Wien (oenb) - Meilensteine wie die Einführung des Euro und der Abschluss des
„Financial Services Action Plan“ (FSAP), die die Marktentwicklung positiv beeinflussten, haben die Integration
der europäischen Finanzmärkte bedeutend vorangetrieben, stellte Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur der Oesterreichischen
Nationalbank und Mitglied des EZB-Rats, in seiner Rede anlässlich der fünften Jahreskonferenz des Centers
for the Study of International Institutions in Innsbruck fest.
Die europäische Integration der Finanzmärkte habe mit der Einführung der Einheitswährung ein
wichtiges Ziel erreicht. Dank einer einheitlichen und stabilitätsorientierten Geldpolitik ist der Geldmarkt
bereits weitestgehend integriert, während der Integrationsprozess in anderen Märkten noch nicht so weit
fortgeschritten ist.
Eine vertiefte Integration der europäischen Finanzmärkte sei, so Gouverneur Liebscher weiter, aus Sicht
der Finanzmarktstabilität sehr zu begrüßen, da sie zu einer gesteigerten Effizienz des Finanzsystems,
zu einer verbesserten Risikostreuung und zu einem selteneren Auftreten von länderspezifischen Schocks geführt
habe. Die Oesterreichische Nationalbank als Mitglied des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sei
u.a. beim Aufbau des neuen dezentralen Zahlungssystems TARGET 2 aktiv beteiligt und leiste auch hier einen bedeutenden
Beitrag zur Integration der europäischen Finanzmärkte.
Gouverneur Liebscher wies weiters auf das frühzeitige Engagement des heimischen Finanzsektors in den zentral-
und osteuropäischen Ländern hin. Durch die hohe wirtschaftliche Dynamik dieser Region konnte die österreichische
Finanzdienstleistungsindustrie davon überdurchschnittlich profitieren.
Die herausragende Stellung der österreichischen Banken in den zentral- und osteuropäischen Ländern
sei auch das Ergebnis von Fusionen und Übernahmen. So haben die österreichischen Banken einen überproportional
hohen Anteil von 22% am Gesamtwert der M&A-Transaktionen zwischen den EU-15-Ländern und den neuen Mitgliedsstaaten
im Zeitraum von 1999 bis 2004.
Dies zeige einmal mehr, dass die österreichischen Banken die länderübergreifende Finanzdienstleistungsintegration
in einer tragenden Rolle mitgestalten.
Vertiefte Integration könne aber auch Risiken mit sich bringen, wie zum Beispiel eine höhere Volatilität
bei den Erträgen durch externe Effekte oder eine erhöhte Ansteckungsgefahr im Falle krisenhafter Entwicklungen.
Zur Sicherung der Finanzmarktstabilität sei daher eine enge aufsichtliche Kooperation im nationalen und internationalen
Bereich von besonderer Bedeutung. |