Ungarischer Kulturminister Bozóki, Staatssekretär Morak und MAK-Direktor Noever diskutierten
im IWM über „Kulturpolitik und politische Kultur“
Wien (bpd) - „Europa befindet sich im Umbruch und muss sich neu positionieren. Europa sucht seine
Mitte. Kunst und Kultur können einen wesentlichen Beitrag zum Projekt Europa leisten. Gerade im Bereich von
Kunst und Kultur finden wir einen gemeinsamen Raum und eine gemeinsame Sprache“, so Staatssekretär Franz Morak
am Dienstag (08. 11.) Abend anlässlich der Diskussion mit dem ungarischen Kulturminister András
Bozóki und MAK-Direktor Peter Noever über Kulturpolitik und politische Kultur im „Institut für
die Wissenschaften vom Menschen“ (IWM). Die Veranstaltung thematisierte den Einfluss der Politik auf die Kultur
und die soziale Funktion der Kunst, versuchte eine Klärung der Aufgaben der Europäischen Kulturförderung
und Antworten auf die Frage zu finden, inwieweit Kunst zum Verständnis der Gegenwart beitragen könne.
„Am Beispiel der europäischen Kultur und anhand der europäischen Kulturförderung lässt sich
sehr gut zeigen, dass man den Begriff der Kultur so breit wie möglich fassen sollte“, sagte Morak. Die Europäische
Kulturförderung müsse Aufgaben wahrnehmen, die über die lokale, regionale, landes- oder bundesweite
Kulturförderung hinausgehen würden. Die zu fördernden Projekte müssen „Breitenwirkung und Nachhaltigkeit
generieren“, so der Staatssekretär.
Die europäische Kulturindustrie sei in ihren traditionellen Kunsttechniken noch immer dem 19. Jahrhundert
verhaftet. „Aus der Tradition heraus kommend ist man in Europa mit diesem Thema anders umgegangen“, sagte Morak.
Europa müsse sich anstrengen, damit es mit dem konkurrieren könne, was die US-amerikanische Vorgabe genannt
wird. „Die Kulturpolitik und Kulturförderung sind aber ein wirksames Instrument, die europäische Idee
in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit zu rücken. Die zentralen Ziele einer europäischen Kulturpolitik
sind die Wahrung und Förderung der nationalen und regionalen Vielfalt Europas bei gleichzeitiger Hervorhebung
des gemeinsamen kulturellen Erbes“, so Morak.
Der ungarische Kulturminister und Professor für Politikwissenschaften András Bozóki präsentierte
sein Manifest über kulturelle Freiheit. Nachdem die Kunst in Ungarn vor 1989 dazu „missbraucht“ worden sei,
das totalitäre Regime zu legitimieren, war die Kunst in Ungarn gezwungen, sich neu zu orientieren. „Heute
müssen neue Wege gefunden und beschritten werden“, so Bozóki. Erste Schritte wurden bereits im Bereich
der Kunstförderung unternommen, die nach dem österreichischen Vorbild schon teilweise von unabhängigen
Beiräten und Jurys vorgenommen wird. „Wir wollen gleiche Möglichkeiten für alle Künstler herstellen.
Denn: die Kunstschaffenden müssen unabhängig sein“, so der Minister.
Peter Noever wies auf den unverzichtbaren Beitrag der Kunst für die gesellschaftliche Entwicklung hin. „Die
Kunst kann als Medium der Gegenwart verstanden werden. Wird sie vernachlässigt, ist keine Entwicklung möglich.
Wir müssen deshalb den Künstlern den Raum geben, den sie brauchen“, so Noever.
Fortgesetzt wird die Diskussion bei der Kulturministerkonferenz „Inclusive Europe? Horizon 2020“, die von 17. bis
19. November in Budapest stattfindet und an der Staatssekretär Morak teilnehmen wird. |