Aussprache mit Staatssekretär Winkler im Menschenrechtsausschuss
Wien (pk) - An der Spitze der Tagesordnung des Ausschusses für Menschenrechte stand am Freitag
(02. 12.) eine Aussprache über aktuelle Themen. Ausschuss-Obfrau Terezija Stoisits (G) begrüßte
dazu Staatssekretär Hans Winkler aus dem Außenministerium, der die Debatte mit einem Statement eröffnete.
Winkler erinnerte zunächst an die große Bedeutung, die von der EU und von Österreich dem Thema
Menschenrechte zugemessen würde; dem werde auch der Stellenwert dieses Themas im Rahmen der österreichischen
EU-Präsidentschaft entsprechen. Es sei aber auch darum zu tun, im Sinne eines Streamlining das Thema Menschenrechte
in allen Politikbereichen zu verankern, besonders in der Außen- und Sicherheitspolitik. Winkler kam dann
auf einzelne Aspekte des Themas zu sprechen. Er ging auf die Dialogprozesse mit China, Russland und dem Iran -
wo der Dialog allerdings ins Stocken geraten sei - ein und skizzierte Leitlinien; im einzelnen nannte er den Kampf
gegen die Todesstrafe, den Einsatz gegen Folter, die Rolle von MenschenrechtsaktivistInnen sowie das Thema Kinder
in bewaffneten Konflikten. Er unterstrich die Bedeutung von Erziehung und Bildung bezüglich der Menschenrechte,
berichtete von den Bemühungen um die Errichtung einer Menschenrechts-Agentur in Österreich und erwähnte
in diesem Zusammenhang die entsprechenden Intentionen im Rahmen der Vereinten Nationen.
Abgeordneter Dietmar Keck (S) wies im Zusammenhang mit Russland auf Gesetze hin, die die Verfolgung von Menschenrechts-AktivistInnen
legitimieren und meinte, in dieser Situation sei "Dialog zu wenig". Sein Fraktionskollege Walter Posch
ersuchte um Aufklärung im Zusammenhang mit angeblichen Gefangenenflügen über Österreich und
thematisierte - wie Abgeordneter Walter Schopf (S) auch - die jüngsten Vorwürfe im Zusammenhang mit der
so genannten Visa-Affäre. Abgeordnete Elke Aichleitner (F) sprach das Thema Gewalt gegen Frauen, Menschenhandel
und Prostitution an, ihr Fraktionskollege Maximilian Walch die angeblichen Geheimgefängnisse in Osteuropa.
Abgeordnete Renate Csörgits (S) kam im Zusammenhang mit China auf die Themen Frauen und Gewerkschaften zu
sprechen. Abgeordneter Franz Riepl (S) hielt es für gefährlich, in der Visa-Affäre "durchzutauchen".
Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) forderte von den Regierungsfraktionen die vor längerem in Aussicht gestellte
Bemühung um einen Vier-Parteien-Antrag zum Thema Menschenrechte in China ein. V-Abgeordneter Matthias Ellmauer
replizierte darauf, man habe die erst im Herbst stattgefundene Chinareise von Parlamentariern abwarten wollen und
zudem terminliche Schwierigkeiten gehabt, stellte aber Bemühungen in die genannte Richtung in Aussicht. An
den Staatssekretär adressierte Lunacek dann u.a. Fragen zum Thema Guantanamo und zeigte sich davon überzeugt,
dass es auch bei guten Wirtschaftsbeziehungen und trotz wirtschaftlicher Interessen angezeigt sei, das Thema Menschenrechte
auch öffentlich anzusprechen. Weitere Fragen bezogen sich auf die Frage des Monitoring durch die zu errichtende
Menschenrechtsagentur und auf die schlimme Lage der Boat-People im Mittelmeer. Abgeordnete Terezija Stoisits wies
auf die Zensur in China hin und forderte die Einbeziehung der Zivilgesellschaft in den Dialog.
Außenamts-Staatssekretär Hans Winkler räumte in seiner Antwort auf die Fragen der Abgeordneten
ein, dass dem Dialog mit Russland und China "gewisse Grenzen gesetzt" seien, Alternativen zu diesem Dialog
aber fraglich wären. Er bekannte sich zur Weiterführung dieses Dialogs und dazu, die Frage der Menschenrechte
bei allen Gelegenheiten, auch öffentlich, anzusprechen. Die Zivilgesellschaft müsse dabei "mit am
Tisch sein", betonte Winkler, das sei eine österreichische Initiative. Beim Thema Menschenhandel und
Gewalt gegen Frauen bedürfe es einer umfassenden Strategie, in Österreich sei dazu eine interministerielle
Task Force eingerichtet. Die Frage der Menschenrechte werde auch im Zusammenhang mit den USA und Guantanamo angesprochen,
betonte der Staatssekretär, Mindeststandards bei Überprüfungen wie durch den Menschenrechtsbeauftragten
Nowak müssten eingehalten werden.
Die Menschenrechtsagentur werde - weil dies eine Doppelung bedeutete - keine Monitoring-Rolle wahrnehmen, sagte
Winkler weiter, sehr wohl aber eine "Außenkompetenz" haben und in Dialog mit Drittstaaten eintreten.
Die Situation der Asylwerber im Mittelmeerraum mache deutlich, wie notwendig ein einheitliches europäisches
Asylverfahren sei. Winkler erläuterte sodann die Regelungen im Falle von Überflügen. Zu den angeblichen
Geheimgefängnissen in Osteuropa meinte der Staatssekretär, dazu müssten erst "Fakten auf den
Tisch". Zum Thema Gewerkschaften und China verwies er auf die Bemühungen, Verbands- und Versammlungsfreiheit
zu unterstützen.
Zur so genannten Visa-Affäre erinnerte Staatssekretär Winkler zunächst an die Unschuldsvermutung.
Von "Durchtauchen" könne keine Rede sein, vielmehr werde jedem Hinweis nachgegangen, eine eigene
Kommission sei eingesetzt worden, um die Vorwürfe zu klären und Vorschläge zu erstatten, falls Missstände
festgestellt würden. |