Bundeskanzler Schüssel: "Europäisches Parlament ist wichtiger Partner der österreichischen
EU-Präsidentschaft"
Wien (bpd) - Anlässlich des Besuchs des Präsidiums des Europäischen Parlaments bei der österreichischen
Bundesregierung, informierten Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und EU Parlamentspräsident Josep Borrell
über die Inhalte der Arbeitsgespräche und die Schwerpunkte der österreichischen Präsidentschaft.
Zu den wichtigsten Punkten der unter Beisein der Fraktionsführer im Europäischen Parlament geführten
Gespräche nannte der Bundeskanzler den Abschluss über den Finanzrahmen für die Jahre 2007–2013,
den Themenkomplex der Zukunft Europas sowie Aspekte der Weiterentwicklung der Inneren und Äußeren Sicherheit.
„Das Europäische Parlament ist neben der Kommission wichtiger Mitentscheider in der Finanzfrage“, betonte
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Als wesentlichen Punkt im neuen Finanzrahmenpaket nannte Schüssel die
Tatsache, dass die zehn neuen Mitgliedstaaten dem Kompromiss zustimmen konnten. „Es ist dies ein ehrgeiziges Aufbau-
und Investitionsprogramm für Europa und mit einem Volumen von ca. 40 Milliarden Euro pro Jahr fast doppelt
so umfangreich wie einst der Marshall-Plan“, so Schüssel.
Weiters lobte der Bundeskanzler die nun gerechtere Aufteilung der Erweiterungskosten unter den Mitgliedstaaten
und verwies auf die Zusage Großbritanniens, mit Ende der laufenden Finanzperiode zur Mitfinanzierung der
Erweiterungskosten in vollem Umfang beizutragen. Darüber hinaus hob Bundeskanzler Schüssel die zusätzlich
eingearbeiteten Wachstumsimpulse im Finanzpaket hervor. So wurde die allgemeine Ausgabenobergrenze angehoben, die
Ausgaben für den Ländlichen Raum und die Grenzregionen konnten verbessert werden und eine zukunftsweisende
Forschungsfazilität im Ausmaß von rd. 10. Mrd. Euro eingerichtet werden.
Zu den Fragen der Zukunft Europas und dem Fortgang der Reflexionsphase verwies Schüssel auf eine breite Übereinstimmung
der Gesprächsteilnehmer, dass eine vertiefte Diskussion vorangetrieben werden müsse. „Wir brauchen eine
echte inhaltliche und tiefgehende Diskussion über das Europäische Lebensmodell. Wir müssen über
die Ziele, die Grenzen und die Aufgaben Europas offen miteinander reden“, so der Bundeskanzler. |
Plassnik: "Blick für das Machbare"
Außenministerin präsentiert EU-Jahresprogramm 2006 mit Finnland
Brüssel/Wien (bmaa) - "Das Lebendige lässt sich nicht berechnen", mit
diesem Zitat von Kafka leitete Außenministerin Plassnik am Montag (19. 12.) die gemeinsame Präsentation
mit dem finnischen EU-Staatssekretär Antti Peltomäki zum österreichisch-finnischen Jahresprogramm
für die beiden Ratsvorsitze des kommenden Jahres ein.
Plassnik betonte den Teamgeist, mit dem Österreich in die Ratspräsidentschaft gehe, und die enge Zusammenarbeit
Österreichs und Finnlands in der Vorbereitung auf den Ratsvorsitz, die auf allen Ebenen hervorragend funktioniert
habe und wohl auch für künftige Präsidentschaften vorbildlich sei.
Nach einem Jahr der Dürre und der Schwierigkeiten, sei mit der Einigung zur Finanziellen Vorschau eine spürbare
Erleichterung in Europa verbunden. Österreich als kommender Ratsvorsitz sehe sich daher - so Plassnik - auch
einer großen Erwartungshaltung gegenüber. Österreich werde im kommenden Halbjahr versuchen, pragmatisch
und mit einem Blick fürs Machbare diese Dienstleistung an 500 Millionen Europäern zu erfüllen.
Außenministerin Plassnik präsentierte anschließend die "Philosophie" der österreichischen
Ratspräsidentschaft, wobei sie insbesondere den Wunsch, eine positivere Grundstimmung in und zu Europa zu
schaffen und das Vertrauen der Bürger in das europäische Projekt zu stärken, betonte. "Es muss
das gemeinsame und langfristige Ziel sein, Europa für den Bürger verständlicher, zeitgemäßer
und spürbarer zu machen", so Plassnik.
In Bezug auf die Frage des weiteren Schicksals des Verfassungsvertrags gab Plassnik ihrer Erwartung Ausdruck, dass
die Reflexionsphase in den kommenden Monaten an Dynamik und Intensität gewinnen werde. Plassnik erinnerte
in diesem Zusammenhang an die beiden Konferenzen zur europäischen Kultur und Identität (Sound of Europe)
und zur Subsidiarität, die die österreichische Präsidentschaft organisieren wird.
"Wir müssen eine gemeinsame Choreographie entwickeln", so Plassnik. Nur so sei mehr Klarheit in
diesem europäischen Selbstfindungsprozess zu erreichen. Überschnelle Gebrauchsanweisungen oder juristische
Kunstgriffe würden jedenfalls nicht ausreichen.
Trotz der großen internen Herausforderungen dürfe sich Europa nicht einer Nabelschau hingeben. Plassnik
nannte in diesem Zusammenhang als "natürlichen Schwerpunkt für Österreich" insbesondere
den Westbalkan, für den die europäische Perspektive ein wesentliches Element der Stabilität und
Triebfeder für Reformen sei.
Als Wunsch an die Zukunft formulierte Plassnik abschließend drei Punkte, zu denen sie hoffe, dass der österreichische
Vorsitz beitragen werde: Mehr Vertrauen, mehr Klarheit und mehr Schwung. |