Eignungstest nach Schweizer Vorbild (EMS) - Graz bleibt beim E-Learning-Modell
Innsbruck (universität) - Die drei Medizinischen Universitäten in Graz, Innsbruck und Wien
werden künftig ihre neuen Studierenden mit Hilfe von Eignungstests auswählen. Dazu wird es eine gemeinsame
Verwaltung der BewerberInnen geben, um Mehrfachbewerbungen zu unterbinden und auch ein gemeinsamer Prüfungstermin
an allen drei Universitäten ist eingeplant.
Innsbruck und Wien werden dabei auch in Bezug auf den Eignungstest selbst sehr eng kooperieren und den in der Schweiz
erprobten und evaluierten "Eignungstest für das Medizinstudium in der Schweiz (EMS)" verwenden.
Sie werden diesen Test, der nicht erlerntes Wissen abprüft sondern viel mehr die Befähigung der KandidatInnen
für ein Medizinstudium ermittelt, an einem gemeinsamen Termin vor Studienbeginn abhalten. Innsbruck und Wien
werden darüber hinaus ein gemeinsames Ranking der KandidatInnen durchführen und diese dann soweit wie
möglich nach deren Wünsche auf die beiden Medizinischen Universitäten verteilen. In einigen Fällen
am Ende der Rangliste werden dabei dann Studierende zugeteilt werden müssen, damit alle verfügbaren Plätze
auch entsprechend dem Ranking und der Kapazitätszahlen ausgenützt werden können.
Die Medizinische Universität Graz will im Unterschied zu Wien und Innsbruck dazu - wie schon heuer erstmals
im Rahmen des ersten Studienjahrs angestrebt - allerdings einen Multiple Choice Test einsetzen. Dieser Test prüft
jenes Wissen, das die Studierenden auf der Basis des "Virtuellen Medizinischen Campus (VMC)" - ab nächstes
Jahr allerdings ebenfalls vor Studienbeginn - vorab erwerben müssen.
Offen ist derzeit noch, wie die Auswahltests finanziert werden sollen, da die Universitäten nicht befugt sind
Gebühren für diese Test vor Zulassung zum Studium einzuheben und die notwendigen Aufwändungen (von
bis zu 200 € pro Test) derzeit nicht in den globalen Universitätsbudgets gedeckt sind. Diese Fragen werden
nun in den kommenden Wochen gemeinsam mit Vertretern des Wissenschaftsministeriums geklärt.
Wien und Innsbruck werden nun in den kommenden Tagen an die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten
(CRUS) formell herantreten, um zu klären, unter welchen Bedingungen und Konditionen der EMS-Test auch an diesen
beiden österreichischen Medizinuniversitäten verwendet werden kann. Der Schweizer Test wird seit acht
Jahren vom Zentrum für Testentwicklung und Diagnostik am Department für Psychologie der Universität
Freiburg (Schweiz) erarbeitet und durchgeführt.
Der EMS-Test prüft im Rahmen eines Tages in einem gesamt rund 5 Stunden dauernden schriftlichen Testverfahren
folgende Fähigkeiten der Studienwerber:
- Differenzierte visuelle Wahrnehmung
- Verständnis für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen
- Räumliches Vorstellungsvermögen
- Quantitatives Problemlösen für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen
- Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit
- Verständnis und Interpretation medizinisch-wissenschaftlicher Texte
- Behalten von figuralem bzw. verbalem Material
- Interpretationen von Diagrammen und Tabellen
Vorliegende Evaluierungen der bereits seit 8 Jahren absolvierten EMS-Tests zeigen einen unmittelbaren Zusammenhang
zwischen Prüfungsergebnissen und Studieneignung, zugleich erweist sich der Test als "schichtenneutral",
da der Test Fähigkeiten und nicht Fleißeffekte misst. Der EMS-Test, der derzeit in der Schweiz und einigen
Universitäten Deutschlands als Auswahlverfahren zur Anwendung kommt, wird jährlich neu zusammengestellt
und in der Schweiz und Deutschland am selben Prüfungstag abgewickelt. Ein Training in so genannten Paukerkursen
ist wenig sinnvoll, die Chancengleichheit für die Geprüften somit relativ unabhängig von ihrem ökonomischen
familiären Background.
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