Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung  

erstellt am
29. 11. 05

Hauptthema der 3. Tagung des Weltraumrates
Brüssel (esa) - Die 3. Tagung des Weltraumrates, eine gemeinsame Tagung des ESA-Rates auf Ministerebene und des Wettbewerbsrates der Europäischen Union (Binnenmarkt, Industrie und Forschung) fand am Montag (28. 11.) in Brüssel statt.

Bei dieser 3. Tagung, bei der der britische parlamentarische Staatsekretär für Wissenschaft und Innovation und derzeitige Vorsitzende des EU-Wettbewerbsrates, Lord Sainsbury of Turville, und Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch als Vertreter des deutschen Bundesministers für Wirtschaft und Forschung und derzeitigen Vorsitzenden des ESA-Ministerrates, Michael Glos, gemeinsam den Vorsitz führten, hoben die Minister die strategische Bedeutung der Initiative für die Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung (GMES) hervor. GMES zielt darauf ab, Europa langfristig mit verlässlichen und zeitnahen Informationen zu Umwelt und Sicherheit zu versorgen und somit einen Beitrag zur Unterstützung der politischen Entscheidungsträger zu leisten.

Die Minister unterstrichen, wie wichtig die Aufrechterhaltung einer unabhängigen europäischen Erdbeobachtung für die politische Entscheidungsfindung sei und hoben den internationalen Stellenwert sowie die Rolle von GMES als wichtigster europäischer Beitrag zum Globalen System der Erdbeobachtungssysteme (GEOSS) hervor.

Die Durchführung von GMES sieht den frühen Einsatz von drei so genannten „fast-track-Diensten“ für das Notfallmanagement, die Landbeobachtung und die Überwachung der Ozeane vor, die 2008 in Betrieb gehen sollen. Andere Dienste werden entsprechend einem Einsatzplan im Zeitraum 2009–2013 folgen.

Bei GMES handelt es sich um eine Initiative der EU, deren Weltraumkomponente von der ESA(*) entwickelt wird. Die ESA-Mitgliedstaaten werden das ESA-Programm für die GMES-Weltraumkomponente auf der Ministerratstagung nächste Woche genehmigen. Parallel dazu plant die Europäische Kommission, einen Großteil der innerhalb des Siebten Rahmenprogramms für die Raumfahrt veranschlagten Finanzmittel der GMES-Initiative zuzuweisen und mit diesem Betrag bis 2013 sowohl die GMES-Dienste als auch einen wesentlichen Anteil des für die GMES-Weltraumkomponente vorgesehenen Haushalts zu finanzieren.

Damit die für die Einrichtung der operativen GMES-Dienste benötigten Daten weiterhin effizient bereitgestellt und unnötige Überschneidungen vermieden werden, forderten die Minister die optimale Nutzung bereits vorhandener und geplanter Satelliten- und In-situ-Systeme auf europäischer und nationaler Ebene. Sie ersuchten die nationalen Raumfahrteinrichtungen und europäischen Organisationen (wie EUMETSAT), die bereits über für GMES nützliche Einrichtungen und Kapazitäten verfügen oder in deren Aufbau begriffen sind, diese unter angemessenen Bedingungen für die GMES-Initiative bereitzustellen. Zur Feststellung der geeignetsten Struktur für die längerfristige Leitung und Durchführung der GMES-Initiative wurde eine Expertengruppe zusammengestellt.

An dieser 3. Tagung des Weltraumrates nahmen auch der für Industrie und Unternehmen, Wettbewerbsfähigkeit und Raumfahrtangelegenheiten zuständige EU-Kommissar und Vizepräsident der Europäischen Kommission, Günter Verheugen, sowie der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Jean-Jacques Dordain, teil.

Der britische Staatssekretär Lord Sainsbury äußerte sich folgendermaßen: „Die Umweltüberwachung ist heute wichtiger denn je. Die GMES-Initiative ist in der Lage, bereits existierende und neue Technologien zu vereinen und ermöglicht uns somit, unseren Planeten besser zu verstehen und zu schützen. Heute sind die europäischen Raumfahrtminister diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher gekommen.“

Der deutsche Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch bemerkte: „Mit der Initiative für die Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung (GMES) als zweitem Flaggschiff der EU nach dem Satellitennavigationssystem Galileo richtet Europa ein strategisches globales Überwachungssystem ein, das ihm eine Beschlussfassung bei Themen wie Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, natürliche Ressourcen und die Sicherheit seiner Bürger auf der Grundlage unabhängiger Informationen ermöglicht. Deutschland wird sich nicht nur über die EU und die ESA an GMES beteiligen, sondern auch über nationale Satellitenmissionen und Datenverarbeitungsstrukturen.“

Kommissionsvizepräsident Günter Verheugen erklärte: „Ich bin sehr erfreut, dass die Vorschläge der Kommission für die Initiative für die Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung bei dieser Tagung des Weltraumrates Unterstützung fanden. Die GMES-Initiative ist das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen der Kommission und der ESA und zeigt, dass wir in der Lage sind, eine effiziente europäische Raumfahrtpolitik zu schaffen.“

ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain schließlich bekräftigte: „Es freut mich, dass der europäische Weltraumrat bei dieser 3. Tagung GMES als das nächste europäische Flaggschiff der Raumfahrt bestätigt hat. Mit der Entwicklung der GMES-Weltraumkomponente werden die ESA und die europäische Industrie einmal mehr ihr Know-how und ihre Kapazitäten in den Dienst der europäischen und nationalen Pläne im Bereich der Umwelt- und Sicherheitspolitik stellen. Im Rahmen einer engen Zusammenarbeit zwischen der Kommission und der ESA wird Europa bald über „Wächter“ im Weltraum verfügen, die die Sicherheit und das Wohl der Bürger in Europa und der ganzen Welt noch weiter verbessern werden.“


(*) Der Vorschlag der ESA für die Entwicklung der GMES-Weltraumkomponente gründet auf fünf Baureihen für Weltraummissionen oder Sentinel („Wächter“)-Satelliten sowie dem Zugang zu ergänzenden von ESA-Mitgliedstaaten, EUMETSAT, Kanada und Dritten finanzierten Missionen. Die Umsetzung wird über den schnellen Einsatz eines ersten Satelliten (GMES-1) erfolgen, bei dem eine interferometrische Radarmission im C-Band (Sentinel-1) mit einer Mission zur Überwachung von Ozean- und Landflächen kombiniert wird (Sentinel-3 mit Altimeter, multispektralem Abbildungsgerät und Temperatursensor zur Messung der Meeresoberflächentemperatur); Sentinel-2 besteht aus einer Mission mit multispektralen optischen Abbildungsgeräten, die die Kontinuität der LANDSAT-Daten garantieren soll. Bei Sentinel-4 und Sentinel-5 handelt es sich um zwei Missionsgruppen zur Überwachung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre, davon die eine (Sentinel-4) in geostationärer und die andere (Sentinel-5) in niedriger Erdumlaufbahn. Die Durchführung dieser Missionen erfolgt mit einer flexiblen Architektur, durch die wie bei GMES-1 mehrere Missionen zusammengefasst werden könnten.

Hintergrund
Der Weltraumrat wurde eingesetzt, um die Zusammenarbeit der Europäischen Gemeinschaft und der ESA, die auf ihrem 2003 angenommenen und im Mai 2004 in Kraft getretenen Rahmenabkommen beruht, besser zu koordinieren und zu erleichtern.

Die erste Tagung des Weltraumrates fand am 25. November 2004 in Brüssel statt.
Die zweite Tagung des Weltraumrates wurde am 7. Juni 2005 in Luxemburg abgehalten.

Das ESA-EG-Rahmenabkommen verfolgt zwei Hauptziele. Das erste gilt der kohärenten und schrittweisen Entwicklung einer umfassenden europäischen Raumfahrtpolitik, mit der insbesondere erreicht werden soll, die Nachfrage nach Diensten und Anwendungen, die zur Unterstützung der EU-Tätigkeit Raumfahrtsysteme verwenden, und die für die Befriedigung dieser Nachfrage notwendige Bereitstellung von Raumfahrtsystemen und Weltrauminfrastruktur durch die ESA aufeinander abzustimmen. Die ESA handelt also de facto als ausführende Organisation für Weltraumvorhaben der EU.

Das zweite besteht darin, eine gemeinsame Grundlage und geeignete praktische Vorkehrungen für eine effiziente und für beide Seiten nutzbringende Zusammenarbeit zwischen der ESA und der Europäischen Gemeinschaft zu schaffen, die den jeweiligen institutionellen und operationellen Rahmen beider Institutionen voll respektieren, um die Aufstellung gemeinsamer Initiativen zu erleichtern und für einen soliden Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen der ESA und der Europäischen Gemeinschaft zu sorgen, die für alle europäischen Bürger von Vorteil ist.

Die EU und die ESA arbeiten seit drei Jahren gemeinsam an einer europäischen Raumfahrtpolitik, die die Ziele der Raumfahrt festlegt und nach Bedeutung einstuft. Das derzeit aufgestellte europäische Weltraumprogramm wird eine gemeinsame Plattform bilden, die alle Tätigkeiten und Maßnahmen der Europäischen Gemeinschaft, der ESA und anderer Beteiligter zur Verwirklichung der Ziele der europäischen Raumfahrtpolitik umfasst.

Das europäische Weltraumprogramm wird den umfassenden Empfehlungen des von der Europäischen Kommission im November 2003 angenommenen Weißbuchs über die europäische Raumfahrtpolitik Rechnung tragen, das einen Aktionsplan für die Umsetzung einer erweiterten europäischen Raumfahrtpolitik darstellt. Das in Zusammenarbeit mit der ESA ausgearbeitete Weißbuch enthält Vorschläge für gemeinsame ESA-EK-Initiativen, deren Durchführung auf die Grundlage des Rahmenabkommens gestellt wird.
     
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