Petitionsausschuss befasst sich mit einer Reihe von Bürgeranliegen
Wien (pk) - Der Petitionsausschuss des Nationalrats befasste sich am Donnerstag (15. 12.) zum
wiederholten Mal mit dem Thema Handymasten. Anlass dafür war eine Petition gegen die Errichtung weiterer Handymasten
im Feyregger Wohngebiet der Gemeinde Pfarrkirchen, die Grün-Abgeordneter Wolfgang Pirklhuber dem Nationalrat
überreicht hatte. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Petition fordern u.a. gesetzliche Maßnahmen
gegen den "Handymasten-Wildwuchs" und ein Mitspracherecht für betroffene Nachbarn und Anrainer bei
der Errichtung von Sendeanlagen.
In der Ausschusssitzung plädierte Abgeordneter Pirklhuber dafür, Stellungnahmen vom Gesundheitsministerium,
vom Verkehrsministerium und vom Umweltministerium zur Petition einzuholen, und drängte auf bundesweit gültige
Regelungen für die Genehmigung von Sendeanlagen. Es gehe nicht nur um gesundheitsrelevante Fragen, bekräftigte
er, sondern auch um Mitspracherechte. Im konkreten Fall seien sowohl der Gemeinderat als auch der Oberösterreichische
Landtag "ausgehebelt", klagte er. Jede "Bienenhütte" sei, so Pirklhuber, genehmigungspflichtig,
Handymasten jedoch nicht.
Sowohl ÖVP-Abgeordneter Roderich Regler als auch der freiheitliche Abgeordnete Detlef Neudeck sprachen sich
für eine Zuweisung der Petition an den Verkehrsausschuss und gegen die Einholung von Stellungnahmen einzelner
Ressorts aus. Regler begründete dies mit der Notwendigkeit, eine generelle Lösung der Problematik zu
finden, etwa durch eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes oder eine Verordnung von Verkehrsminister
Hubert Gorbach. Entsprechende Schritte seien in Diskussion. Keinen Sinn macht es seiner Meinung nach über
spezielle Probleme einer kleinen Gemeinde zu reden. Im Übrigen gab Regler zu bedenken, dass die Strahlung
von Handymasten in der Regel weit unter den empfohlenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liege.
Abgeordneter Neudeck trat für eine baldige Behandlung der Handymasten-Frage im Verkehrsausschuss ein. Die
Koalitionsparteien stimmten jedoch gegen eine von den Grünen beantragte Ausschussfeststellung, der zufolge
der Petitionsausschuss den Verkehrsausschuss ersuchen hätte sollen, die Petition auf die nächste Sitzung
des Verkehrsausschusses zu setzen.
Ausschussvorsitzende Gisela Wurm (S) wies darauf hin, dass sie als Abgeordnete immer wieder von Bürgerinnen
und Bürgern auf die Handymasten-Problematik angesprochen werde. Dabei gehe es etwa auch um die Entwertung
von Grundstücken in der Nähe von Handymasten. Wurm mahnte eine Art Handymasten-Plan ein, um eine "geordnete
Aufstellung" von Sendeanlagen sicherzustellen. Unter anderem kann sie sich etwa eine Vereinbarung des Bundes
mit allen Bundesländern oder eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes vorstellen.
Zu einer längeren Diskussion im Ausschuss führte auch eine Bürgerinitiative der "Interessengemeinschaft
Sehen und Hören", die sich zum einen für eine Reduktion der Rundfunk-Gebühren für Gehörlose
und Schwerhörige ausspricht, gleichzeitig aber auch eine Ausweitung des ORF-Angebots für diese Bevölkerungsgruppe
einmahnt. Nach Darstellung der Interessengemeinschaft müssen gehörlose und hochgradig schwerhörige
Menschen seit 2004 zwar die volle Rundfunkgebühr zahlen, ihnen wird mit Hilfe von Untertiteln jedoch nur rund
20 % des ORF-Programms zugänglich gemacht.
Sowohl Abgeordnete Theresia Haidlmayr (G) als auch Abgeordneter Detlef Neudeck (F) äußerten sich grundsätzlich
zustimmend zu den Anliegen der Bürgerinitiative. Abgeordneter Neudeck gab aber zu bedenken, dass es nicht
möglich sein werde, alle Sendungen in Gebärdensprache zu übersetzen, etwa Konzerte oder Spielfilme.
In diesem Sinn wandte er sich gegen eine zum Angebot aliquote Gebührenreduktion für Betroffene. Neudeck
bekräftigte allerdings, dass es einer Ausweitung des ORF-Angebots für Gehörlose und Schwerhörige
bedürfe. Abgeordnete Haidlmayr hatte zuvor beklagt, dass der ORF im internationalen Vergleich sehr wenige
Sendungen mit Untertiteln bzw. in Gebärdensprache ausstrahle, und gemeint, es sei nicht einzusehen, dass die
Betroffenen für ein Angebot bezahlen müssten, das sie nicht nutzen könnten.
Die Abgeordneten einigten sich darauf, zur Petition Stellungnahmen vom Finanzministerium und von der ORF-Generaldirektion
einzuholen.
In Bezug auf eine Petition zum geplanten Ausbau der Bahn im Raum Klagenfurt zu einer Hochleistungsstrecke wies
Abgeordneter Roderich Regler (V) darauf hin, dass es für die Koralmbahn einen Gesamtfinanzierungsrahmen gebe,
der eingehalten werden müsse. Verkehrsminister Hubert Gorbach soll nun in einer Stellungnahme zur Petition
darlegen, ob die von den Anrainern geforderte Untertunnelung der Trasse im Raum Klagenfurt in den Finanzrahmen
fällt.
SPÖ-Abgeordnete Erika Scharer hielt fest, dass sich nach der Stadt Klagenfurt mittlerweile auch die Kärntner
Landesregierung einstimmig für eine Untertunnelung ausgesprochen habe.
Das weitere Themenspektrum der behandelten Bürgerinitiativen und Petitionen umfasste u.a. die Sanierung des
Bundesschulzentrums St. Pölten, die in Diskussion stehende Post-Privatisierung, eine gemeinsame universitäre
Ausbildung aller Lehrerinnen und Lehrer und die Abhaltung von Motorbootrennen am Attersee. Im Hinblick auf eine
Bürgerinitiative betreffend ein Import- und Handelsverbot für Hunde- und Katzenfelle, die durch Kenntnisnahme
erledigt wurde, wies ÖVP-Abgeordneter Franz Xaver Böhm darauf hin, dass die EU hier eine Regelung plane. |