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Grüne Woche: Ost-West-Agrarforum diskutiert Folgen der Globalisierung |
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Pröll: Klare Kennzeichnung für Lebensmittel notwendig Berlin (aiz.info) - Wird die Globalisierung des Agrarhandels mehr Gerechtigkeit und neue Chancen im Welthandel bringen, oder ist sie eher eine Gefahr für Landwirte und Verbraucher? Diese Frage stand am Samstag im Zentrum des 13. "Ost-West-Agrarforums", das im Rahmen der "Grünen Woche" in Berlin veranstaltet wurde. Rund 1.400 Gäste waren der Einladung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, des Berliner Senats und der Messe Berlin gefolgt, um mit Agrarpolitikern zu diskutieren. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer zeigte sich überzeugt, dass von einem internationalen fairen Handel alle Beteiligten profitieren. Als Beispiel nannte er für das Jahr 2005 Steigerungen der deutschen Agrarexporte nach Polen und Ungarn um 30% und einen Anstieg der bundesdeutschen Importe aus Tschechien um 40%. "Die Ängste der Landwirte vor der EU-Osterweiterung haben sich als unbegründet erwiesen", so der Minister. Österreichs Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll war auch als Vorsitzender des EU-Agrarministarrats nach Berlin gekommen. Er verwies auf die beachtlichen Exporterfolge der Alpenrepublik und forderte eine internationale Verbraucherpolitik, die eine klare Kennzeichnung der Produkte umfasse, aber auch die Garantie, "dass das, was draufsteht, auch drinnen ist". Neben einer Basissicherheit sollte es die Möglichkeit von Zusatzqualifikationen – etwa die geographische Herkunftsangabe oder die ökologische Produktion – geben, stellte Pröll fest. Gegen den Vorwurf, durch Standards und Kennzeichnungspflicht die Hintertür für protektionistische Maßnahmen zu öffnen, wehrte sich EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel. Zwar müsse man verhindern, dass Kennzeichnungsregeln zu Handelshemmnissen führen. Aber "die EU-Standards sind so hoch, weil die Verbraucher es so wollen", unterstrich die Kommissarin. Russland will mehr Rechte als WTO-Kandidat Sein Land habe als Anwärter auf die Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation andere Vorstellungen vom fairen Handel, meinte Alexej W. Gordejew, Agrarminister der Russischen Föderation. Während ein WTO-Kandidatenland sämtliche ihm auferlegten Verpflichtungen erfüllen müsse, sei es mit keinerlei Rechten ausgestattet, so der Minister. China habe die Hürde des WTO-Beitritts bereits im Jahr 2001 genommen und seine Landwirtschaft entsprechend geöffnet, berichtete Vize-Landwirtschaftsminister Zhu Baocheng. So liege das Zollniveau für Agrarimporte bei lediglich 15,3% und damit im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt (62%) extrem niedrig. Um die Armut auf dem Land zu reduzieren, seien die 600 Millionen Bauern des 1,3-Milliarden-Einwohner-Landes seit Anfang 2006 nicht mehr steuerpflichtig. Trotz der erreichten Erfolge – das Handelsvolumen mit Agrarprodukten lag im Jahr 2004 bei 41 Mrd. US-Dollar – hofft China darauf, dass mit dem Abschluss der aktuellen WTO-Runde bestehende Ungerechtigkeiten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern verringert werden. Polens Agrarminister Krzysztof Jurgiel plädierte dafür, den Schwerpunkt der EU-Agrarpolitik von der landwirtschaftlichen Produktion auf die ländlichen Räume zu verlagern und hier neue Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. Drei Säulen sollen die polnische Agrarproduktion ausmachen: gesunde, sichere Lebensmittel aus Großbetrieben, aber auch ökologische Produkte sowie solche mit regionalem Bezug. |
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