2003/04 bessere Eigenkapitalausstattung in allen drei Handelsbereichen sowie steigende Ertragskraft
im Groß- und Einzelhandel
Wien (pwk) - „Der Motor im heimischen Handel läuft runder“, freut sich Erich Lemler, Obmann
der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich, über die am Dienstag (22. 11.) präsentierten
betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des heimischen Handels.
Die Umsatzrentabilität, d. i. der Gewinn (vor Ertragssteuern) in Prozent des Umsatzes, beträgt im österreichischen
Handel rund 1,8 Prozent. Im sektoralen Vergleich ist - wie in den vergangenen Jahren - die Ertragskraft der Großhandelsbetriebe
mit rund 2,3 Prozent am stärksten, während der Einzel- und der Kfz-Handel mit jeweils rund 1,2 Prozent
unter dem Gesamtdurchschnitt des Handels liegen. Dies ergab die Analyse von rund 22.000 Bilanzen von Handelsunternehmen
der Bereiche Einzel- (rund 10.700 Bilanzen), Groß- (rund 7.400) und Kfz-Handel (rund 4.300 auswertbare Jahresabschlüsse)
des Bilanzjahres 2003/2004 durch die KMU Forschung Austria.
Die Ertragskraft ist im Bilanzjahr 2003/04 im Groß- und Einzelhandel gestiegen. Bereits im Jahr zuvor (2002/03)
war eine steigende Tendenz im Groß- und Kfz-Handel sowie ein Gleichbleiben der Ertragskraft im Einzelhandel
feststellbar. Der Kfz-Handel verzeichnet hingegen 2003/04 im Durchschnitt eine konstante Umsatzrentabilität.
Peter Voithofer, stellvertretender Direktor der KMU Forschung Austria, kommentiert die Entwicklung gegenüber
dem Vergleichszeitraum 2002/2003 so: „Der Handel schließt zu anderen Wirtschaftsbereichen auf.“
Im Branchenvergleich (des Einzelhandels) weist - heuer erstmals - der Lederwarenhandel im Durchschnitt mit 3,5
Prozent die höchste Umsatzrentabilität auf. Am unteren Ende der Branchen-Rankings finden sich der Uhren-
und Schmuckhandel sowie der Schuhhandel.
Die Untersuchung der regionalen Unterschiede zeigt im Einzelhandel ein West-Ost-Süd-Gefälle der Ertragskraft.
Während der Einzelhandel im Westen und Osten Österreichs ein durchschnittliches Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit (in Prozent der Betriebsleistung) von rund 1,4 Prozent erzielt, beträgt die durchschnittliche
Umsatzrentabilität der Einzelhandelsbetriebe im Süden Österreichs (nach Finanzergebnis) rund 0,7
Prozent. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen der durchschnittlichen Ertragskraft von Einzelhandelsbetrieben
in ländlichen bzw. urbanen Gegenden: „Während der österreichische Einzelhandel im städtischen
Raum einen überdurchschnittlichen Gewinn vor Steuern erwirtschaftet, mussten die Betriebe im ländlichen
Raum durchschnittlich einen Verlust hinnehmen“, führt Handelsforscher Voithofer aus.
Die Eigenkapitalquote im heimischen Handel beträgt durchschnittlich 21 Prozent, damit wird der betriebswirtschaftliche
(Mindest-) Richtwert von 20 Prozent knapp überschritten. Die Großhandelsbetriebe übertreffen dabei
diesen Wert mit rund 26 Prozent deutlich, während der Einzelhandel mit rund 17 Prozent und der Kfz-Handel
mit durchschnittlich rund 15 Prozent deutlich darunter liegen. „Tendenziell steigt die Eigenkapitalquote im Handel
mit zunehmender Betriebsgröße“, weiß Peter Voithofer.
Erfreulich ist, dass der erzielte Cash flow - dieser beträgt im Handel rund 4,2 Prozent, die durchschnittlichen
Investitionen liegen bei rund 2,2 Prozent - Schuldentilgung und Investitionen erlaubt. Der Sportartikelhandel weist
mit rund 8 Prozent den höchsten Cash flow aller Branchen auf, gefolgt vom Lederwaren- und dem Fotohandel.
Die geringsten Werte erzielen im Branchenvergleich der Schuh- und der Uhren- und Schmuckhandel.
Im Hinblick auf die in Österreich überwiegend und vor allem in ländlichen Raum klein strukturierte
Handels-Landschaft deponiert Bundesspartenobmann Lemler in Richtung Politik folgende Notwendigkeiten:
- steuerliche Begünstigung der Einnahmen-/Ausgabenrechner
- Sechstelbegünstigung auch für steuerpflichtige Selbständige und
- Berücksichtigung des Handels bei Förderprogrammen,
„wobei nicht nur Investitionen ins Sachanlagevermögen berücksichtigt werden sollten“, so Handelsobmann
Lemler abschließend.
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