Lutherischer Bischof folgt auf Oberin Christine Gleixner von der Römisch-katholischen
Kirche
Wien (epd Ö) - Der evangelisch- lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm ist der neue Vorsitzende
des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Sturm wurde auf der Vollversammlung
des ÖRKÖ am Dienstag (18. 10.) in Wien mit großer Mehrheit für die nächste zweijährige
Funktionsperiode gewählt. In einer ersten Reaktion gegenüber epd Ö zeigte sich Sturm dankbar für
das große Vertrauen der 14 christlichen Kirchen, die dem Ökumenischen Rat angehören. Dem ÖRKÖ
misst der lutherische Bischof "hohe soziale Kraft" bei. Im Sinn der christlichen Botschaft liege seine
Aufgabe auch darin, sich um "Schwache und Randsiedler" zu kümmern. "Ich glaube", so der
Bischof, "dass wir gemeinsam aus dem einen Wort der Bibel, aus dem einen Sakrament der Taufe auch Kraft für
eine gute Zukunft schöpfen können."
Am Ökumenischen Rat schätze er seinen Charakter als Lerngemeinschaft: "Wir lernen Verständnis
für die anderen Kirchen, verstehen uns als Weggemeinschaft, können und wollen miteinander in vielfältigen
Aufgabenbereichen arbeiten." Es sei ein großes Geschenk, dass sich der ÖRKÖ auch als geistliche
Gemeinschaft verstehe, die vor allem in gemeinsamen Gottesdiensten und Andachten, etwa bei großen öffentlichen
Anlässen, erlebbar werde. Wichtig sei ihm, so der neue Vorsitzende, dass der ÖRKÖ in Zukunft eine
Brücke zur Jugend bilde. Es gehe darum, die nachkommende Generation mit dem Gedanken der Ökumene und
ihrer Wirklichkeit vertraut zu machen, betonte Sturm. Darüber hinaus will der Bischof auch die interreligiösen
Gespräche "mit Qualität und wachsender Kenntnis füreinander" ausbauen. Die EU-Präsidentschaft
Österreichs stelle eine "schöne Aufgabe dar, im gemeinsamen Europa geistliche Tiefe zu suchen und
zu leben". Sturm verwies in diesem Zusammenhang auf die Charta Oecumenica, die die gemeinsame Verantwortung
der Kirchen in Europa formuliert habe.
Sturm folgt als Vorsitzender auf Oberin Prof. Christine Gleixner von der Römisch-katholischen Kirche, die
in den letzten sechs Jahren dem ÖRKÖ vorstand. Er sei dankbar, dass er in den letzten Jahren Gleixners
Tätigkeit als Vorsitzende miterleben durfte, so Sturm. In "großartiger Weise" habe Gleixner
die Aufgaben des Ökumenischen Rates wahrgenommen und vielfach erweitert. Sie habe "vieles aufgegriffen,
was wichtig und notwendig" war. Konkret würdigte Sturm etwa Gleixners Engagement beim Ökumenischen
Sozialwort, bei den interreligiösen Gesprächen, beim Ausbau der Kontakte in Europa und bei der Ökumenischen
Sommerakademie. |