Vorratsdatenspeicherung führt zu Problemen beim Informantenschutz
Berlin (pte) - Die neue EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung von Telefon-, Handy- und Internetverbindungsdaten,
die am Dienstag (13. 12.) das EU-Parlament passieren soll, schlägt weiterhin hohe Wellen. Der Verband
Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) kritisiert, dass die Richtlinie den Informantenschutz untergräbt und
dadurch die Pressefreiheit gefährdet. Mit dem neuen Gesetz erhält der Staat Zugriff auf alle elektronischen
Kontakte von und mit Journalisten für die Zeitspanne der vergangenen sechs Monate. Informanten könnten
durch die Gefahr der möglichen Enttarnung abgeschreckt werden und auf das Zuspielen von brisanter Insider-Information
an die Medien verzichten, warnt der VDZ.
"Versiegen die Quellen, ist die Presse blind. Die flächendeckende Vorratsdatenspeicherung träfe
die Pressefreiheit in einem ihrer sensibelsten Punkte mit bislang ungeahnter Intensität", meint Wolfgang
Fürstner, Geschäftsführer des VDZ gegenüber Medienvertretern. An das Europäische Parlament
richtet der Verlegerverband den Appell, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und die Richtlinie nicht in der
vorgelegten Form zu verabschieden. Gleichzeitig fordert er die Bundesregierung auf, sich an ihr im Koalitionsvertrag
formuliertes Versprechen zu halten, "insbesondere den besonderen Schutz der Journalisten zu sichern".
Die Vorratsdatenspeicherung geht auf eine Initiative Großbritanniens zurück und soll zur Bekämpfung
des Terrorismus dienen. "Gerade in Zeiten des Terrorismus, in der der Staat Bürgerrechte vermehrt beschränkt
und geheim agiert, ist jede Demokratie auf eine effektive und robuste Pressefreiheit angewiesen", betont Fürstner.
Statt die Richtlinie in dieser Form umzusetzen, empfiehlt er erprobte Alternativen erst einmal genauer zu überprüfen.
So habe es sich in den USA bewährt, dass die Behörden in begründeten Fällen die Telekommunikationsunternehmen
um Datenspeicherung bitten und dann drei Monate Zeit haben, um einen richterlichen Beschluss zu erwirken, so Fürstner.
Anders als die deutschen Kollegen sieht der Verband Österreichischer Zeitungen offenbar keinen akuten Handlungsbedarf.
"Die Meinungsbildung zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen", hieß es auf Anfrage von pressetext. |