Kunststaatssekretär Franz Morak zum Ableben des Regisseurs und Schriftstellers Michael Kehlmann
Wien (bpd/sts) - "Michael Kehlmanns Gespür für Menschen, um ihre Schwächen und
Abgründe, um ihre Leidenschaften und was manchmal in ihnen an Größe ist - darum wussten wenige
so wie er." Mit diesen Worten reagierte Staatssekretär Franz Morak auf die Nachricht vom Tod des Schriftstellers,
Schauspielers und Regisseurs Michael Kehlmann. Morak hatte mehrmals mit dem in der Nacht auf Donnerstag in Wien
im Alter von 78 Jahren verstorbenen Künstlerkollegen zusammengearbeitet. "Michael Kehlmann war einer,
den man lieben musste, wenn man ihn gekannt hatte", so der Kunststaatssekretär.
Staatssekretär Morak betonte, dass sich Kehlmann schon Anfang der fünfziger Jahre als Schauspieler und
Regisseur auf der kleinen Bühne des Wiener Konzerthaus-Kellers für lange Zeit verdrängte österreichische
Literatur engagiert habe, so für Ödon von Horváths "Himmelwärts" und "Glaube
Liebe Hoffnung". "Bald wechselte er auf die größte Bühne des Landes - das war das seit
1955 aufblühende Österreichische Fernsehen", so Morak über Kehlmann. Morak erinnerte daran,
dass Kehlmann an die 100 Drehbücher geschrieben und legendäre Studioinszenierungen geschaffen habe, wie
etwa Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" und "Glaube Liebe Hoffnung", Alexander
Lernet-Holenias "Der 20. Juli", Milo Dors "Die weiße Stadt", Joseph Roths "Hiob"
und "Radetzkymarsch".
Morak: "Michael Kehlmanns Wirkung als wegweisender TV-Regisseur kann nicht hoch genug gewürdigt werden.
Er ist dabei immer ein Anwalt der Dichter geblieben mit einem unbestechlichen Ohr für den richtigen Zwischenton.
Er hat auch im Kabarett literarische Maßstäbe gesetzt, denn das humoristische Fach kann nur Bleibendes
schaffen, wenn es zugleich den Nerv des Tages und den ewigen Pulsschlag der Menschen trifft. Dieser tiefe Seelenkenner
war immer auch ein handwerklicher Perfektionist", so Staatssekretär Franz Morak in seiner Würdigung
Michael Kehlmanns. |