Aktuelle Stunde im Nationalrat
Wien (PK) - Tempo 160, die Blaulicht-Nachfrage und die Reisekosten des Vizekanzlers waren einige der Themen,
die in der Aktuellen Stunde des Nationalrats am Mittwoch (21. 12.) angesprochen wurden. Die Fraktion der Grünen
hatte dafür "Tempo 160, Blaulicht und explodierende Kabinettskosten - die peinliche Bilanz des BZÖ-Vizekanzlers
und Verkehrsministers" gewählt.
Abgeordneter Dr. VAN DER BELLEN (G) nannte Gorbach einen Minister der Peinlichkeiten und Zumutungen und meinte,
es reiche jetzt. Heftige Kritik übte er an den Plänen, Tempo 160 auf Autobahnen zu erproben, wobei er
der ÖVP vorwarf, Gorbach "die Mauer zu machen". Die Kosten der zusätzlichen Schadstoffe, die
als Folge dieser Maßnahme emittiert werden, hätten die Haushalte, die Industrie und das Gewerbe auszubaden,
stellte Van der Bellen fest. Entrüstet zeigte sich der Redner auch über die Blaulicht-Pläne des
Verkehrsministers. Politisch gesehen seien es nur "Peanuts", für das Geltungsgehabe des Ministers
sei dies aber typisch, bemerkte er.
Kritisch kommentierte Van der Bellen schließlich die EU-Wegekostenrichtlinie, die von Gorbach als großer
Erfolg bezeichnet wurde. Nach Meinung des grünen Klubobmanns werde die Einigung aber bloß zu einem erhöhten
LKW-Aufkommen führen und Umwelt und Anrainer noch stärker als bisher belasten.
Verkehrsminister GORBACH qualifizierte die Vorwürfe Van der Bellens als Halbwahrheiten, Unwahrheiten, Verfälschungen
und nebulose Aussagen und warf den Grünen vor, oberflächlich an die Diskussion um Tempo 160 heranzugehen.
Ihm, Gorbach, gehe es darum, nach einem Test die Geschwindigkeit zu flexibilisieren und damit auch die Verkehrssicherheit
zu erhöhen. Auch müsse diese Maßnahme in einem Zusammenhang mit der Section Control, Licht am Tag
und dem Vormerksystem gesehen werden, betonte Gorbach, der sich durch den rückläufigen Trend bei der
Zahl der Verkehrstoten in der Richtigkeit seiner Politik bestätigt fühlte. Mit Nachdruck versicherte
er aber, dass bei Tempo 160 "nichts übers Knie gebrochen werde".
Zum Blaulicht-Vorwurf stellte der Minister klar, es gebe keinerlei schriftliches Ansuchen, ein Mitarbeiter habe
bloß mündlich angefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, auch einem Dienstfahrzeug Blaulicht zukommen
zu lassen. Das Verkehrsministerium habe dieses Ansinnen aber ad acta gelegt, zumal man dafür das Gesetz hätte
ändern müssen. Gorbach bekräftigte, Blaulicht für seinen Dienstwagen sei kein Thema.
Was seine Reisetätigkeit betrifft, meinte Gorbach auf Vorwürfe aus den Reihen der SPÖ, er liege
damit jedenfalls im Mittelfeld der Regierungsmitglieder. Die Wirtschaft hätte es sogar lieber, würde
er noch mehr reisen, weil er dadurch, wie er sagte, dem österreichischen Unternehmen Tür und Tor öffne.
Abgeordneter DI MISSETHON (V) sprach in Zusammenhang mit der Vorstellung der Grünen von einer politischen
"Lachnummer" und bemerkte, angesichts von im Plenarsaal gezeigten Taferln und blauen Lichtern sei er
nicht sicher, ob Van der Bellen Universitätsprofessor oder Klassensprecher einer Taferlklasse sei. Die Grünen
wollten mit der Blaulicht-Debatte offenbar nur von ihrer Ideenlosigkeit in der Verkehrspolitik ablenken, vermutete
Missethon. Hinsichtlich Tempo 160 rief der VP-Sprecher dazu auf, an die Sache vorurteilsfrei heranzugehen und zunächst
einmal die Tests abzuwarten.
Abgeordnete BINDER-MAIER (S) erkannte in der Verkehrspolitik Gorbachs das Motto "höher, schneller, weiter"
und konstatierte, die einzelnen Maßnahmen des Ministers seien entweder sehr persönlich motiviert oder
gefährden die Menschen, von Sachlichkeit sei weit und breit nichts zu sehen. Die Rednerin warf Gorbach vor,
die ÖBB zum Nachteil der Kunden und Mitarbeiter zerschlagen zu haben, kritisierte den Verkauf der Bodensee-Schifffahrt
und bekräftigte die Vorwürfe ihrer Fraktion in Sachen Tempo 160 und Blaulicht.
Abgeordneter SCHEIBNER (F) sah im heutigen Misstrauensantrag der Grünen einen Versuch, nach den innerparteilichen
Problemen wieder "über die Medienrampe zu kommen". Der Redner sprach sich für flexible, vernünftige
Tempolimits aus, die aber dann radikal überprüft und sanktioniert werden. Den Grünen riet er, sich
nicht mit "Kinkerlitzchen", sondern lieber mit dem Verkehrssicherheitsprogramm Gorbachs auseinanderzusetzen
und darüber hinaus auch die erfolgreiche Innovationspolitik des Ministers zu thematisieren.
Abgeordnete Dr. MOSER (G) erwiderte, Gorbach wolle mit einem Thema wie Tempo 160 irgendwie in die Medien kommen,
um damit das Überleben seiner Partei zu sichern, inhaltlich habe der Minister aber nichts vorzuweisen. Moser
legte eine negative Bilanz der Verkehrspolitik Gorbachs vor und sprach dabei vor allem die ÖBB-Reform, die
Schließung der Postämter und den Wildwuchs an Handy-Masten an. Kritik übte sie auch an der Wegekostenrichtlinie,
die ihrer Meinung nach zu einer stärkeren Belastung der Bevölkerung beitragen werde.
Abgeordnete Mag. HAKL (V) bezeichnete die Vorstellung der Grünen als Kasperltheater. Das verkehrspolitische
Chaos und der Zick-Zack-Kurs bei der PKW-Maut zeige, dass sich die Grünen in der Verkehrspolitik überhaupt
nicht auskennen und sich deshalb mit Details wie einer privaten Anfrage eines Mitarbeiters beschäftigen, stand
für die Rednerin fest. Sie wies vor allem die Kritik am Mautkompromiss und der neuen Wegekostenrichtlinie
zurück und betonte, Gorbach sei es gelungen, in Brüssel die Brennermaut in der bestehenden Höhe
zu erhalten und auf europäischer Ebene das Verursacherprinzip und eine Harmonisierung der Verkehrstarife voranzutreiben.
Abgeordnete Mag. LAPP (S) überreichte Gorbach ein gelb-rotes Gefahrenlicht und meinte, die Politik des Verkehrsministers
sei gefährlich. Sie kritisierte neben Tempo 160 auch die Reisekosten Gorbachs und stellte fest, der Minister
sei ein Reisender auf Kosten der Bevölkerung ohne nennenswerten Output. Kein Verständnis äußerte
Lapp überdies für die ÖBB-Politik Gorbachs.
Abgeordneter WITTAUER (F) bemerkte, die Grünen wollten die positive Bilanz der Verkehrspolitik Gorbachs nicht
zur Kenntnis nehmen. Es gebe keinen Verkehrsminister, der so viel für die Verkehrssicherheit getan hat wie
Gorbach, unterstrich Wittauer unter Hinweis auf den rückläufigen Trend bei der Zahl der Verkehrstoten.
Tempo 160 verteidigte der Redner mit dem Hinweis auf Deutschland, wo es keine Geschwindigkeitsbeschränkungen
auf Autobahnen gibt. Für Wittauer ging es vor allem darum, nach einer Prüfung durch Experten flexible
Limits im Sinne der Verkehrssicherheit einzuführen.
Abgeordneter ÖLLINGER (G) warf Gorbach vor, in Sachen Blaulicht seinen Kabinettschef nun im Dienste der eigenen
Interessen vorzuschieben. Empört zeigte sich der Redner auch über die Personalpolitik des Ministers in
Seibersdorf, wobei er meinte, blaue Burschenschafter würden das Forschungszentrum in Misskredit bringen, Gorbach
gehe es bloß darum, seine eigenen Leute einzusetzen. |