Forschungs- und Technologiebericht 2005 liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - "Der Forschungs- und Technologiebericht 2005 ist ein Lagebericht über die aus
Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation und analysiert das österreichische Innovationssystem
im nationalen wie internationalen Kontext. Im diesjährigen Bericht findet sich zusätzlich umfangreiches
Datenmaterial zu der von Statistik Austria über das Jahr 2002 durchgeführten F&E-Vollerhebung bei
F&E durchführenden Institutionen.
Besonders hervorzuheben ist die erfreuliche Entwicklung der österreichischen F&E-Quote. 2005 wird sie,
den Schätzungen von Statistik Austria zufolge, voraussichtlich 2,35 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betragen.
Das entspricht einer Erhöhung der Forschungsausgaben um 8 % gegenüber dem Vorjahr." Diese Bilanz
ziehen Bundesministerin Elisabeth Gehrer und Vizekanzler Hubert Gorbach im Vorwort zum "Forschungs- und Technologiebericht
2005" (III-152 d.B.), der dem Hohen Haus vorliegt.
Für in Österreich durchgeführte F&E wurden insgesamt 5,77 Mrd. Euro ausgegeben, hievon ein Anteil
von 2,12 Mrd Euro aus öffentlichen Mitteln (Bundesmittel 1,74 Mrd. Euro), heißt es weiter in dem Bericht.
Noch nicht eingerechnet sei die am Reformgipfel für Beschäftigung vom 1. Mai 2005 von der Bundesregierung
verkündete "Forschungsmilliarde", die schon 2005 50 Mill. Euro zusätzlich für direkte
Förderungen bringen werde. Auch sei die Auftragsforschung von Unternehmen steuerlich begünstigt: "Damit
werden der Forschungsfreibetrag und die Forschungsprämie auch für die Auftragsforschung von Unternehmen
wirksam, was besonders die Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei der
Einwerbung von Drittmitteln unterstützen wird", so Gehrer und Gorbach.
Österreich befinde sich somit als eines der wenigen europäischen Länder auf dem Weg zum "Barcelona-Ziel",
welches eine Forschungsquote von 3 % des BIP bis 2010 anstrebt: "Wesentlicher Beitrag zur Steigerung der F&E-Quote
sind die von der Bundesregierung bereitgestellten Sondermittel der Offensivprogramme I und II sowie die Mittel
aus der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung." Besonders von den Sondermitteln
profitiert hätten dabei der FWF, die FFG, die Universitäten über die Forschungsinfrastrukturprogramme
und die Kompetenzzentren. Zur Förderung von Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Technologie
wurde 2001 eine interministerielle Initiative entwickelt.
Äußerst positiv seien die bedeutenden Steigerungen sowohl der F&E-Ausgaben, als auch die Erhöhung
der Anzahl der F&E-betreibenden Unternehmen. Erfreulich sei auch die steigende Anzahl an Forscherinnen und
Forschern. Österreich habe in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und zum europäischen Durchschnitt
aufgeschlossen. Die errechnete jährliche Wachstumsrate zwischen 1998 und 2002 liege bei 6,3 %.
Weitere Schwerpunkte des Berichts betreffen die Internationalisierung des österreichischen Innovationssystems
mit Fokus auf die heimische Unternehmensforschung, die erfolgreiche Beteiligung Österreichs am 6. EU-Forschungsrahmenprogramm
sowie einen Ausblick auf das 7. Rahmenprogramm, führen die Regierungsmitglieder abschließend aus.
Erfreuliche Entwicklung der F&E-Quote
Die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung werden in Österreich im Jahr 2005 nach
Schätzungen der Statistik Austria 5.773,86 Mill.. Euro betragen. Die F&E-Quote werde sich von 2,27 % (2004)
auf 2,35 % (2005) erhöhen. Diese erfreuliche Entwicklung gehe auf die Ausgabensteigerungen in allen drei wichtigen
Finanzierungssektoren (Unternehmenssektor, öffentlicher Sektor und Ausland) zurück. Die Mittel des öffentlichen
Sektors finanzieren dabei vor allem Forschung an Universitäten und im öffentlichen Sektor selbst, während
F&E im Unternehmenssektor fast ausschließlich von Unternehmen durch Eigenmittel und vom Ausland finanziert
werde.
Lissabon- und Barcelona-Ziele
Die Entwicklung in Österreich sei im internationalen Kontext des Lissabon- und Barcelona- Ziels umso
erfreulicher. Das Lissabon-Ziel sieht vor, dass Europa sich bis zum Jahr 2010 zum "wettbewerbsfähigsten
und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt" entwickelt. Diese Herausforderung soll durch
Zielsetzungen auf der europäischen Ebene und durch die Schaffung eines Rahmens für gemeinschaftliche
und gemeinsame Politikanstrengungen verwirklicht werden, heißt es weiter in dem Bericht.
Die bisherige Entwicklung sei jedoch eher enttäuschend verlaufen: Sowohl Wachstum als auch Produktivitätszuwächse
blieben in Europa hinter den Möglichkeiten zurück. Allerdings liege für die in der Zwischenbewertung
des Lissabon-Prozesses angeführten Politikbereiche die Gestaltungskompetenz weitgehend oder sogar ausschließlich
auf der nationalen Ebene. Die Mitgliedsstaaten waren in den letzten Jahren in der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen
säumig.
Als einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Lissabon-Ziele werde die Erhöhung der F&E-Quote gesehen.
Österreich habe sich das Ziel einer 3 %-Forschungsquote für das Jahr 2010 gesetzt. "Sieht man von
den europäischen Sonderfällen Finnland und Schweden ab, befindet sich Österreich als eines der wenigen
europäischen Länder auf dem 3 %-Pfad. Trotz der sehr erfreulichen Entwicklungen der letzten Jahre bedarf
es jedoch noch zusätzlicher Anstrengungen um eine weitere Erhöhung der F&E-Quote zu bewirken",
lautet das Resümee der Autoren des Berichts.
Das Offensivprogramm F&E I (2001-2003) stellte Sondermittel in Höhe von 508,7 Mill.. Euro zur Verfügung,
in der ersten Tranche des unmittelbar folgenden Offensivprogramms F&E II (2004-2006) wurden von insgesamt 600
Mill. Euro für das Jahr 2004 180 Mill.. Euro an F&E Sondermitteln bereitgestellt. Mit 31.12.2004 wurden
531,5 Mill. Euro dieser Mittel erfolgswirksam ausgezahlt, heißt es in dem Bericht weiter. Zusätzlich
zahle die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung seit 2004 jährlich 125 Mill. Euro
aus: "Dank der Sondermittel (und der Nationalstiftungsmittel) konnten die aggregierten forschungswirksamen
Mittel, welche die drei involvierten Ministerien (BMVIT, BMBWK und BMWA) an inländische Empfänger(Organisationen)
ausbezahlt haben, in den Jahren 2002 - 2004 auf mehr als 1,3 Mrd. Euro angehoben werden. Mit den Offensivmitteln
wurden eine Reihe neuer Programme und Initiativen realisiert, als auch im Sinne einer raschen Umsetzung laufende
Programme unterstützt."
Neue Aktivitäten für Frauen in Forschung und Technologie
2004 seien auch viele neue Aktivitäten im Bereich Frauen in Forschung und Technologie entwickelt worden. Der
Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) habe Mittel für neue Maßnahmen innerhalb der
entsprechenden Programme empfohlen. Eines der Ziele ist es, die Zahl der Professorinnen an österreichischen
Universitäten zu verdoppeln. Zudem ist es den zuständigen Stellen um Netzwerkaufbau, eine Expertinnendatenbank
und um die Erhöhung des Anteils der Frauen in Fachhochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen
sowie Unternehmen zu tun. Zusätzlich fand 2004 die Implementierung einer interministeriellen Arbeitsgruppe
zum Gender Mainstreaming (GM) statt.
Positive Entwicklung am Unternehmenssektor
"Der österreichische Unternehmenssektor hat zwischen 1998 und 2002 seine Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten
wesentlich gesteigert. Dabei wuchsen sowohl die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als auch die Zahl der
Unternehmen, die F&E betreiben", hält der Bericht weiter fest. Dieses deutliche Ausgabenwachstum
habe seinen Ursprung nicht nur in einigen wenigen Hochtechnologiebranchen, es gingen auch wesentliche Wachstumsimpulse
vom Mittel- und Niedrigtechnologiesegment aus. Besonders erfreulich hätten sich auch die F&E-Ausgaben
des Dienstleistungssektors entwickelt.
Modernisierungen in der Produktion
Neben Forschung und Entwicklung als Mittel zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit habe auch die Modernisierung
der Produktion (Einführung neuer Maschinen und Technologien, neuer Organisationskonzepte etc.) eine hohe Priorität
für die österreichische Industrie. Einer der wichtigsten Trends in der Organisation der Produktion ist
die Verlagerung von Teilen der Produktion an ausländische Standorte. Die Zielländer dieser Auslagerungen
sind mehrheitlich die neuen Mitgliedsstaaten der EU, gefolgt von Westeuropa, Nord- und Mittelamerika und Asien.
Gründe für Auslagerungen sind vor allem Kostenvorteile. Diese werden allerdings oft mit Qualitätsnachteilen
erkauft, was in einigen Fällen wieder zu Rückverlagerungen geführt hat.
Das österreichische Innovationssystem ist heute wesentlich stärker internationalisiert als noch zu Beginn
der 1990er Jahre. Die treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung waren einerseits ausländische Direktinvestitionen
im österreichischen Unternehmenssektor, andererseits die Mitgliedschaft in der Europäischen Union sowie
die europäischen Rahmenprogramme für Forschung und technologische Entwicklung.
Ausländische Einrichtungen hätten, gemessen an der Zahl der Patente in ihrem Besitz, einen Anteil von
etwa 38 % an der gesamten Forschungs- und Entwicklungsleistung des heimischen Unternehmenssektors, ist dem Bericht
zu entnehmen. Österreich gehöre hier zu den am stärksten internationalisierten Ländern in Westeuropa.
In Österreich ansässige Unternehmen im ausländischen Besitz trügen mit ihren Ausgaben wesentlich
zur F&E-Quote bei. Die wichtigsten Gründe für die Beliebtheit Österreichs als Standort für
F&E-Einrichtungen seien die Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern,
Technikerinnen und Technikern und die Nähe zu Universitäten und wichtigen Kunden. Beispiele wie die erfolgreichen
Biotechnologie- oder IT Cluster verwiesen auf die Attraktivität Österreichs, die nicht zuletzt auch durch
die steuerlichen Rahmenbedingungen und verschiedene weiche Standortfaktoren unterstützt wird.
5. und 6. Forschungsrahmenprogramm der EU
Die Evaluierung des 5. Rahmenprogramms der EU zeige folgende Charakteristika und Wirkungen: Netzwerkeffekte
und Additionalität der im 5. RP durchgeführten Forschungsvorhaben waren - wie schon in den früheren
Rahmenprogrammen - hoch. Der Nutzen aus der Beteiligung überstieg die Kosten und die Teilnehmer erreichten
im Wesentlichen ihre selbst gesetzten Ziele. Die Projekte waren durchwegs für die Teilnehmer von hoher strategischer
Bedeutung und Teil eines größeren Projektportfolios.
Österreich positioniere sich im 6. RP für Forschung und technologische Entwicklung ausgezeichnet. Hinsichtlich
der relativen Ergebnisse der österreichischen Beteiligung zeichne sich ein weitaus erfolgreicheres Bild ab
als im 5. Rahmenprogramm. Der Anteil der österreichischen Einrichtungen liege derzeit bei den Beteiligungen
bei 2,5 % und bei den Koordinator/innen bei 3,1 %. Hinsichtlich der Förderungen liege der österreichische
Anteil über dem Anteil Österreichs an den Beitragszahlungen der Mitgliedsstaaten zum EU-Haushalt. Positiv
zu bemerken sei auch, dass zahlreiche österreichische Neueinreicher, die im 5. Rahmenprogramm kein Projekt
(mit)eingereicht hatten, im 6. Rahmenprogramm nunmehr teilnehmen.
Österreichs Forschende im Vormarsch
Österreich habe, was die Experten für Forschung und Entwicklung betrifft, in den letzten Jahren zum europäischen
Durchschnitt aufgeschlossen. Während Österreich 1998 mit rund 4,8 Forscher/innen je 1.000 Beschäftigte
noch unter dem Schnitt der EU-25 lag, konnte bis 2002 ein beträchtlicher Anstieg auf 6,1 Forscher/innen je
1.000 Beschäftigte verzeichnet werden. Im Unternehmenssektor ist die Zahl der Beschäftigten in Forschung
und Entwicklung in Vollzeitäquivalenten von rund 20.400 auf rund 26.700 gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg
von 31% über den gesamten Beobachtungszeitraum bzw. einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate
von 7 %. Bemerkenswert sei, dass das Wachstum vor allem vom hoch qualifizierten wissenschaftlichen Personal, sowie
vom höher qualifizierten nichtwissenschaftlichen Personal getragen wird.
Zieht man den Bildungsstand der Bevölkerung als Indikator für die Qualität der Humanressourcen eines
Landes heran, so ist in Österreich die Akademiker/innenquote (16,4 %) im Vergleich zu anderen Staaten niedrig.
Im Jahr 2003 liegt Österreich hier um gut sechs Prozentpunkte hinter dem Durchschnitt der EU-15 und rund fünf
Prozentpunkte hinter dem Durchschnitt der EU-25. Allerdings sind bei solchen Vergleichen zwei Faktoren zu berücksichtigen:
erstens hat sich der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit tertiärem Bildungsabschluss
seit 1998 beinahe verdoppelt. Ein zweiter Einwand betrifft die Vergleichbarkeit der Zahlen; die scheinbar schlechte
Position Österreichs kann durch die (noch) relativ geringe Zahl von Absolventinnen und Absolventen von Kurzstudien
mit erklärt werden. Bei Vergleichen der Absolventen- und Absolventinnenquote von Langstudien oder der Zahl
der Promovierten in einem Altersjahrgang rangiert Österreich im oberen Feld des Ländervergleichs.
An österreichischen Universitäten kann im Bereich Wissens- und Technologietransfer ein deutlicher Kulturwandel
beobachtet werden. Die Kooperationsneigung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren
deutlich erhöht. Die Ursachen dafür liegen in einem veränderten Strategieverhalten der Unternehmen,
der Rolle von wissenschaftsbasierten Technologien sowie einer gewissen Öffnung der Wissenschaftseinrichtungen
selbst. Zusätzlich trugen Förderprogramme wie "AplusB" oder das Programm "uni:invent",
das auf eine Erhöhung der Patentaktivitäten an den österreichischen Universitäten abzielt,
zu einer vermehrten Nutzung von Ergebnissen der Universitätsforschung im Unternehmenssektor bei.
Beigefügt sind dem Bericht die Faktendokumentation über Forschungsförderungen und Forschungsaufträge
sowie die Berichte des Wissenschaftsfonds und der Forschungsförderungsgesellschaft. |