Liebscher: Beachtlicher Erfolg im Rahmen der Lissabon-Strategie  

erstellt am
14. 11. 05

Vertiefung und Integration der europäischen Finanzmärkte sind wesentlich auf dem Weg zu mehr Wachstum und Beschäftigung in der erweiterten Europäischen Union
Wien (oenb) - Anlässlich der Eröffnung der diesjährigen Conference on European Economic Integration (CEEI) der Oesterreichischen Nationalbank bezeichnete Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und Mitglied des EZB-Rats, den bisherigen Prozess der Finanzmarktintegration in der Europäischen Union als beachtlichen Erfolg im Rahmen der Lissabon-Strategie. Durch die EU-Erweiterung im Mai 2004 und die neue Nachbarschaftspolitik der EU habe dieser Prozess eine breitere Dimension bekommen, die neue Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen beinhalte.

Die Vertiefung und Integration der europäischen Finanzmärkte seien wesentliche Eckpfeiler auf dem Weg zu mehr Wachstum und Beschäftigung in der erweiterten Europäischen Union. Länder mit anfänglich schwächer entwickelten Finanzmärkten und vorwiegend klein- und mittelbetrieblicher Struktur könnten in besonderem Ausmaß von der Vertiefung der finanziellen Intermediation profitieren, hob Gouverneur Liebscher hervor. Insbesondere der Aufholprozess der Wirtschaften in den zentral- und osteuropäischen Ländern, die diesem Muster entsprechen, könne dadurch beschleunigt werden. Dieser Aufholprozess sei wiederum untrennbar mit der Idee der allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Integration in Europa und damit auch mit der Erreichung der Lissabon-Ziele verbunden.

Neben den positiven Auswirkungen dieser Integration dürfen jedoch auch die damit verbundenen Risiken nicht übersehen werden, betonte Gouverneur Liebscher. Zu diesen zählen die zunehmende Komplexität der Finanzstrukturen – insbesondere im Hinblick auf das Entstehen neuer Risikopotenziale – sowie die Implikationen starker grenzüberschreitender Portfoliokapitalflüsse auf Kapitalmarktstabilität und Geldpolitik.

Dies stelle die Banken selbst, aber auch Gesetzgeber, Finanzmarktaufseher und Zentralbanken vor neue Herausforderungen. Es seien effiziente Mechanismen der Finanzmarkt­überwachung auf nationaler Ebene, insbesondere aber auch eine enge Kooperation auf europäischer Ebene notwendig.

Für Zentralbanken sei die Entwicklung und Integration der Finanzmärkte auch aus einer geldpolitischen Perspektive von Interesse. Denn die Transmission geldpolitischer Signale im einheitlichen Währungsraum könne nur mithilfe effizienter und integrierter Finanzmärkte erfolgen. Finanzmarktintegration sei auch für das reibungslose Funktionieren der Zahlungs- und Abwicklungssysteme im Euroraum unerlässlich. Aus diesen Gründen seien Fragen der Finanzmarktentwicklung und -integration in den neuen EU-Mitgliedsländern bereits im Vorfeld ihrer Teilnahme an der Währungsunion von hoher Relevanz, betonte der Gouverneur abschließend.

Die Conference on European Economic Integration, die die Oesterreichische Nationalbank heuer gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank und dem angesehenen Frankfurter Forschungsinstitut Center for Financial Studies veranstaltet, widmet sich unter dem Titel „Financial Development, Integration and Stability in Central, Eastern and South-Eastern Europe“ zahlreichen interessanten Fragestellungen zur Finanzmarkt­entwicklung und –integration in Europa. Die Konferenz bietet ein Forum für hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen, Hauptreferate und die Präsentation und Diskussion von ausgewählten Forschungsarbeiten.
     
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