Injektion verhindert Diabetes bei Mäusen  

erstellt am
02. 12. 05

Immunregulierendes Präparat verhindert Ausbruch der Erkrankung
Braunschweig (pte) - Wissenschaftlern der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig ist es gelungen, Mäuse mit einer angeborenen Neigung zu Typ I-Diabetes gesund zu halten, wenn sie bald nach der Geburt mit einem immunregulierenden Präparat behandelt wurden. Die injizierte Substanz verhindert, dass das Immunsystem irrtümlich ein körpereigenes Molekül bekämpft, das in der Bauchspeicheldrüse der Tiere zu finden ist.

Typ-1-Diabetes gehört zu den so genannten Autoimmunerkrankungen. Das bedeutet, dass das Immunsystem irrtümlich bestimmte Strukturen im eigenen Körper als "fremd" identifiziert und gegen sie vorgeht, als handle es sich um von außen eingedrungene Erreger. Dabei zerstören körpereigene Abwehrstoffe die Insulin produzierenden Langerhans-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Entzündung und Zerstörung der Zellen schreitet über viele Jahre voran.

Die GBF-Forscher haben nun bei den Mäusen bereits vor Ausbruch der Erkrankung reagiert. "Unter bestimmten Umständen kann das Immunsystem umlernen und kann sich an Stoffe gewöhnen, die es normalerweise mit einer Abwehrreaktion bekämpfen würde", so die Wissenschaftlerin Dunja Bruder. An diesem Prozess, der als Immuntoleranz bezeichnet wird, sind dendritische Zellen (DC) maßgeblich beteiligt. Dieser Zelltyp ist darauf spezialisiert, den aggressiveren Zellen des Immunsystems Molekülstrukturen zu präsentieren und ihnen dadurch sozusagen "beizubringen", was sie bekämpfen und was sie tolerieren sollen. Manche der DC wirken daher dämpfend auf das Immunsystem ein, andere stimulierend.

Die Wissenschaftler haben sich für die "dämpfenden" DC interessiert und mit Hilfe eines Antikörpers diese Zellen gezielt angesteuert. An den Antikörper koppelten sie das Protein-Molekül, das die Autoimmunreaktion in der Bauchspeicheldrüse der Mäuse auslöst. Die Reaktion war verblüffend, denn das Immunsystem "lernte" dadurch offensichtlich, die unerwünschte Abwehrreaktion gezielt zu unterdrücken.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse lassen sich nach Auskunft des Forschungsleiters Jan Buer aber nicht direkt auf den Menschen übertragen. "Das bei den betreffenden Mäusestämmen untersuchte Molekül ist nicht dasselbe, das den Diabetes beim Menschen auslöst", so Buer. Der Forscher hofft dennoch, dass das Verfahren irgendwann Grundlage für eine Diabetes-Behandlung bieten werde. Das Prinzip könne vielleicht auch andere Autoimmunerkrankungen verhindern, hofft Buer.
     
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