erstellt am
02. 01. 06

 Gusenbauer: Ohne Kurswechsel in der Regierungs-Politik wird SPÖ nicht an einem Strang mit Regierung ziehen
Schüssel und Barroso für Europa der Großkonzerne verantwortlich - Interessen der Menschen nicht berücksichtigt
Wien (sk) - An einem gemeinsamen Strang werde man angesichts der EU-Ratspräsidentschaft nicht ziehen, solange die Regierung nicht ihre Politik ändert, sagte SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Samstag (31. 12.) in einem Interview im ORF-Mittagsjournal. Denn die Politik der Regierung gehe in die völlig falsche Richtung, so Gusenbauer. "Schüssel und Barroso sind verantwortlich für ein Europa der Großkonzerne. Die Interessen des Mittelstandes und der breiten Masse der Bevölkerung lassen sie dabei weit hinter sich", sagte der SPÖ-Chef. Es sei daher kein Wunder, dass die EU-Skepsis so weit verbreitet sei.

Zu den umstrittenen EU-Plakaten sagte Gusenbauer, dass es sich dabei um eine völlig missglückte Werbeaktion der Bundesregierung für den EU-Vorsitz handelt. "Dabei sind Steuergelder im großen Ausmaß vergeudet worden und damit hat sich Österreich international zum Gespött gemacht. Dafür sind Steuergelder nicht da", kritisierte der SPÖ-Vorsitzende.

"Die Menschen haben zu Recht den Eindruck, dass sie zu den Verlierern der EU-Politik gehören. Es ist daher dringend notwendig nicht über ein Ja oder Nein zur EU zu reden, sondern den Kurs der EU- und der Innenpolitik zu ändern", forderte Gusenbauer zum Abschluss des Interviews.

 

Lopatka: Gusenbauer auf Straches Spuren
Wien (övp-pk) - "Gusenbauer bestätigt täglich aufs Neue, dass er den Wettlauf in der EU-Kritik mit Strache aufnehmen will. Es fehlt nur mehr die Unterstützung für das Anti- EU-Volksbegehren von Strache", so ÖVP-Generalsekretär Dr. Reinhold Lopatka am Samstag (31. 12.). "Gusenbauer zieht einmal mehr die Populismus-Keule der konstruktiven Mitarbeit vor", sagte Lopatka weiter. Ein Staatsmann zeichne sich vor allem auch dadurch aus, Verantwortung zu übernehmen. "Diese Eigenschaft fehlt Gusenbauer offensichtlich." Zudem lasse die neuerliche Kritik an EU- Kommissionspräsident José Manuel Barroso europapolitisches Feingefühl eindeutig vermissen. "Statt ihn neuerlich zu kritisieren wäre es an der Zeit gewesen, sich bei ihm für die persönlichen Beleidigungen, die Gusenbauer jüngst in einem Interview geäußert hat, zu entschuldigen. Die Beschimpfungen des Kommissionspräsidenten fördern keinesfalls die notwendige sachliche Zusammenarbeit mit der Kommission und schaden daher Österreich."

Gusenbauer solle sich auch die Empfehlung seines wirtschaftspolitischen Beraters Androsch zu Herzen nehmen. Androsch sagte gegenüber "profil": "Ich empfehle der SPÖ-Parteiführung dringend, nicht in populistische Stimmungsmache zu verfallen, sondern die pro-europäische Haltung zu bewahren, die auch der internationalen Tradition der Sozialdemokratie besser entspricht. Alfred Gusenbauer sollte nicht anti-europäische Gefühle schüren." Lopatka abschließend: "Es ist schade, dass sich die einst staatstragende Partei SPÖ, die Österreich 1995 in die EU geführt hat, nun mit einem an Vorurteilen orientierten (Stichwort: Konzernschelte) Anti-Europa-Populismus zufrieden gibt. Dabei sind es gerade österreichische Konzerne, die bei uns erfolgreich ihre Arbeitsplätze sichern, weil sie die Chancen der EU nutzen (OMV, Voest, Banken, Versicherungen)." Die Europa-Raunzerei der SPÖ sei dabei wenig hilfreich, sehr wohl aber die Politik von Wolfgang Schüssel, die die besten Voraussetzungen schaffe, "damit Europa für Österreich ein Gewinn ist".
     

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