100 Jahre Friedensnobelpreis für Bertha von Suttner  

erstellt am
06. 12. 05

Feierstunde im Parlament für die Pionierin der Friedensbewegung
Wien (pk) - Aus Anlass des 100. Jahrestages der Verleihung des Friedensnobelpreises an die österreichische Schriftstellerin und Pazifistin Bertha von Suttner lud Nationalratspräsident Andreas Khol am Montag (05. 12.) Abend zu einer Feierstunde in das Parlament ein. Khol begrüßte zahlreiche Gäste, darunter die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Sozialministerin Ursula Haubner, Vizekanzler a. D. Alois Mock sowie Staatssekretärin a. D. Beatrix Eypeltauer und den ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler. Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte der SchülerInnenchor des Schulschiffs "Bertha von Suttner".

Nationalratspräsident Khol nannte Bertha von Suttner die größte Österreicherin, die als erste Frau den Friedensnobelpreis erhalten hat. Ihr Hauptwerk "Die Waffen nieder", das alle kennen, sei ein nach wie vor lesenswertes und packendes Buch, das die Botschaft vom Frieden als unserem kostbarsten Gut enthält. Khol machte darauf aufmerksam, dass Bertha von Suttner nicht nur den Krieg, sondern auch den Antisemitismus bekämpfte - "eine wichtige und mutige Tat".

Es gebe viele Wege zum Frieden, hielt der Nationalratspräsident fest und berichte von seinem heutigen Treffen mit NATO-Offizieren, in dem er klar zum Ausdruck gebracht habe, "dass innovative Verhörmethoden kein Weg zum Frieden sind".

Die Ehrenpräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes, Hildegard Goss-Mayr, auf deren Initiative die Feierstunde im Parlament zurückging, wie der Nationalratspräsident dankend hervorhob, hielt die Festansprache. Goss-Mayr machte das Publikum mit dem ungewöhnlichen Leben und dem Anliegen Bertha von Suttners vertraut. Ihr Einsatz für den Frieden wurzelt tief in den Traditionen des Humanismus und im christlichen Glauben: "Du sollst nicht töten". Aus diesen Ideen schöpfte Bertha von Suttner in ihrem Hauptwerk "Die Waffen nieder", mit dem sie zur Pionierin der Friedensbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde. In einer Zeit des Krieges, des überzogenen Patriotismus und der Vergötzung des Nationalismus kämpfte Bertha von Suttner für Gewaltfreiheit, für die Verrechtlichung der internationalen Beziehungen, und sie forderte die Völker zum Umdenken auf.

Gedenken ist Verpflichtung, sagte Goss-Mayr und stellte - nach zwei Weltkriegen und dem Holocaust - die Frage nach der heutigen Verantwortung für den Frieden. Die letzten 100 Jahre waren die opferreichsten in der Geschichte, sie haben aber auch ein verpflichtendes Völkerrecht und die Kodifizierung der Menschenrechte gebracht. "Wir müssen unseren Kindern vermitteln, dass Konflikten anders als mit Gewalt begegnet werden kann. Das ist eine Aufgabe, die sich mit wachsender Dringlichkeit stellt."

Aus Leben und Werken Bertha von Suttners
Im Anschluss an die Festansprache gaben die Schauspieler Marianne Nentwich und Joseph Lorenz einen Überblick zum Leben der Nobelpreisträgerin und lasen aus ihren Vorträgen, Reden und Briefen vor. Bertha von Suttner wurde als Bertha Kinsky von Wchinitz und Tettau 1843 in Prag geboren. Ursprünglich fühlte sie sich zur Sängerin berufen, nachdem ihre musikalische Karriere aber fehlgeschlagen war, arbeitete sie als Erzieherin und Gesellschafterin im Haus des Barons Suttner. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann, Baron Arthur Gundaccar Suttner kennen, den sie gegen den Willen der Familie Suttner heimlich in Paris heiratete und mit ihm nach Tiflis floh, wo Bertha von Suttner ihre schriftstellerische Tätigkeit aufnahm. Nach der Versöhnung mit der Familie kehrte sie 1885 zurück und lebte auf dem Gut Harmannsdorf in Niederösterreich. Seit 1887 stand Bertha von Suttner im Kontakt mit der Friedensorganisation "International Arbitration and Peace Association" in London und wurde eine leidenschaftliche Pazifistin. Suttners Hauptwerk, der Roman "Die Waffen nieder!" erschien 1889. Er brachte Bertha von Suttner Weltruhm, wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt und trug wesentlich zur Verbreitung der Friedensidee in Europa und Amerika bei.

1890 gründete Bertha von Suttner die "Österreichische Friedensgesellschaft" (seit 1964 "Suttner-Gesellschaft") und gab von 1892 bis 1899 die Monatsschrift "Die Waffen nieder" heraus. Bertha von Suttner führte auch den Vorsitz in der Friedenskommission des 1902 gegründeten "Bundes österreichischer Frauenvereine", vertrat Österreich auf den Weltfriedenskongressen, war Präsidentin des "Internationalen Friedensbüros" in Bern und regte die Stiftung des Friedensnobelpreises an, der ihr am 1. Dezember 1905 verliehen wurde. Suttner starb während der Vorbereitungen zu einem Weltfriedenskongress, den sie im August 1914 nach Wien einberufen wollte. Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914, wenige Tage vor den Schüssen von Sarajewo.
     
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