Österreichs Konjunktur mit viel Dynamik in den Jahreswechsel  

erstellt am
16. 12. 05

Das Wachstum dürfte im vierten Quartal über 2 Prozent betragen haben - Österreich wuchs seit 2002 1,8 Prozentpunkte schneller als der Euroraum
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) stieg im November erneut an - nach 2,1 im Oktober auf 2,2. "Das Wirtschaftswachstum in Österreich dürfte im vierten Quartal zumindest genauso hoch gewesen sein wie im dritten Quartal", so Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Im Vergleich zum Vorquartal rechnen die Ökonomen der BA-CA mit 2,2 Prozent Wachstum auf Jahresbasis nach 2 Prozent im dritten Quartal. Damit dürfte das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr 2005 knapp über 2 Prozent betragen haben. Für das Gesamtjahr 2005 ergeben die Schätzungen der BA-CA 1,8 Prozent - in etwa so viel, wie die Ökonomen der BA-CA Ende vergangenen Jahres erwartet haben (BA-CA Prognose für 2005 im Dezember 2004: 1,9 Prozent).

"Die relativ hohe Dynamik zu Jahresende 2005 legt einen wesentlichen Grundstein für einen ebenfalls dynamischen Start 2006", analysiert Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Im Verlauf des Herbstes blieb die Stimmung der Industrie im Euroland hoch, in Österreich verbesserte sie sich sogar im November. Vor allem aber zeigt die Konsumentenstimmung in Österreich seit Herbstbeginn eine erkennbare Verbesserung und hat sich von ihrem zweijährigen Tief im September erkennbar erholt. Damit dürfte das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2006 relativ gut ausfallen, mit einem Wachstum um die zwei Prozent (zum Vorquartal annualisiert als auch im Vergleich zum Vorjahr) setzt sich die Dynamik des zweiten Halbjahres 2005 fort.

Wesentliche Gründe für die Erholung der österreichischen Wirtschaft sehen die Ökonomen der BA-CA in der starken Industrie, die von der starken Weltwirtschaft der vergangenen Jahre und der sich daraus resultierenden Verbesserung des Investitionsklimas in vielen wichtigen Absatzmärkten profitierte. Zusätzlich stabilisiert sich nun auch der private Konsum. Mit rund 2 Prozent im dritten Quartal erreichte dieser den höchsten Zuwachs seit dem vierten Quartal 2000 und war damit stärker als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre von knapp unter 1 Prozent real.

Trotz dieses Lichtblickes gehen die Ökonomen der BA-CA davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in Österreich im weiteren Verlauf des Jahres 2006 wieder abschwächen wird. Dies ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die weltwirtschaftliche Dynamik nachlässt und der private Konsum im Euroraum nicht in der Lage sein wird, die Basis des Aufschwunges zu verbreitern und, abgesehen von Vorzieheffekten aus der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland 2007, Impulse zu setzen. Wichtige Absatzmärkte für Österreich zeigen zwar Dynamik bei der Industrie, aufgrund von Unsicherheiten für die Konsumenten und dem anhaltenden Druck zur Erhöhung der Produktivität mit wenig Effekten am Arbeitsmarkt. Das Wachstum in Deutschland wird nach einer leichten Erholung 2006 (1,5 Prozent) 2007 wieder unter diese Marke fallen. Der Druck zur Budgetkonsolidierung dürfte das Wachstum in Deutschland zusätzlich bremsen. Ähnliches gilt für den zweitwichtigsten Exportmarkt, Italien.

"Wir erwarten nach 2 Prozent für Österreich 2006 daher im Jahr danach, 2007, nur ein Wachstum von 1,7 Prozent", sagt Marianne Kager von der BA-CA. Damit gelingt es Österreich jedoch auch 2007 wieder, stärker als Deutschland und Italien und damit auch, zum fünften Mal seit 2002, schneller als der Euroraum zu wachsen. Kumuliert konnte Österreich damit seit 2002 bisher (inkl. 2005) 1,8 Prozentpunkte schneller wachsen als der Euroraum. "Der Wachstumsvorsprung Österreichs seit 2002 gegenüber dem Euroraum beträgt kumuliert 1,8 Prozentpunkte und damit mehr als das derzeitige durchschnittliche Jahreswachstum des Euroraumes (1,3 Prozent)", analysiert Kager.

Langfristig braucht Österreich jedoch wieder das starke Wachstum im Euroraum, allen voran in Deutschland und Italien, den beiden noch immer mit Abstand wichtigsten Handelspartnern, die immerhin für mehr als 40 Prozent unserer Exporte verantwortlich sind. "Ohne deutliche Erholung in Deutschland und Italien kann Österreich sein Wachstumspotenzial auf Dauer nur schwer ausschöpfen", meint Bruckbauer.
     
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