber hinaus nahmen private Anleger zwischen Jänner und Juni 2005 Anleihen in Höhe von 900 Mio Euro in ihr Portefeuille, wovon die Hälfte auf Wohnbauanleihen entfiel. Ebenfalls nachgefragt wurden von Privatinvestoren Investmentzertifikate, die sie um 1,6 Mrd Euro erwarben. Dabei waren inländische Rentenfonds mit einem Ankaufsvolumen von 1,0 Mrd Euro die wichtigste Kategorie.

Der gesamte Wertpapierbestand der Österreicher stieg, nicht zuletzt auf Grund der guten Performance der inländischen Aktien und Investmentzertifikate, auf 82 Mrd Euro. Im Portefeuille der privaten Haushalte waren Anleihen und Aktien mit einem Marktwert von rund 44 Mrd Euro. Darüber hinaus bedienen sich private Haushalte immer stärker bei der Veranlagung eines Fondmanagements in Form von Investmentzertifikaten. Der Vermögensbestand in dieser Anlageform hat sich in den letzten zehn Jahren fast vervierfacht und betrug zur Jahresmitte 2005 fast 38 Mrd Euro, das entspricht knapp 30% der gesamten Spareinlagen im Besitz privater Haushalte.

Deutlich hohe Bedeutung in der privaten Finanzvorsorge hat weiterhin der Aufbau von Lebensversicherungen und Pensionskassenansprüchen, die sich im ersten Halbjahr 2005 um insgesamt 3,4 Mrd Euro erhöhten. Davon entfielen 3,0 Mrd Euro auf Lebensversicherungen, die gegenüber dem ersten Halbjahr 2004 (1,9 Mrd Euro) signifikant anstiegen. Die Ansprüche aus Lebensversicherungen wuchsen damit bis zur Jahresmitte 2005 auf 50 Mrd Euro und machten 15% des gesamten Geldvermögens aus. Ein zusätzlicher Impuls dafür kam von der Zukunftsvorsorge, da 80% des angesparten Vermögens aus Versicherungsprodukten bestanden.

„Trotz einer stärkeren Differenzierung in der Neuveranlagung dominiert der Bargeld- und Einlagenbestand mit einem Anteil von 53% nach wie vor die Struktur des gesamten Geldvermögens in Höhe von 345,3 Mrd Euro“, wie Direktor Zöllner weiter ausführte, „Damit liegen wir in Euroopa nach wie vor an der Spitze“. Ende Juni 2005 waren auf rund 23 Mio Sparbüchern Einlagen privater Haushalte in Höhe von 133 Mrd Euro.

Zum 30. Juni 2005 hatten die privaten Haushalte Kreditverbindlichkeiten in der Gesamthöhe von 123,5 Mrd Euro, das entspricht rund 85% des verfügbaren Einkommens. Die Österreicher erhöhten im ersten Halbjahr 2005 ihre Verschuldung mit 3,9 Mrd Euro etwas stärker als im Vergleichszeitraum des Jahres 2004 (3,8 Mrd Euro).

Rund die Hälfte (2,0 Mrd Euro) dieses Finanzierungsbedarfes wurde im ersten Halbjahr 2005 über Fremdwährungskredite abgedeckt, während die Bauspardarlehen nur um 100 Mio Euro zunahmen. Der wichtigste Verwendungszweck war mit 2 Mrd Euro die Wohnraumbeschaffung. Für Konsumzwecke wurden Kredite mit einem Volumen von 1,3 Mrd Euro aufgenommen. Die Verringerung der Bankzinssätze im Neugeschäft im ersten Halbjahr 2005 dürfte die Kreditaufnahmen positiv beeinflusst haben.

Die Verschuldung aus Wohnbaukrediten, die wichtigste Komponente in der Gesamtverschuldung privater Haushalte, betrug zum Ende Juni 2005 rund 73 Mrd Euro, wobei knapp 25% in Fremdwährungen und 19% bei Bausparkassen aufgenommen wurden.

Der Sektor der privaten Haushalte ist der große Nettogläubiger der österreichischen Volkswirtschaft. Seine Nettovermögensposition, d.h. der Saldo aus Geldvermögen und Verschuldung betrug zum 30. Juni 2005 222 Mrd Euro, um 57% mehr als 1995. Das Nettovermögen entspricht Mitte 2005 etwa dem 1½-fachen des verfügbaren Nettoeinkommens aller Österreicher.
     
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