"In der Kirche gibt es keine Ausländer"  

erstellt am
27. 10. 05

Messfeier der anderssprachigen Gemeinden Wiens zum Nationalfeiertag in der Jesuitenkirche - Laibacher Erzbischof Uran war der Hauptzelebrant
Wien (stephanscom.at) - "In der Kirche gibt es keine Ausländer": An dieses Wort der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erinnerte der Dechant von Wien-Favoriten, P. Edward Daniel, am Dienstagabend (24. 10.) in der Wiener Jesuitenkirche bei einer Messfeier der anderssprachigen Gemeinden Wiens zum Nationalfeiertag. Hauptzelebrant der Messfeier war der Erzbischof der slowenischen Hauptstadt Laibach (Ljubljana), Alojz Uran, der die "Vielstimmigkeit Österreichs" betonte.

Musikalisch wurde der Gottesdienst mit der "Missa populorum" des slowenischen Priester-Komponisten August Ipavec gestaltet, der in Wien als Krankenseelsorger tätig ist.

P. Daniel, der selbst aus Polen stammt, betonte die Bedeutung der für Wien typischen "Vielfalt". Viele Menschen aus nah und fern hätten in Wien "Arbeit, Heimat und ein Zuhause" gefunden. Wörtlich sagte der Favoritner Dechant: "Wir sind den Österreichern dankbar für die gute Aufnahme, für die Chance, hier eine zweite Heimat zu finden". Darüber hinaus dürfe nicht vergessen werden, dass seit jeher viele Wiener ihre Wurzeln in der Tschechischen Republik, in der Slowakei, in Ungarn, Slowenien, Kroatien oder anderen "Nachbarländern" haben. Mit ihrem Fleiß hätten diese Menschen dazu beigetragen, "dass wir stolz auf unser Österreich sein können". Die Christen unterschiedlicher Herkunft seien bereit, am "Bauplatz Österreich" und am "Bauplatz Europa" mitzubauen.

In seiner Predigt erinnerte der Leiter des Referats für die anderssprachige Seelsorge in der Erzdiözese Wien, Pfarrer Johannes Gönner, daran, dass nach dem biblischen Befund die Vielzahl der Kulturen und Sprachen nicht Fluch, sondern "Segen" ist. Allein in Wien gebe es 30 anderssprachige katholische Gemeinden, die sich durch große Vitalität auszeichnen. Schon in der biblischen Erzählung vom Turmbau zu Babel setze Gott die Vielfalt gegen ein "totalitäres System".

Gönner wandte sich entschieden gegen die "Polarisierung der Gesellschaft" in Wien durch die "Ausländer-Diskussion". Wer das Pfingstgeschehen im Neuen Testament ernst nehme, müsse wie Petrus "ohne Vorbehalte" auf Menschen zugehen, die "anders" sprechen und denken. "Wir müssen den Willen Gottes in der neuen Vielfalt in Wien erkennen", sagte Gönner.

Eingangs hatte der katholische Publizist Peter Pawlowsky darauf verwiesen, dass Musik in sich ein "Pfingstereignis" ist. Die "Missa populorum" von August Ipavec sei ein Klangbild der "Vielstimmigkeit des Europa von morgen". Respekt vor denen, die eine andere Sprache sprechen, sei notwendig.

Die "Missa populorum", in der in vier Sprachen (Latein, Deutsch, Altkirchenslawisch und Italienisch) gesungen wird, ist Musik zur Eucharistiefeier. Gleichzeitig möchte August Ipavec mit der "Missa populorum" der Verbundenheit der Völker und der Sehnsucht nach Frieden eine Stimme geben. Der Priester-Musiker betrachtet seine Komposition als "Vision eines versöhnten Europas".
     
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