Hotrec-Tagung in Wien beschließt Qualitätsreferenzprogramm
– „Flugticketsteuer“ wird abgelehnt
Wien (pwk) - Gegen eine Überregulierung ihrer Branche sprachen sich die Mitglieder des Europäischen
Hotel- und Restaurantverbandes Hotrec („Hotels, restaurants & cafés in Europa“) bei ihrer jüngsten
Generalversammlung in Wien aus. An der Tagung nahmen Vertreter von 36 nationalen Verbänden aus 22 Ländern
teil. Österreich war durch die Fachverbände Hotellerie und Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich
sowie durch den Veranstalterverband vertreten. Die Eröffnung der Tagung hatte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein
vorgenommen.
Die Hotrec fürchtet, dass die derzeit auf freiwilliger Basis durchgeführten Standardisierungen künftig
de facto vorgeschrieben werden könnten. Als Beispiel wurden in Konferenzkreisen die geplanten EU-Standards
für Swimmingpools genannt, die völlig an der Realität der Hotellerie vorbeigehen. Wären sie
ohne vernünftige Anpassungen allgemein verbindlich, könnte dies beispielsweise auch vor Gericht zu Problemen
führen. Die Mitglieder sind demgegenüber der Meinung, „dass Standards, auch wenn sie nützlich sind,
nur auf Initiative der Wirtschaft und nach einem vollkommen transparenten und beratenden Prozess entwickelt werden
sollten“, heißt es in einem von der Hotrec verabschiedeten Kommunique.
Die Mitglieder des Europäischen Hotel- und Restaurantverbandes Hotrec sprachen sich gegen eine Überregulierung
ihrer Branche aus Die Mitglieder des Europäischen Hotel- und Restaurantverbandes Hotrec sprachen sich gegen
eine Überregulierung ihrer Branche aus
Die Generalversammlung bestätigt darin nochmals ihre Ablehnung gegenüber jedem Versuch der öffentlichen
Hand und der Normungsinstitute, der Branche ein europaweites Hotel-Klassifizierungssystem aufzuerlegen. Einige
sind sich die Hotrec-Mitglieder jedoch darin, im Interesse der Konsumenten die Transparenz zu erhöhen. Dies
soll beispielsweise durch die Darstellung der Bedeutung der verschiedenen Klassifizierungssysteme auf den nationalen
und auf den Hotrec-Homepages geschehen. Die Generalversammlung billigte außerdem eine Reihe von Empfehlungen,
die in Richtung einer Vereinheitlichung der nationalen Klassifizierungssysteme gehen.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Erarbeitung eines Hotrec-Qualitätsmanagementprogramms, das als Referenzmodell
auf europäischer Ebene gelten soll. Dieses soll nicht die zahlreich bestehenden nationalen und regionalen
Programme ersetzen, sondern eine bessere Evaluierung dieser Programme ermöglichen. Nationale und regionale
Qualitätsprogramme, die die Kriterien erfüllen, werden als Hotrec-Qualitätsprogramme anerkannt.
Erfreut zeigten sich die Teilnehmer an der Generalversammlung über die jüngsten tourismuspolitischen
Aussagen von EU-Kommissar Günter Verheugen, wonach die Tourismuswirtschaft auf europäischer Ebene nicht
zu mehr verbindlichen Richtlinien und Standards verpflichtet werden sollte. In ähnlichem Sinne hatte sich
auch Wirtschafts- und Tourismusminister Martin Bartenstein in seiner Eröffnungsrede geäußert. „Wir
möchten den Tourismus auf nationaler Ebene halten, entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip. Es gibt wenig,
was Brüssel regeln sollte“.
Begrüßt wurden von den Hotrec-Mitgliedern die Bemühungen der britischen EU-Präsidentschaft,
die Diskussion über eine Reduktion der Mehrwertsteuer für die Gastronomie aller Mitgliedsstaaten neu
zu beleben. In einer Neuauflage der Broschüre „Ein reduzierter Mehrwertsteuersatz für die Tourismuswirtschaft
in Europa“ werden die Argumente zusammengefasst.
Ablehnend stehen die Hotel- und Gastronomieverbände der diskutierten Einführung einer Flugticket-Steuer
zur Finanzierung einer erhöhten Entwicklungshilfe gegenüber. Das Ziel einer steigenden Entwicklungshilfe
sei ohne Frage lobenswert, doch sollte es, da es im Interesse der gesamten Gesellschaft liegt, nicht eine einzelne
Branche, den Tourismus, belasten. Eine solche Steuer würde die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen
Tourismus auf dem Weltmarkt gefährden. |