Wirtschaftspolitik / Jugendarbeitslosigkeit  

erstellt am
21. 11. 05

 Bartenstein: Zahl der langzeitarbeitslosen Jugendlichen deutlich gesunken
Im Oktober wurden im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent mehr Jugendliche vom AMS vermittelt
Wien (bmwa) - Im Oktober 2005 konnten insgesamt 19.327 arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren vom Arbeitsmarktservice (AMS) auf den Arbeitsmarkt vermittelt werden. Damit haben 1.301 mehr arbeitslose Jugendliche einen Arbeitsplatz gefunden als im Oktober 2005. Das entspricht einer Steigerung von 7,2 Prozent. Bei der Gruppe der Jugendlichen, die mehr als 6 Monate arbeitslos waren, ist die Vermittlungsquote gegenüber dem Oktober des Vorjahres sogar um 28,3 Prozent gestiegen. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung bei der Gruppe der Jugendlichen, die länger als ein Jahr keinen Job finden. Ende Oktober dieses Jahres waren österreichweit nur mehr 225 Jugendliche länger als 12 Monate beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent.

Österreich liegt mit einer nach EUROSTAT-Standards berechneten Jugendarbeitslosenquote von 10,6% auf dem viertbesten Platz im europäischen Vergleich. Auf den ersten drei Plätzen finden sich Dänemark mit 7,5 Prozent, die Niederlande mit 8,1 Prozent und Irland mit 8,4 Prozent (alle Daten vom September 2005). Die österreichische Quote liegt auch deutlich unter dem Schnitt der EU-25 von 18,2 Prozent.

Arbeitsminister Martin Bartenstein zeigte sich angesichts dieser Entwicklung erfreut. Die Verhinderung von länger andauernder Arbeitslosigkeit sei insbesondere bei jungen Menschen ein zentrales Anliegen der Bundesregierung. Die Zahlen zeigen, so Bartenstein weiter, dass die von der Regierung gesetzten Maßnahmen zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit greifen. Das sei mit ein Grund, warum man in Österreich Jugendproteste wie in Frankreich praktisch ausschließen könne.

 

 Matznetter: SPÖ drängt auf Sofortmaßnahmen
Regierung soll Rat von Wifo-Experten annehmen
Wien (sk) - SPÖ-Finanzsprecher Christoph Matznetter drängt darauf, dass die Regierung endlich wirksame Maßnahmen gegen die Rekordarbeitslosigkeit ergreift. Er verweist auf die Warnung von Wifo-Chef Karl Aiginger im "Standard", dass die Arbeitslosigkeit im kommenden Winter die absoluten Rekordwerte vom vergangenen Winter noch einmal überschreiten wird. Aiginger spricht sich für Sofortmaßnahmen zur Eindämmung der hohen Winterarbeitslosigkeit aus, unter anderem das Vorziehen von kommunalen oder Energie sparenden Investitionen.

"Wenn die Regierung schon nicht auf die Opposition und auch nicht auf die Sozialpartner hört, soll sie wenigstens den dringenden Rat der Experten annehmen", betonte Matznetter dazu am Montag gegenüber dem Pressedienst der SPÖ. Er weist darauf hin, dass die SPÖ in ihrem Wirtschaftsprogramm und im Österreich-Vertrag für Arbeit und Wachstum weitgehend zu den gleichen Schlüssen kommt wie Aiginger. Notwendige Infrastrukturinvestitionen sollen demnach vorgezogen werden, das umfasst Verkehrs-, Telekommunikations- und Energieinfrastruktur sowie ein Programm für die thermische Sanierung von Gebäuden. Überdies verlangt die SPÖ eine Bildungsoffensive von den Kindergärten bis zu den Universitäten.

"Die unterdurchschnittlich schlechte Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt ist eindeutig eine Folge der Wirtschaftspolitik der Regierung. In den meisten EU-Ländern sinkt die Arbeitslosigkeit, in Österreich steigt sie", sagte Matznetter, der dazu erläuterte: "In der Summe ihrer Maßnahmen erweist sich die Regierung Schüssel als extrem investitionsfeindlich, was man schon daran sieht, dass nicht nur die öffentlichen Investitionen auf einem historischen Tiefpunkt angelangt sind, sondern auch daran, dass die Regierung den österreichischen Unternehmen, die im Inland investieren, jede Form der steuerlichen Investitionsanreize weggenommen hat."

"Es ist hoch an der Zeit für einen Kurswechsel", sagte Matznetter. "Wenn die Regierung so weitermacht, wie bisher, also wenn sie weiterhin nichts tut, wird es in Österreich im Winter an die 400.000 Arbeitslose geben", warnte der SPÖ-Finanzsprecher abschließend.

 

 Kickl: Regierung soll Wifo-Warnungen ernstnehmen
Lage wird immer prekärer
Wien (fpd) - FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl forderte die Bundesregierung auf, die Warnungen von Wifo-Chef Karl Aiginger vor einer neuen Winter-Rekordarbeitslosigkeit ernst zu nehmen und unverzüglich Maßnahmen zu setzen, um das Eintreten dieses Szenarios zu verhindern.

"Die Regierung betreibt unentwegt Nabelschau, während immer mehr österreichische Arbeitnehmer auf der Straße landen", ärgerte sich Kickl. "Das BZÖ ist sowieso wie immer handlungsunfähig, und in der ÖVP treten die Diadochenkämpfe um Schüssels Nachfolge immer stärker zutage. Daß dabei keine Zeit zum Regieren bleibt, liegt auf der Hand." Warnende Stimmen würden konsequent ignoriert, die Regierung murmle nur unentwegt ihr "Es ist alles ganz ganz super"-Mantra.

Die Aussagen des Wifo-Chefs würden auch die Warnungen der FPÖ voll und ganz bestätigen. Denn der Verdrängungswettbewerb am Arbeitsmarkt werde immer heftiger, betonte Kickl, der in diesem Zusammenhang auch auf die Aussagen der Wifo-Expertin Gudrun Biffl vom vergangenen Freitag verwies. Diese hatte in der ZiB2 hinsichtlich der Übergangsfristen bei der EU-Osterweiterung gesagt: "Wir können annehmen, daß, wenn die Übergangsregelungen fallen, der echte Einkommensunterschied sicherlich noch nicht gefallen ist. Das heißt, dann ist schon zu erwarten, daß wir einen Migrationsschub bekommen." Und weiter habe Biffl gemeint, daß man in England, wo es keine Übergangsfristen gebe, von einer "neuen Wanderungswelle vergleichbar mit den 60er Jahren" spreche.

"Die Lage wird also immer prekärer", konstatierte Kickl. "Und in einer solchen Situation verhandelt man mit der Türkei über einen Beitritt zur EU, der den österreichischen und europäischen Arbeitsmarkt endgültig ruinieren würde. Verantwortungsvolle Politik sieht anders aus."
     

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