BOKU-Symposiums Tierernährung  

erstellt am
09. 11. 05

Wien (boku) - Antibiotika im Tierfutter stehen seit längerem im Verdacht, Kreuzresistenzen mit Krankheitserregern und Antibiotika aus der Humanmedizin zu verursachen. Aus diesem Grunde dürfen ab dem Jahr 2006 endgültig keine Antibiotika mehr in das reguläre Tierfutter eingemischt werden. Damit verlieren die Landwirte zwar eine wirksame Stoffklasse zur Stabilisierung der Leistungsbereitschaft ihrer Nutztiere. Andererseits erhöht das Antibiotikaverbot maßgeblich den Verbraucherschutz, denn es greift unmittelbar am Beginn der Erzeugungskette von Lebensmitteln tierischer Herkunft ein.

Die antibiotikafreie Tierfütterung war am 27. Oktober zentrales Thema des diesjährigen BOKU-Symposiums Tierernährung, einer internationalen wissenschaftlichen Jahrestagung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Etwa 180 Gäste aus Forschung, Futtermittelindustrie und Offizialberatung aus Österreich und allen angrenzenden Nachbarländern nahmen an einschlägigen Plenarvorträgen hochrangiger Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum und einer umfangreichen Posterausstellung teil.

Der Tagungsschwerpunkt lag auf der Erörterung alternativer Fütterungsstrategien, die sowohl die Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Nutztiere stabilisieren, gleichzeitig aber ausschließlich natürlichen, physiologisch unbedenkliche und risikofreie Futterzusatzstoffen darstellen. Als aussichtsreichste Kandidaten wurden Probiotika, Kräuter und deren Extrakte sowie organische Säuren diskutiert.

Probiotika werden in der Tierfütterung seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Es handelt sich hierbei um lebensfähige Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt auskeimen, das Gleichgewicht der Darmflora unterstützen und dadurch in belastenden Lebenssituationen die Gesundheit der Tiere stabilisieren. Die Folge ist eine verringerte Krankheitsanfälligkeit und demzufolge eine vergleichsweise höhere tierische Leistung. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der Behandlungen durch den Tierarzt und der Einsatz von Medikamenten, ganz im Sinne der Lebensmittelsicherheit und des Verbraucherschutzes.

Kräuter und deren Extrakte können das Futter schmackhaft machen und haben in vielen Fällen ein ausgeprägtes antioxidatives Potential. Auf diese Weise erhalten sie die Qualität des Futters und schützen viele seiner wertvollen Inhaltstoffe vor frühzeitigem Verderb (z.B. Vitamine, essentielle Fettsäuren). Gleichzeitig wird dadurch die Oxidationsstabilität des tierischen Produkt verbessert und demzufolge die Qualität des daraus erzeugten Lebensmittels. Darüber hinaus üben viele Kräuter und deren Extrakte eine verdauungsfördernde und antimikrobielle Wirkung aus und können die Gesunderhaltung der Tiere und damit auch deren Leistungsbereitschaft nachhaltig verbessern. Insgesamt stellen Kräuter und deren Extrakte eine sehr interessante Stoffgruppe dar, die allerdings erst seit Kurzem eine angemessene wissenschaftliche Bearbeitung erfährt.

Die so genannten organischen Säuren sind landläufig eher als Konservierungsmittel bekannt. Es handelt sich hierbei um natürliche, vom Nutztier zumeist verwertbare Säuren ohne Rückstandsproblematik für das tierische Produkt oder die Umwelt. Die vorteilhafte Wirkung organischer Säuren beginnt mit ihren konservierenden Eigenschaften im Sinne einer Stabilisierung der Futterhygiene und damit einer generellen Verminderung des Infektionsdrucks von Krankheitserregern des Verdauungstrakts. Weiterhin unterstützen sie die rasche Durchsäuerung des Mageninhalts, was gerade bei jungen Nutztieren (Ferkel, Kälber) fermentative Durchfälle vermeiden hilft. Schließlich entfalten viele organische Säuren im Dünndarm eine antimikrobielle Aktivität gegenüber unerwünschten Keimen.

Insgesamt steht mit den Probiotika, Kräutern und deren Extrakten und den organischen Säuren eine ganze Palette an Futterzusatzstoffen zur Verfügung, die auf natürliche und risikofreie Weise die Gesunderhaltung und Leistungsbereitschaft von Nutztieren fördert und damit auch die Lebensmittelsicherheit verbessert.

Aufgrund der großen Ähnlichkeit des Verdauungssystems von Schweinen und Menschen kommt noch ein weitere Aspekt hinzu: Die Forschungsergebnisse über die verdauungsphysiologische Wirkung insbesondere der Probiotika sowie der Kräuter und deren Extrakte sind ausgezeichnete Modelle für ihre Wirkung beim Menschen.
     
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