Plassnik: "Unser Anliegen ist nicht nur ein friedliches Nebeneinander sondern ein vertrauensvolles
und gedeihliches Miteinander der Kulturen und Religionen"
Wien (bmaa) - Außenministerin Ursula Plassnik eröffnete am Montag (14. 11.) die Islamkonferenz
"Islam in einer pluralistischen Welt" gemeinsam mit dem Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft
in Österreich Prof. Anas Shakfeh, sowie den Mitorganisatoren Dr. Siegried Haas (Generalsekretär der Österreichischen
Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall) sowie der Islamexpertin Dr. Gudrun Harrer.
Plassnik betonte eingangs die Bedeutung "dieser neuen Art des Zusammenwirkens von Außenpolitik, Zivilgesellschaft,
Religionsvertretern und Wissenschaft zu einem Thema, das an Aktualität kaum zu überbieten ist".
"Für Österreich hat die Pflege des Dialogs zwischen den Kulturen und Religionen eine lange Tradition
und ist ein wichtiges Element der österreichischen Außenpolitik. Mit den Vertretern der islamischen
Glaubensgemeinschaft haben wir in Österreich eine gewachsene und vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt.
Wir dürfen aber keine Selbstzufriedenheit zulassen. Denn im Alltag gibt es Reibungsflächen und Schwierigkeiten,
die wir auch klar ansprechen müssen. Aber wir müssen uns auch wehren gegen Vorurteile und Pauschalurteile,
die sich gegen die islamische Welt und gegen die muslimische Bevölkerung richten", sagte die Außenministerin.
"Das Thema des vertrauensvollen und respektvollen Umgangs miteinander auf der Grundlage fester Werte hat eine
geradezu beklemmende Aktualität, sowohl auf internationaler Ebene als auch in unseren Gesellschaften. Mit
dieser Konferenz wollen wir sowohl auf die Vielfalt in der islamischen Welt eingehen, wie auf die komplexen Herausforderungen
in unseren eigenen Gesellschaften. Österreich setzt mit dieser Konferenz einen ganz bewussten Akzent im Vorfeld
der EU-Präsidentschaft. Wir haben keine Scheu auch schwierige Themen anzupacken", sagte die Außenministerin.
Die Nachfrage nach diesem Dialog sei enorm und zeige, dass "das Bewusstsein wächst und die Zeit reif
ist für ein verstärktes Bemühen um einen lebensnahen Dialog", so die Außenministerin
und weiters: "Wir dürfen auch die öffentliche Aufmerksamkeit nicht denen überlassen, deren
Ausdrucksmittel Hass und Gewalt sind".
Plassnik betonte, dass es für sie ein ganz besonderes Anliegen sei, dem Dialog der Kulturen "Bodenkontakt"
zu geben. "Wir müssen uns fragen, wie wir miteinander in dieser Welt und in unserer Gesellschaft bei
den täglichen Herausforderungen umgehen wollen. Auf diese Fragen müssen wir ganz praktische Antworten
finden. Wir müssen einander genauer zuhören und einander genauer ansehen, damit wir voneinander auch
mehr wissen", sagte die Außenministerin.
Plassnik sagte weiters: "Diese Veranstaltung zu einer sehr anspruchsvollen Thematik kann einzelne Anstöße
und hoffentlich auch Impulse für einzelne Lösungsansätze aufzeigen. Ich hoffe, dass diese von den
Teilnehmern im Schneeballsystem hinausgetragen werden. Nicht nur Fachleute sondern auch Politiker, Medien und jeder
Einzelne sind aufgerufen, einen Beitrag zu leisten".
Die Außenministerin unterstrich die Bedeutung der Teilnahme von Frauen aus der muslimischen Welt an dieser
Konferenz. Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, die tunesische Soziologie- und Anthropologie-Professorin
Lilia Labidi, die ehemalige pakistanische Höchstrichterin Nasira Iqbal werden im Rahmen von Paneldiskussionen
teilnehmen.
"Unser Anliegen ist nicht nur ein friedliches Nebeneinander sondern ein gedeihliches und vertrauensvolles
Miteinander. In diesem Sinne werden wir gemeinsam mit der islamischen Glaubensgemeinschaft die nächste Konferenz
der europäischen Imame während unserer EU-Präsidentschaft in Wien abhalten." |