Innsbruck (universität) - Mit der sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung wird in
Zukunft auch die Zahl der Demenz-Patienten stark steigen. Für die Diagnose standen bisher vor allem psychologische
Tests und bildgebende Verfahren zur Verfügung, zuverlässige Biomarker aber fehlten. Forscher um A. Univ.
Prof. Mag. Dr. Christian Humpel vom Psychiatrischen Labor an der Medizinischen Universität Innsbruck etablierten
und verbesserten nun ein Diagnoseverfahren, das an der von Prof. Hartmann Hinterhuber geleiteten Universitätsklinik
für Psychiatrie seit Anfang 2005 bereits routinemäßig zum Einsatz kommt.
Demenzen gewinnen zunehmend an Bedeutung in der klinischen Praxis. Die schwerste Form, die Alzheimer-Demenz, ist
mit starkem Erinnerungsverlust und Wahrnehmungsstörungen verbunden. Bei den Medizinern besteht großes
Interesse an aussagekräftigen biochemischen Verfahren zur Diagnose der Erkrankung. Das Team im Labor für
Experimentelle Alzheimerdemenz um Prof. Christian Humpel ist deshalb in Kooperation mit der Gedächtnisambulanz
unter Leitung von Prof. Josef Marksteiner darum bemüht, entsprechende Biomarker für die Alzheimer-Demenz
zu identifizieren. In einer Studie wurden dazu 13 unterschiedliche Marker in der Rückmarkflüssigkeit
untersucht. Drei Kandidaten waren dabei von besonderem Interesse: beta-Amyloid lagert sich um die Nervenzellen
ab und ist besonders toxisch, das tau-Protein spielt eine essentielle Rolle beim Transport der Moleküle in
der Nervenzellen und kommt auch in phosphorylierter Form vor. Die Wissenschaftler konnten in einer einjährigen
Studie mit Vergleichsgruppen zeigen, dass die Kombination dieser drei Biomarker hochsignifikante Ergebnisse liefert
und eine klare Differenzierung der Alzheimer-Patienten von anderen Demenz-Patienten sowie von gesunden Kontrollgruppen
zulässt.
Im Routinebetrieb im Einsatz Seit Anfang dieses Jahres ist das Verfahren nun im Routinebetrieb der Universitätsklinik
im Einsatz. Die Untersuchungen werden auch den Krankenhäusern in ganz Westösterreich angeboten. Das Ergebnis
wird dabei in einer fünfstufigen Skala angegeben: Während die erste Stufe Werte im Normalbereich anzeigt,
weist die Stufe fünf einen starken Hinweis auf Demenz vom Alzheimertyp aus. In Zukunft wollen die Innsbrucker
Wissenschaftler weitere mögliche Biomarker für andere Formen der Demenz identifizieren. Außerdem
soll überprüft werden, ob solche Biomarker auch im Blut gefunden werden können, da dies das Verfahren
weiter vereinfachen würde. Unterstützt wurde die Forschungsarbeit vom österreichischen Wissenschaftsfonds.
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