Ordensleute nahmen Abschied von Bischof Aichern  

erstellt am
25. 11. 05

Linzer Altbischof erinnerte an gute Zusammenarbeit bei der Erstellung des Sozialhirtenbriefs und des Ökumenischen Sozialworts
Wien (stephanscom.at) - In Europa gibt es trotz der fortschreitenden Säkularisierung ein neues Suchen nach Sinn, Spiritualität und tragfähigen Lebensgrundlagen: Dies betonte der Linzer Altbischof Maximilian Aichern beim Abschlussgottesdienst der Herbsttagung der österreichischen Ordensleute in Wien. Aichern dankte den Ordensfrauen und -männern für die mehr als 20-jährige Zusammenarbeit. Wenige Stunden zuvor hatte der neue Ordensreferent der Bischofskonferenz, der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz (selbst ein Ordensmann aus der Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos), die Ordensleute herzlich begrüßt.

Bischof Aichern dankte den Ordensfrauen und -männern für ihre intensive Mitarbeit im Sozialbereich und bei der Erstellung des Sozialhirtenbriefs und des Ökumenischen Sozialworts. Wichtig sei ihm bei den Gesprächen mit den Ordensleuten immer auch das gemeinsame Gebet und der gemeinsame Gottesdienst gewesen: "Die heutige Welt braucht unser Gebet und unser Apostolat".

Ein positives Bild der Entwicklung der Orden in den letzten 40 Jahren zeichneten die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak und der Melker Altabt Burkhard Ellegast. Es sei notwendig, die aktuellen Trends ohne Angst als "Zeichen der Zeit" zu akzeptieren und positiv zu deuten. Das Evangelium mahne zwar zur Wachsamkeit, rufe aber zugleich immer wieder auf, sich nicht zu fürchten. Heute hingegen sei die Versuchung groß, die Zeichen der Zeit nur negativ zu deuten und sich auf das Schlechte zu fixieren. Stärkste Zeichen der Zeit heute seien das gewachsene Freiheitsbewusstsein sowie eine große Sehnsucht nach Spiritualität. Gerade hier seien die Orden nach Antworten gefragt.

Autorität: Rückkehr zum Evangelium
Auch Ordensleute seien "Kinder ihrer Zeit", betonten Polak und Ellegast. So hätten aktuelle gesellschaftliche Trends seit jeher auch großen Einfluß auf das Ordensleben. Im Vergleich zu der Zeit vor dem Konzil hätten die Klöster aber in einer vorher kaum vorstellbaren Weise ihre Tore geöffnet und sich den Herausforderungen der modernen Zeit gestellt. Als Beispiele nannte der Altabt von Melk ein völlig neues Verständnis der Autorität in den Klöstern, das im Grunde der Bibel und der Regel des Heiligen Benedikt entspreche. Heute werde selbstverständlich vom Dienstamt gesprochen, Autorität werde brüderlich verstanden und jedes Ordensmitglied habe ein Recht auf Mitbestimmung. Das rechte Verständnis der "Zeichen der Zeit" habe in dieser Frage der Autorität im letzten zu einer Rückkehr zum Evangelium geführt.

Auch die heutige positive Sicht der "Welt" habe Auswirkungen auf das Ordensleben. Habe früher klösterliches Denken die Welt eher als Jammertal betrachtet, so gehe es in der Bibel um eine Annahme der Welt und keineswegs um eine weltverneinende Askese. So hätten sich etwa die Klosterschulen seit dem Konzil verstärkt geöffnet. Entgegen den Klagen der Pädagogen sei heute insgesamt das Bildungsniveau der Menschen beträchtlich gestiegen, was ebenfalls durchaus positiv zu bewerten sei. Auch hätten die Ordensleute in viel stärkerem Maße ihre soziale und missionarische Verantwortung entdeckt, so Ellegast. Nicht zuletzt sei aber auch die kulturelle Bedeutung der Klöster in den letzten 40 Jahren gestiegen. Die Klöster würden immer mehr als "geistliche Zentren" gesehen. Einrichtungen wie "Kloster auf Zeit" seien vor 40 Jahren nicht vorstellbar gewesen.

Den Kritikern, die die Entwicklung seit dem Konzil nur negativ sehen, hielt der Altabt entgegen, nicht das Zweite Vaticanum habe Wasser in den Wein geschüttet, "sondern die Welt ist seitdem eine andere geworden". Deshalb sei es heute entscheidend, die Zeichen der Zeit zu erkennen, sie mit dem Maßstab des Evangeliums zu beurteilen und die "Frohe Botschaft" nicht in der Sprache von gestern zu verkünden. Ellegast wörtlich: "Ordensleute waren schon immer offen für Visionen und miteinander unterwegs, und so sollte es auch bleiben".
     
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