Exportwirtschaft und Konsumbelebung stützen Konjunktur  

erstellt am
05. 12. 05

Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2005 bis 2007 vom Dezember 2005
Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in der vorliegenden Prognose vom Dezember 2005 eine Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Österreich im Jahr 2005 von 1,9%. Für die Jahre 2006 und 2007 wird eine Beschleunigung des Wachstums auf jeweils 2,3% prognostiziert. "Österreich wird damit seinen derzeitigen Wachstumsvorsprung gegenüber dem Euroraum auch in den Folgejahren halten können", so Gouverneur Klaus Liebscher zu den Wachstumsaussichten. Nicht berücksichtigt in der Prognose sind die im deutschen Koalitionsübereinkommen vereinbarten Maßnahmen. "Die Übertragungseffekte auf Österreich von der geplanten deutschen Budgetkonsolidierung werden das österreichische BIP-Wachstum im Jahr 2006 um 0,02 Prozentpunkte erhöhen und im Jahr 2007 um 0,1 Prozentpunkte dämpfen", schätzt Direktoriumsmitglied Josef Christl. Die Inflation gemäß HVPI wird sich im Jahr 2005 infolge des Erdölpreisanstiegs und steigender Dienstleistungspreise vorübergehend auf 2,2% beschleunigen. Für die beiden darauf folgenden Jahre ist aber mit einem Rückgang auf 1,9 und 1,7% zu rechnen. Die Arbeitslosigkeit steigt im Jahr 2005 – bedingt durch das steigende Arbeitskräfteangebot – um 0,4 Prozentpunkte auf 5,2% und wird bis 2007 nur geringfügig auf 5,1% zurückgehen. Das Budgetdefizit nach Maastricht-Definition verschlechtert sich infolge der zweiten Etappe der Steuerreform und der drei Wachstums- und Beschäftigungspakete vorübergehend auf 1,8% des BIP im Jahr 2005 bzw. 1,9% im Jahr 2006. Im Jahr 2007 wird sich der Budgetsaldo auf –1,4% des BIP verbessern.

Exporte von günstiger Lohnstückkostenentwicklung getragen
Das kräftige Wachstum der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2004 von 2,4% wurde von einer überaus dynamischen Exportkonjunktur getragen, die sich allerdings zum Jahreswechsel 2004/05 vorübergehend abgekühlt hat. Mittlerweile haben sich die Zeichen für einen Aufschwung im Euroraum wieder verstärkt. Der Anstieg der Erdölpreise ist zum Stillstand gekommen, der in den letzten Monaten sinkende Außenwert des Euro stützt die Exporttätigkeit. "Unsere Modellrechnungen haben gezeigt, dass die Veränderungen im außenwirtschaftlichen Umfeld seit der Juniprognose das Wachstum in Österreich stärken", so Direktor Josef Christl. Das Vertrauen, das sich im Verlauf der ersten Jahreshälfte eingetrübt hatte, steigt kontinuierlich. Vor diesem Hintergrund haben die österreichischen Exporte ab dem zweiten Quartal 2005 wieder an Schwung gewonnen, getragen von einer kontinuierlichen Verbesserung der internationalen Lohnstückkostenposition sowie dem Ausbau der Exportbeziehungen in die dynamischen Märkte Mittel- und Südosteuropas. Die OeNB erwartet daher, dass die Exporte weiterhin die tragende Säule der Konjunkturentwicklung darstellen.

Konsumerholung beschleunigt sich
Die Entwicklung der realen Einkommen der privaten Haushalte war im Jahr 2004 (wie auch bereits im Jahr 2003) von steigenden Vermögenseinkommen bei einer gleichzeitig schwachen Entwicklung der realen Erwerbseinkommen charakterisiert. Dies sowie das angesichts erhöhter Arbeitslosigkeit und gestiegener Energiepreise niedrige Konsumentenvertrauen führten dazu, dass die Einkommenszuwächse großteils gespart wurden. Im bisherigen Verlauf des Jahres 2005 hat sich das Wachstum des realen privaten Konsums leicht beschleunigt. Die im Rahmen der zweiten Etappe der Steuerreform erfolgten Entlastungen sollten die Konsumfrage mit einer zeitlichen Verzögerung nun schrittweise beleben. Das Wachstum des privaten Konsums sollte sich daher weiter leicht beschleunigen und in den beiden kommenden Jahren jeweils rund 2% betragen.

Vorübergehende Verlangsamung der Investitionsdynamik im ersten Halbjahr 2005
Die Investitionen stagnierten im ersten Halbjahr 2005 aufgrund des Auslaufens der Investitionszuwachsprämie. Trotz einer Beschleunigung im zweiten Halbjahr wird für das Gesamtjahr 2005 auf Grund des bisher schwachen Verlaufs nur ein Anstieg der realen Bruttoanlageinvestitionen von 0,9% prognostiziert. Die Ausrüstungsinvestitionen werden heuer sogar um 1,7% zurückgehen. Danach sollten die positive Entwicklung der Unternehmensgewinne und die nach wie vor sehr günstigen Finanzierungsbedingungen die Investitionen stützen. Zusätzliche Impulse werden vom Export und den im Jahr 2005 beschlossenen Wachstums- und Beschäftigungspaketen erwartet. Die OeNB geht für die Jahre 2006 und 2007 von einem Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen von 3,2% und 2,8% aus.

Arbeitslosenquote verharrt auf erhöhtem Niveau
Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten wird im Jahr 2005 als verzögerte Folge der guten Konjunktur im Jahr 2004 mit +1,1% relativ kräftig zunehmen. In den beiden kommenden Jahren wird sich diese Dynamik in etwa fortsetzen. Die das Arbeitsangebot erhöhenden Effekte der Pensionsreformen, der Zustrom ausländischer Arbeitskräfte sowie demographische Effekte im Jahr 2007 lassen die Arbeitslosenquote über den gesamten Prognosezeitraum aber auf erhöhtem Niveau verharren.

Inflation ab 2006 wieder unter 2%
Der starke Anstieg der Energiepreise führte zu einer Beschleunigung der Inflation lt. HVPI auf 2,2% im Jahr 2005. Für die beiden kommenden Jahre wird unter der Annahme weitgehend unveränderter Erdölpreise und des Ausbleibens signifikanter Zweitrundeneffekte des bisherigen Energiepreisanstiegs in Form höherer Löhne und Preise von einem Rückgang der Inflation auf 1,9 bzw. 1,7% ausgegangen.

Leistungsbilanz weiterhin positiv
Die günstige Lohnstückkostenentwicklung sowie die Erfolge österreichischer Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte in Mittel- und Südosteuropa haben die österreichische Leistungsbilanz nachhaltig verbessert. Für den Prognosehorizont wird mit einer weiteren leichten Verbesserung des Leistungsbilanzsaldos gerechnet, wenngleich der Erdölpreisanstieg den Saldo der Güterbilanz im Jahr 2005 etwas dämpfen wird.
     
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