Ein Schritt bei der Bewältigung von Naturgefahren
Wien (bmlfuw) - Österreich wurde 2002 und 2005 von schweren Hochwasserkatastrophen heimgesucht.
In beiden Fällen war das Schadensausmaß enorm, Eckstein der Strategien für eine bessere Vorbeugung
und Bewältigung solcher Katastrophen ist das Projekt HORA – Hochwasserzonierung Austria. HORA wird vom Lebensministerium
gemeinsam mit dem Versicherungsverband Österreich an 25.000 Flusskilometern umgesetzt. Ab dem Frühjahr
2006 wird es für alle Bürgerinnen und Bürger möglich sein, im Internet eine erste Gefahrenabschätzung
für das Risiko einer möglichen Überschwemmung mittels Adresseneingabe zu erhalten. Die Kosten des
Projektes belaufen sich auf etwa zwei Millionen Euro. „Das ist ein Meilenstein in der Schärfung des Risikobewusstseins
der Bevölkerung und damit in der wichtigen Frage der Eigenvorsorge bei Hochwässern“, waren sich Sektionschef
Wolfgang Stalzer vom Lebensministerium und Generaldirektor Othmar Ederer vom Versicherungsverband Österreich
bei der Präsentation des gemeinsamen Projektes im Rahmen einer Pressekonferenz einig.
Nach dem Jahrhundert-Hochwasser des Jahres 2002, das verheerende Schäden hinterließ, wurde deutlich,
dass derart große Schadenpotenziale künftig neu erfasst und bewertet werden müssten. Die damaligen
gesamtwirtschaftlichen Schäden beliefen sich auf 3 Milliarden Euro, die Versicherungsleistungen auf rund 400
Millionen Euro. Die Gesamtbilanz der Hochwässer 2005 kommt an den extremen Negativrekord von 2002 nicht heran,
dennoch betragen die volkwirtschaftlichen Schäden rund 560 Millionen Euro, die Versicherungsleistungen belaufen
sich bisher auf rund 100 Millionen Euro. Diese Daten zeigen, dass neue Initiativen im Bereich schadensmindernder
Maßnahmen durch Eigenvorsorge sowie im vorbeugenden Hochwasserschutz notwendig sind.
„HORA“ als erster Schritt
Das Lebensministerium und die Versicherungswirtschaft starteten 2002 das Projekt „HORA“, ein bundesweites
Risikozonierungssystem für Naturkatastrophen mit dem besonderen Schwerpunkt Hochwasser. Eine zentrale Erkenntnis
aus dem Hochwasser 2002, aufgearbeitet in der Studie „FloodRisk“ ist es, dass neben der Förderung des Gefahrenbewusstseins
der Bevölkerung, dem Aufzeigen der Grenzen aktiver Schutzmaßnahmen und der Notwendigkeit einer angepassten
Nutzung gefährdeter Räume zukünftig verstärkt auf eine Risikopartnerschaft Staat – Versicherung
– Private zu setzen sein wird.
HORA hat in diesem Zusammenspiel eine wichtige Funktion und ist europaweit ein einzigartiges Projekt in der Zusammenarbeit
zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Nutznießerinnen und Nutznießer dieser Kooperation
sollen die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sein, wenn es darum geht, wichtige Informationen zur
Überflutungsgefahr beispielsweise des Eigenheims oder eines Industriebetriebes, einer Infrastruktureinrichtung
etc. bereitzustellen. So werden ab dem Frühjahr 2006 Informationen zu 30-, 100- und 200-jährlichen Ereignissen
über das Internet in einer digitalen Gefahren-Landkarte rasch und einfach frei abrufbar sein. Diese Informationen
dienen der Ersteinschätzung des Risikos, darüber hinaus ermöglicht diese Ausweisung eine Optimierung
und Prioritätenfestlegung im notwendigen Hochwasserschutz für Gemeinden, Länder und Bund.
Das Projekt stellt für das Lebensministerium nicht nur einen Meilenstein in der Risikokommunikation dar, sondern
spiegelt insgesamt Österreichs Vorreiterrolle am Wassersektor wider. HORA nimmt die Kernforderung der EU-Hochwasserrahmenrichtlinie
nach verstärkter Information für die Bevölkerung vorweg und bringt Österreich damit in eine
Topposition. Für die Versicherungswirtschaft geht es neben der Schärfung der Risikowahrnehmung der Bevölkerung
um ein verbessertes Erkennen und Bewerten von Gefahrenpotenzialen als Grundvoraussetzung für Versicherbarkeit,
teilten das Lebensministerium und der österreichische Versicherungsverband abschließend mit. |