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Innenpolitik / "Visa-Affäre" |
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erstellt am
02. 12. 05
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Cap
fordert "rückhaltlose und umfassende Aufklärung der Visa-Affäre"
Wien (sk) - Außenministerin Plassnik soll einer "rückhaltlosen und umfassenden Aufklärung
der Visa-Affäre" durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschusses zustimmen, forderte der geschäftsführende
SPÖ-Klubobmann Josef Cap am Donnerstag (02. 12.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ. Die "Einzelfall-
und Einzeltätertheorie" der Außenministerin sei angesichts des fast täglich wachsenden Ausmaßes
der Visa-Affäre längst nicht mehr haltbar. Es habe den Anschein, als ob die Außenministerin aus
falsch verstandenem Korpsgeist versuche zu mauern, damit schade sie aber dem Ruf von Österreichs Diplomaten
mehr, als sie ihm nütze.
Die Visa-Affäre betreffe die Amtszeit von drei ÖVP-Außenministern, Wolfgang Schüssel, zu dessen
Zeit die ersten Verdachtsmomente auftauchten, dann Benita Ferrero-Waldner, in deren Amtszeit soweit bis jetzt bekannt
die Affäre ihren Höhepunkt erreichte und schließlich Ursula Plassnik, die sich nach Kräften
bemühe die ganze Angelegenheit herunterzuspielen und ihren Amtsvorgängern Persilscheine auszustellen.
Offensichtlich befürchte die ÖVP Enthüllungen, die negative Auswirkungen für Schüssel
und Ferrero haben könnten. Was nicht ins ÖVP-Konzept, die Ratspräsidentschaft zu einer "Schüssel-Feierstunde"
umzufunktionieren, passen würde. Da wäre es natürlich störend, käme Unangenehmes über
EU-Ratsvorsitzenden Schüssel oder EU-Kommissarin Ferrero-Waldner zu Tage. Wenn hingegen, wie Plassnik und
Co. nicht müde werden zu beteuern, ohnehin nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde und alles getan
wurde um aufzuklären, wäre auch ein Untersuchungsausschuss von ihnen nicht zu fürchten, schloss
Cap. |
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Spindelegger: Skandalisierungsversuch der SPÖ hat System
Notwendige Schritte beim Thema Visa wurden eingeleitet
Wien (övp-pk) - "Der tägliche Schmutzkübel der SPÖ in Richtung Außenministerin
Plassnik geht ins Leere und hat System", sagte der außenpolitische Sprecher der ÖVP, Dr. Michael
Spindelegger, am Donnerstag (01. 12.) zu den jüngsten Aussagen von SPÖ Klubobmann Cap zum Thema
Visa. Tatsache sei, dass Außenministerin Ursula Plassnik alles unternommen habe, um für eine lückenlose
Aufklärung zu sorgen.
Die von ihr eingesetzte Kommission befasse sich intensiv mit der vollständigen Aufklärung. "Cap
wäre besser beraten, seine entbehrlichen Skandalisierungsversuche einzustellen und den Boden der Seriosität
zu betreten", so Spindelegger. Desavouierungen dürften in einer ernstzunehmenden Oppositionspartei keinen
Platz haben. |
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Strache fordert internationale Konferenz gegen Visa-Handel
Parlamentarischer Untersuchungsausschuß unumgänglich
Wien (fpd) - Mit der Visa-Affäre befaßte sich FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache in
seiner Pressekonferenz am Donnerstag (01. 12.). An Bundeskanzler Schüssel und Außenministerin Plassnik
richtete er dabei die Aufforderung, während des österreichischen EU-Vorsitzes eine internationale Konferenz
zumindest der Schengen-Mitglieder gegen den Handel mit Visa zu organisieren.
"Die Visa-Affäre nimmt immer beängstigendere Dimensionen an", erklärte Strache. Jetzt
sei enthüllt worden, daß allein über die österreichische Botschaft in Kiew 28.000 Visa verkauft
worden seien. Insgesamt könne man von rund 40.000 Visa ausgehen, die über die österreichischen Behörden
verkauft worden seien. "Offenbar stehen wir hier vor einem der größten Skandale der Zweiten Republik."
Es handle sich hierbei auch um ein schlimmes Signal für die Bürger unseres Landes, wie wenig ernst Themen
wie Zuwanderung oder Asylmißbrauch genommen würden.
Strache forderte Außenministerin Plassnik auf, auf den Bundeskanzler und ihre ÖVP-Kolleginnen und -Kollegen
im Nationalrat einzuwirken, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu ermöglichen. Plassnik selbst
müßte ja größtes Interesse daran haben, daß kein Fleck an ihr haften bleibe. Mit einer
Zustimmung zu einem Untersuchungsausschuß würde sie sowohl ihrer eigenen Reputation als auch Österreich
einen großen Dienst erweisen.
Die Einsetzung der Expertenkommission bezeichnete Strache als hinterfragbar. Deren Mitglieder (der ehemalige Außenminister
Peter Jankowitsch, der ehemaliger österreichische Botschafter in Kroatien, Syrien und Algerien Hans Knitel
und die beiden ehemaligen Mitarbeiter des Außenministeriums Emanuel Helige und Robert Leu) seien nämlich
ehemalige und seit wenigen Monaten und Jahren pensionierte Beamte des Außenministeriums. Daher seien sie
keineswegs unabhängig, sondern dem Ministerium laut Beamtendienstrecht nach wie vor in allem, was sie täten,
zur Treue verpflichtet. Alle "externen" Experten seien zudem langjährige enge Kollegen oder sogar
Vorgesetzte der jetzt unter Verdacht stehenden Außenamtmitarbeiter.
"Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß ist somit unumgänglich", betonte Strache. Daß
es der FPÖ damit ernst sei, habe sie ja schon bewiesen. So hätten am 16. November die freiheitlichen
Abgeordneten Barbara Rosenkranz und Reinhard Bösch im Nationalrat einem solchen, von der SPÖ eingebrachten
Antrag zugestimmt.
"Aber das Problem muß auch auf internationaler Ebene angegangen werden", führte Strache weiter
aus. Österreich sei nicht das einzige betroffene Land. "Im nächsten Halbjahr übernimmt Österreich
den EU-Vorsitz. Deshalb sollen Schüssel und Plassnik außer den geplanten Selbstbeweihräucherungen
auch etwas Vernünftiges machen", forderte der freiheitliche Bundesparteiobmann. "Sie sollen in Wien
eine internationale Konferenz zumindest der Schengen-Mitglieder gegen den Handel mit Visa organisieren. Das wäre
ein erster Schritt in die richtige Richtung." |
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Lunacek: Neue Vorwürfe erhärten Forderung nach U-Ausschuss
Massives Versagen der innerministeriellen Kontrolle
Wien (grüne) - "Wenn das niemandem aufgefallen ist, dass an der österreichischen Botschaft
in Kiew laut jüngsten "news"-Berichten ein Jahr lang wöchentlich 50 Visa an ausreisewillige
UkrainerInnen verkauft wurden, dann handelt es sich schlicht und einfach um ein massives Versagen der innerministeriellen
Kontrolle", stellt Ulrike Lunacek, außenpolitische Sprecherin der Grünen fest.
Laut "news" habe das Außenamt spätestens 2003 genügend Unterlagen gehabt, um auf die
derzeit von der Justiz behandelten Machenschaften an den Botschaften in Belgrad und in Budapest aufmerksam zu werden.
"All diese Informationen schreien nach einer eingehenden Prüfung durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss,"
fordert Lunacek die beiden Regierungsparteien auf, einer derartigen Prüfung bei einem nächsten Antrag
die Zustimmung nicht mehr zu verweigern. |
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