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ÖBB-Dienstrechtsgesetz / Streikdrohung |
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erstellt am
03. 11. 05
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Haberzettl:
Eisenbahner drohen mit neuem Streik
Gewerkschaftschef Haberzettl spricht von "absoluter Kriegserklärung" der
Regierung und versuchtem "modernen Sklavenhandel"
Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) droht ein neuerlicher Arbeitskonflikt. Sollte die
Regierung tatsächlich ein neues ÖBB-Dienstrechtsgesetz in Begutachtung schicken, würden die Eisenbahner
wieder streiken, sagte Eisenbahner-Gewerkschaft Wilhelm Haberzettl am Mittwoch (02. 11.).
Vizekanzler Hubert Gorbach (B) hatte am Dienstag einen neuen Vorstoß angekündigt, laut ÖVP-Staatssekretär
Helmut Kukacka soll das neue Eisenbahner-Dienstrecht bereits Mitte 2006 - also noch vor den Nationalratswahlen
in einem Jahr - in Kraft treten. Bahnbedienstete sollen demnach in Hinkunft innerhalb der ÖBB versetzt oder
an andere Unternehmen im Bahnumfeld verliehen werden können. Wer sich weigert, soll gekündigt werden
können, damit das Bahnmanagement künftig besser das Unternehmen restrukturieren könne.
Ein solches Gesetz sei "eine absolute Kriegserklärung an die Gewerkschaft". Die Gewerkschaft werde
"diese Kriegserklärung annehmen", sagte Haberzettl in einem Interview mit der APA. Der Gewerkschafter
spricht von einem "Eingriff in bestehende kollektivvertragliche Rechte" und wirft der Regierung vor,
bei den ÖBB "eine moderne Form des Sklavenhandels" betreiben zu wollen.
Die Regierung führe bereits einen "Wahlkampf". Tatsächlich gebe es auf der Personalseite kaum
noch Restrukturierungspotenzial. "Wir haben nirgends zu viele Leute", so Haberzettl.
Bisher sind die Arbeitsbestimmungen der ÖBBler in Einzelverträgen bzw. in so genannten Allgemeinen Vertragsbedingungen
(AVBs) festgeschrieben. Schon 2003 hatten die Eisenbahner gegen ein ÖBB-Dienstrechtsgesetz gestreikt. Nachdem
die Bahn drei Tage still gestanden war, hatte die Regierung den Entwurf vorerst wieder zurückgezogen.
Jetzt argumentiert die Regierung, dass die Gewerkschaft eine Flexibilisierung beim Personaleinsatz im Kollektivvertrag
bereits zugesichert habe. Klagen einzelner Eisenbahner hätten dies jedoch bisher verhindert. Mit dem Gesetz
wolle man nun die rechtlichen Grundlagen dafür schaffen, so die Regierungslinie.
Kollektivvertrag für Haberzettl ausreichend
Gewerkschaftschef Haberzettl meint dagegen: Rechtlich seien die neuen KV-Bestimmungen über den flexiblen Personaleinsatz
bei den ÖBB nicht angreifbar. Schuld daran, dass die neuen kollektivvertraglichen Möglichkeiten bisher
nicht ausgeschöpft worden seien, sei einzig und allein das neue Bahnmanagement, das nicht in der Lage sei,
"die Flexibilität zu leben".
Rund 300 Eisenbahner hätten sich nach internen Ausschreibungen bereits für einen Wechsel im Konzern entschieden,
seien aber von ihren bisherigen Bereichen nicht freigegeben worden.
Von einem möglichen Kompromissvorschlag, durch den die Pragmatisierung für einen Teil der neu eintretenden
Eisenbahner wieder eingeführt werden könnte, die anderswo keinen Job finden würden, will die Gewerkschaft
nichts wissen. Haberzettl: "Bei einem faulen Kompromiss wie schon im Bereich der Schwerarbeiterregelung wird
die Gewerkschaft sicher nicht mitspielen."
Auch in anderen laufenden Verhandlungspunkten - etwa im Bereich der Flexibilisierung der Arbeits- und Ruhezeiten
- schaltet die Gewerkschaft nach dem neuerlichen Konflikt wieder auf stur. Hier werde man die Position jetzt genau
so wieder überdenken, wie bei den bevorstehenden Gehaltsverhandlungen, drohte Haberzettl.
Gesprächsbereit zeigt sich Gewerkschaft lediglich bei der Abschaffung des ÖBB-Sonderrechts zu Frühpensionierungen
aus Bedarfsmangel. Der entsprechende Passus im Bundesbahnpensionsgesetz (BB-PG) - Paragraf 2, Absatz 2, Punkt 5
- könne schon lange abgeschafft werden. "Wenn die Regierung das will, soll sie es tun", so Haberzettl. |
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Kukacka: Abrüstung der Worte dringend erforderlich
Änderung zielt auf rechtliche Durchsetzung von mehr Flexibilität und zusätzliche
Einsatzmöglichkeiten für ÖBB Mitarbeiter ab
Wien (svt) - Zu "einer dringenden Abrüstung der Worte" riet Verkehrsstaatssekretär
Mag. Helmut Kukacka am Mittwoch (02. 11.) in der Debatte um ein neues ÖBB-Dienstrecht. "Die
überzogene Kriegsrhetorik, wie sie Gewerkschaftschef Haberzettel heute verwendet hat, ist völlig unangebracht
und unnötig. Es geht darum, eine vernünftige und wirtschaftlich vertretbare Lösung für die
Mitarbeiter und das Unternehmen zu finden, aber schon gar nicht um Kriegserklärungen oder um modernen Sklavenhandel",
kritisierte Kukacka. Anstatt reflexartig sofort die Streikkeule auszupacken wäre es im Sinne der Mitarbeiter
und des Unternehmens wohl vernünftiger, gemeinsam über überfällige Reformen im Dienstrecht
zu Verhandeln, betonte Kukacka.
Der Regierung gehe es bei der Reform des ÖBB-Dienstrechts nicht um die Aufhebung des generellen Kündigungsschutzes,
dies sei ais verfassungsrechtlichen Gründen weder möglich noch beabsichtigt. Unbedingt notwendig sei
aber die rechtliche Durchsetzung von mehr Flexibilität und die zusätzliche Einsatzmöglichkeit für
die ÖBB Mitarbeiter. "ÖBB-Beamte" werden verpflichtet, sich zumutbaren Nach- und Umschulungen
in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice zu unterziehen sowie innerhalb des Konzerns im Wege der Versetzung
und außerhalb im Wege der Arbeitskräfteüberlassung tätig zu sein. Überzählige, pragmatisierte
Eisenbahner wie bisher zu Lasten der Steuerzahler einfach frühzupensionieren, sei politisch und moralisch
auf Dauer nicht vertretbar, vielmehr müssen zusätzliche Einsatzmöglichkeiten gefunden werden. "Das
generelle Recht zur jederzeitigen, betriebsbedingten Frühpensionierung wird sicher nicht aufrechterhalten
werden können", betonte Kukacka.
Die Reform des ÖBB-Dienstrechts sei jedenfalls kein Grund für neuerliche Streikdrohungen der Gewerkschaft.
"Was mit dem neuen Gesetz ermöglicht werden soll, haben die Gewerkschaft dem Unternehmen bereits im Vorjahr
in einem Kollektivvertrag zugesichert. Der flexible Einsatz von Personal innerhalb der ÖBB und das Überlassen
an andere, ähnliche Unternehmer ist aber bisher aufgrund des Fehlens einer gesetzlichen Regelung nicht ausreichend
durchsetzbar gewesen", so Kukacka. Der ÖBB-Vorstand selbst habe wiederholt erklärt, dass er eine
entsprechende rechtliche Absicherung benötige. Der Gesetzgeber schaffe nur die gesetzlichen Grundlagen dafür,
was die Gewerkschaft im Branchen-KV bereits zugesagt hat, was sie wegen des Widerstandes von ÖBB-Mitarbeitern
gegen die von der Gewerkschaft verhandelte Vereinbarung bisher aber nicht ausreichend durchsetzen konnte, schloss
Kukacka. |
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Kräuter: "Gorbach ist untragbar"
Kräuter fordert Stellungnahme von ÖBB-Chef Huber
Wien (sk) - Für SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter ist Infrastrukturminister
Gorbach nicht mehr länger tragbar: "Nachdem unter Gorbachs Ressortverantwortung die ÖBB ruiniert
wurde und die Asfinag bankrott gegangen ist, geht er jetzt auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der ÖBB
los." Kräuter spricht von einem "verantwortungslosen Ablenkungsmanöver von dem politischen
Konkurs der Orange-Partei". Die von Gorbach angekündigten 10.000 Entlassungen würden aus Sicht von
Kräuter das Unternehmen endgültig zerstören. In diesem Zusammenhang erwartet sich der SPÖ-Rechnungshofsprecher
eine umgehende öffentliche Stellungnahme von ÖBB-Chef Martin Huber.
Gorbach habe in der Infrastrukturpolitik völlig versagt, erklärte Kräuter am Donnerstag gegenüber
dem SPÖ-Pressedienst unter Verweis auf die Erkenntnisse des Kleinen Untersuchungsausschusses zum Generalverkehrsplan
und den ÖBB. Die Zerschlagung der ÖBB habe aus einem hervorragenden Unternehmen mit hohen Gewinnen ein
Unternehmen gemacht, das im ersten Halbjahr 2005 einen Verlust von 19 Millionen Euro eingefahren hat. Generaldirektor
Huber sieht einen jährlichen Zuschussbedarf des Bundes von bis zu 75 Millionen Euro im Jahr.
Kräuter abschließend: "Infrastrukturminister Gorbach hinterlässt ein Trümmerfeld. Jetzt
auf die ÖBB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter loszugehen, ist wirklich untragbar." |
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Wattaul: Unterstütze Gorbachs Vorstoß
Nur flexibles Dienstrecht macht österreichische Bahn europafit
St. Pölten (bzö) - "Es geht nicht an, die europäische Infrastruktur überall
auf technischer Ebene zu harmonisieren, um dann vor den Sozialvorschriften Halt zu machen. Die österreichische
Bundesbahn muss in allen Belangen europafit gemacht werden", erklärte heute der Nationalratsabgeordnete
und BZÖ-Sprecher von Niederösterreich, Anton Wattaul, und unterstützt die von Infrastrukturminister
Hubert Gorbach geforderten notwendigen Änderungen im Eisenbahner-Dienstrechtsgesetz.
Wenn Gewerkschaftsboss Haberzettl im Sinne seiner Arbeitnehmer handeln wolle, solle er sich konstruktiv verhalten
und Verhandlungsbereitschaft zeigen, anstatt einmal mehr mit Streiks zu drohen und sich in den Schmollwinkel zu
begeben. Das ÖBB-Dienstrecht sei, so Wattaul, in seiner jetzigen Form unzureichend, denn ohne Schaffung der
geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen würde die österreichische Bahn wirtschaftlich im europaweiten
Wettbewerb nicht lange bestehen können und letztendlich im Ruin landen, erklärte Wattaul und meinte,
dass dies wohl kaum im Sinne der Eisenbahner sein könne.
"Die bisherigen hohen Investitionen in die österreichische Bahn zeigen deutlich, dass die ÖBB und
ihr Fortbestehen ein großes Anliegen der Regierung ist. Durch entsprechende Anpassungen und Harmonisierungen
im Dienstrecht wird die österreichische Bahn europafit gemacht, stärkt den österreichischen Wirtschaftsstandort
und garantiert europaweite Wettbewerbsfähigkeit", schloss Wattaul. |
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Moser: Finger weg vom ÖBB-Dienstrecht
Verbesserung der internen ÖBB-Strukturen statt Dienstrechts-Streit
Wien (grüne) - "Die Vorstöße von Minister Gorbach und Staatssekretär Kukacka
zur Änderung des Dienstrechts gehen an den aktuellen Struktur-Problemen der ÖBB vorbei", so die
Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser. Die Personalfrage der ÖBB müsse innerhalb des Betriebs
geregelt werden; dazu gab es bereits eine Einigung im Zuge des Streiks vor zwei Jahren. Auf eine Einmischung von
Seiten des Gesetzgebers wurde dabei verzichtet. Deshalb sei es unverständlich, warum Minister Gorbach und
Staatssekretär Kukacka wieder den Fehdehandschuh aufgreifen. "Minister Gorbach soll endlich für
bessere finanzielle Rahmenbedingungen des Schienenverkehrs gegenüber der Straße und Kostenwahrheit der
Verkehrsträger sorgen, statt sich in dienstrechtliche Internas zu mischen", fordert Moser.
In erster Linie leide das Unternehmen der ÖBB unter der völlig widersinnigen Trennung von Infrastruktur
Bau und Betrieb, die als unterschiedliche Gesellschaften agieren müssten, obwohl es unzählige Überschneidungen
gäbe. Deshalb fordert Moser eine alsbaldige Zusammenführung der beiden AGs Infrastruktur Bau und Infrastruktur
Betrieb. Ein parlamentarischer Antrag der Grünen hierfür liegt bereits vor. "Die Effizienz der ÖBB
kann nur verbessert werden, wenn genauso wie in der Schweiz oder in der BRD diese zwei Sparten wieder zusammengeführt
werden. Dienstrechtsstreitereien verschlechtern nur die Qualität des Unternehmens für die Fahrgäste",
so Moser. |
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