OeNB sieht großes Aufholpotenzial für die Finanzsektoren in Zentral-, Ost- und Südosteuropa  

erstellt am
08. 11. 05

Neue OeNB-Analysen zur Entwicklung und EU-Integration der Finanzsektoren Zentral-, Ost- und Südosteuropas
Wien (oenb) - Die Finanzsektoren Zentral-, Ost- und Südosteuropas durchlaufen derzeit einen dynamischen Entwicklungs- und Integrationsprozess. So stieg der Anteil der Bilanzsumme der Banken am BIP im Zeitraum 1999 bis 2004 in den acht neuen EU-Mitgliedsländern von 71% auf 78% und in Südosteuropa von 41% auf 51%. Vergleicht man diese Werte mit dem Niveau von etwa 200% im Euroraum, so wird das weiterhin große Aufholpotenzial im Entwicklungsstand der Finanzmärkte für diesen Wirtschaftsraum deutlich.

Wesentliche Aspekte dieses Aufholprozesses werden im aktuellen Heft 2/2005 des „Focus on European Economic Integration“ der Oesterreichischen Nationalbank untersucht. Das Heft bildet gleichzeitig den Auftakt für die am 14. und 15. November 2005 in Wien stattfindende Herbstkonferenz der OeNB zum Thema „Financial Development, Integration and Stability in Central, Eastern and South-Eastern Europe“, die gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank und dem Center for Financial Studies veranstaltet wird.

Im Einzelnen beschäftigen sich die Studien im Heft 2/2005 des „Focus on European Economic Integration" mit folgenden Themen:

  • In einer Analyse der strukturellen Veränderungen des Bankensektors in zehn zentral- und osteuropäischen Staaten seit dem Jahr 2000 kommt Stephan Barisitz zu dem Schluss, dass der Verkauf von Banken an ausländische Investoren in den meisten Fällen vorteilhaft war.
  • In einigen zentral- und osteuropäischen EU-Mitgliedsländern ist in den letzten Jahren ein Kreditboom an den Privatsektor zu beobachten. Peter Backé und Tina Zumer betonen die makroökonomischen Risken dieser Entwicklung: So verzeichnen jene Länder, in denen das Kreditwachstum besonders stark und anhaltend ist, hohe Leistungsbilanzdefizite, die mittel- bis längerfristig auf ein nachhaltiges Niveau reduziert werden müssen.
  • In einer Länderstudie wird der Bankensektor in Bosnien-Herzegowina, unter besonderer Berücksichtigung österreichischer Kreditinstitute, untersucht. Tamás Mágel zeigt, dass makroökonomische Stabilisierung sowie der Markteintritt ausländischer Investoren die Reform des Bankensektors und die Vertiefung der Finanzintermediation unterstützt haben.
  • Der Aufholungsprozess der zentral- und osteuropäischen Länder bei der Finanzintermediation im Vergleich zum Euroraum ist Gegenstand einer Studie von Markus Arpa, Thomas Reininger und Zoltan Walko. Sie argumentieren, dass der Grad der Finanzintermediation in den meisten untersuchten Ländern höher ist, wenn man auch die Netto-Kreditaufnahme (in Prozent des BIP) berücksichtigt.
  • Schließlich wird die Implementierung der Baseler Kerngrundsätze in zentral- und osteuropäischen Ländern sowie in Deutschland und Österreich auf Basis von IWF-Assessments analysiert. Dieser Ländervergleich von Ingrid Ettl und Alexandra Schober-Rhomberg illustriert die Fortschritte, die in den letzten Jahren in der Bankenaufsicht und der Regulierung der Finanzmärkte erzielt worden sind, arbeitet aber auch die bestehenden länderspezifischen Stärken und Schwächen heraus.
     
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