Konjunkturschwäche und CEE-Konkurrenz dämpfen die Transportleistung – Branchenumsatz
wächst dennoch um etwa 5 Prozent
Wien (ba-ca) - Der Straßengütertransport verbuchte 2004 erstmals seit Jahren Einbußen.
Von österreichischen Unternehmen wurden im Vorjahr um 4,7 Prozent weniger Güter als 2003 befördert.
Das ist das Ergebnis des jüngsten Branchenberichtes der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft.
In den acht Jahren davor ist das Transportaufkommen auf der Straße um knapp 3 Prozent im Jahr gestiegen.
Die Transportleistung, die im selben Zeitraum um durchschnittlich 5 Prozent im Jahr gewachsen ist, war ebenfalls
rückläufig. 2004 ist die Transportleistung österreichischer Frächter auf in- und ausländischen
Straßen um 1 Prozent auf 39,2 Milliarden Tonnen-Kilometer gesunken.
Maßgeblich für den Rückgang der Transportmenge war die schwache Hochbaukonjunktur und die damit
verbundenen Einbußen bei den Baustofflieferungen von insgesamt 7 Prozent. Rund 85 Prozent der transportierten
Gütermenge bleiben im Inland, davon sind weit mehr als die Hälfte Baumaterialien, Sand und Schotter.
Das Minus des Transportaufkommens im Inland betrug 5,6 Prozent, das Minus der Transportleistung 5,1 Prozent.
Die Transportleistung im grenzüberschreitenden Verkehr, ohne Kabotage minus 0,8 Prozent, blieb ebenfalls unter
ihrer langjährigen Entwicklung. "Hier dürfte die wachsende Bedeutung des Handels mit den benachbarten
CEE-Ländern eine Rolle spielen", erklärt Branchenanalyst Günter Wolf, "Einerseits werden
die Transportwege kürzer. Andererseits verlieren die heimischen Transporteure Marktanteile vor allem im Verkehr
mit den neuen Mitgliedsstaaten." Letztendlich hat auch die Bahn im grenzüberschreitenden Verkehr Anteile
zurück gewonnen. Die Gütertransportleistung der Bahn ist 2004 um knapp 7 Prozent gestiegen, im grenzüberschreitenden
Verkehr noch um rund 6 Prozent.
Für 2005 wird sich die Transportkonjunktur weiter abkühlen. Wesentliche Wachstumsimpulse kommen zwar
wieder von der Sachgütererzeugung und vom Außenhandel. Beide Transportnachfrager verlieren aber im Vergleich
zu 2004 an Wachstumstempo. Kaum eine Rolle spielen für die Transportkonjunktur, wie schon 2004, der Binnenhandel
und die Bauwirtschaft.
Der Branchenumsatz ist trotz des leichten Rückgangs der Transportleistung 2004 um rund 5 Prozent gestiegen.
Das Umsatzvolumen im Straßengütertransport und bei den Speditionen erreichte damit jeweils 7,1 Milliarden
Euro. "Segmente, die wertschöpfungsintensivere Leistungen anbieten, wie zum Beispiel Kontraktlogistikdienste,
haben wahrscheinlich kräftigere Zuwächse verbucht. Dort dürfte auch der Grund für die weiterhin
optimistischen Konjunkturerwartungen im Transportgewerbe zu finden sein", sagt Wolf. Die Wachstumsabkühlung
hat die Investitionsneigung der Unternehmen bisher kaum gebremst. Der Investitionsüberhang aus dem Rekordjahr
2004 als die Unternehmen Lkw orderten und bezahlten, um die Investitionsprämie zu lukrieren, die Fahrzeuge
aber erst 2005 anmeldeten, dürfte nach den ersten Monaten nicht mehr ins Gewicht gefallen sein. Die Lkw-Neuzulassungen
sind dennoch bis zum September 2005 um mehr als 11 Prozent gestiegen. Ab 2006, spätestens 2007, wird der Investitionsboom
in einen zyklischen Abschwung münden.
In Zukunft wird der Wettbewerbsdruck nicht nur im grenzüberschreitenden Transport sondern auch im Binnenverkehr
zunehmen, besonders nach 2009, wenn die Kabotage-Regelungen für die Transportunternehmen aus den neuen Beitrittsländern
auslaufen. Insgesamt ist mit einem Rückgang der Marktanteile am Transportaufkommen in Österreich von
derzeit etwa 80 Prozent auf unter 70 Prozent zu rechnen, vor allem zugunsten osteuropäischer Frächter.
Sie werden noch auf Jahre hinaus von einem Lohnkostenkostenniveau profitieren, das um rund zwei Drittel unter dem
deutschen und österreichischen Niveau liegt. Voraussichtlich werden die Kosten der neuen Konkurrenten frühestens
in zehn Jahren das westeuropäische Niveau erreichen. |