Wachstum im vierten Quartal bei über 2 Prozent – Industrie stark, Konsum weiter verhalten
– Österreich "Euro-Meister" beim Export seit der Euroeinführung
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) sank im Dezember leicht
von 2,2 auf 2,1. Trotzdem brachte nach Meinung der Ökonomen der BA-CA das vierte Quartal mit 2,2 Prozent (zum
Vorquartal auf Jahresbasis) das höchste Wachstum im Jahr 2005. "Die starke Industrieproduktion und die
leicht verbesserte Privatnachfrage dürften das Wachstum im vierten Quartal nochmals beschleunigt haben",
meint Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Nach Meinung der Volkswirte der BA-CA bedeutet der leichte Rückgang
des Konjunkturindikators, der vor allem durch eine wieder leicht gesunkene Konsumentenstimmung verursacht wurde,
nicht, dass sich das Tempo der Wirtschaft im ersten Quartal 2006 abschwächen wird. "Wir erwarten trotz
des Rückgangs unseres Konjunkturindikators keine Abschwächung des Wachstums im ersten Quartal. Wir sehen
uns jedoch in unserer Meinung bestätigt, dass auch 2006 das Wachstum in Österreich nicht über seinem
Potential sein wird", sagt Stefan Bruckbauer von der BA-CA.
Die Ökonomen der Bank Austria Creditanstalt gehen nach 1,8 Prozent 2005 von 2,1 Prozent Wachstum 2006 aus,
wobei eine Beschleunigung des Konsums, aber auch der Exporte dafür verantwortlich sein werden. Allerdings
erwarten die Ökonomen trotz positiver Impulse aus Deutschland gegen Jahresende 2006 aufgrund der Vorzieheffekte
vor der Mehrwertsteuererhöhung 2007 eine sich im Jahresverlauf von 2006 abschwächende konjunkturelle
Dynamik. "Wir gehen von einer Abflachung des Tempos der Weltwirtschaft in den nächsten Quartalen aus,
was mit den negativen fiskalischen Effekten im Euroraum 2007 (allen voran die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland)
zu einem schwächeren Wachstum in Österreich 2007 führen wird", meint Kager, " Wir erwarten
daher 2007 ein Wachstum in Österreich von 1,7 Prozent."
Die Entwicklung der österreichischen Wirtschaft seit der Euroeinführung verglichen mit anderen Euroländern
bestätigt das Bild einer sehr dynamischen, österreichischen Industrie, die vom Export getragen wird bei
gleichzeitig verhaltener privater Nachfrage. "Das Wachstum war mit 5,1 Prozent 1 2005 deutlich dynamischer
als der Euroraumdurchschnitt von 1,2 Prozent und wurde nur von der deutschen Industrie mit 7,1 Prozent 1 übertroffen",
so Kager. "Noch deutlicher zeigt sich der Vorsprung seit der Euroeinführung 1999", betont die BA-CA
Chefvolkswirtin. Die österreichische Industrieproduktion hat sich viermal so dynamisch wie der Euroraumdurchschnitt
entwickelt und Österreich konnte mit 40 Prozent Wachstum insgesamt bzw. 5,0 Prozent pro Jahr (Euroraumschnitt
1,6 Prozent Wachstum pro Jahr) hinter Irland (7,2 Prozent p.a.) den zweiten Platz belegen. Gleichzeitig war die
österreichische Industrie deutlich erfolgreicher als etwa die deutsche, die mit einem Wachstum von 18 Prozent
bzw. 2,5 Prozent pro Jahr hinter Finnland immerhin den vierten Platz belegte. Getrieben war dieser Erfolg von den
Exporten, dies gilt sowohl 2005 als auch seit der Euroeinführung. Mit 7 Prozent Exportwachstum (bereinigt
um statistische Sondereffekte) in den ersten zehn Monaten lag Österreich 2005 hinter den Niederlanden (12
Prozent, allerdings sind rund ein Viertel davon auf Öl- und Ölprodukte zurückzuführen), Griechenland
(10 Prozent) und Finnland (8 Prozent) an vierter Stelle. Betrachtet man jedoch die Periode seit der Euroeinführung,
so erreicht Österreich den ersten Rang. "Mit einem Exportwachstum von 76 Prozent insgesamt bzw. über
8 Prozent pro Jahr seit der Euroeinführung ist Österreich ‚Euro-Exportmeister' und ließ die Niederlande,
Deutschland und auch Irland hinter sich", sagt Stefan Bruckbauer.
Bei einem Vergleich der Inländischen Konsumnachfrage anhand der realen Einzelhandelsumsätze liegt Österreich
jedoch seit der Euroeinführung nicht im Spitzenfeld sondern mit 1,2 Prozent pro Jahr (8,3 Prozent insgesamt)
lediglich auf Platz 8. Noch weniger dynamisch war der Einzelhandel in den Niederlanden (1,0 Prozent pro Jahr) und
in Belgien (0,6 Prozent pro Jahr) und auf den beiden letzten Plätzen landeten Deutschland (0,1 Prozent pro
Jahr) und Italien (- 0,7 Prozent pro Jahr). 2005 konnte Österreich jedoch mit einem Wachstum von Dezember
2004 bis Oktober 2005 von rund 3,5 Prozent auf Jahresbasis hinter Irland und Finnland den dritten Platz belegen.
Auch die beiden bisherigen Nachzügler Deutschland und Italien konnten trotz erneut schwacher Entwicklung ihre
relative Position im Euroraum verbessern und landeten auf dem 7. bzw. 9. Platz. Schlusslichter sind nun Frankreich,
Spanien und Belgien. Nach Meinung der Ökonomen der BA-CA erklärt der Vergleich mit anderen Ländern
des Euroraumes auch, warum Österreich trotz sehr hoher Export- und Industriedynamik beim Wirtschaftswachstum
seit der Euroeinführung mit 2,1 Prozent pro Jahr "nur" im Mittelfeld landet, wenn auch deutlich
vor seinen wichtigsten Handelspartnern Deutschland (vorletzter Platz) und Italien (letzter Platz) mit jeweils rund
1,2 Prozent jährlichem Wachstum seit der Euroeinführung 1999.
Die Ökonomen der BA-CA weisen jedoch darauf hin, dass bei guter Exportdynamik 2005 und sich nun wieder belebender
Inlandsnachfrage Österreich 2005 immerhin hinter Irland, Finnland, Spanien und Griechenland den fünften
Platz beim Wachstum (1,8 Prozent) erzielen konnte. |